Wer ein kleines Unternehmen führt, eines gründet oder freiberuflich tätig ist, steht vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Den Aufwand für Abrechnungen und Kontoführung oder die Steuer zu minimieren, verspricht Entlastung – ein passendes Geschäftskonto nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Dieses ist zwar für Selbstständige oder Freiberuflerinnen und -berufler nicht gesetzlich verpflichtend, kann aber nach Einschätzung von Sergé Offers, Head of Business Banking bei der Direktbank ING Deutschland, die Arbeit erleichtern. Die Voraussetzung seiner Einschätzung nach: Es muss für Nutzende „möglichst digital und schnell“ funktionieren – „so wie sie es aus dem privaten Banking gewohnt sind“, wie er im Interview mit DUP UNTERNEHMER sagt. Warum das so ist und welche Optionen ein modernes Geschäftskonto darüber hinaus bieten sollte, lesen Sie hier:
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Herr Offers, wieso sollten auch kleinere und Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer wie etwa freiberuflich Tätige ein Geschäftskonto führen?
Sergé Offers: Gesetzliche Bestimmungen in Deutschland sehen dies erst für größere Unternehmen oder Kapitalgesellschaften wie GmbHs zwingend vor. Allerdings schließen viele Banken laut ihren AGB die Nutzung eines Privatkontos für Geschäftliches ausdrücklich aus. Hinzu kommt: Führt etwa ein Freiberufler seine geschäftlichen Zahlungsaus- und -eingänge über sein privat genutztes Girokonto, gerät leicht der Überblick verloren. Das kann zusätzlichen Aufwand bedeuten – beispielsweise bei der Steuererklärung, wo dann unternehmerische und private Zahlungen haarklein aufgedröselt werden müssen. Das kostet mindestens Zeit – möglicherweise auch Honorar für den Steuerberater. Und nicht zu vergessen: Ein Geschäftskonto vermittelt gegenüber Kunden und Geschäftspartnern ein professionelles Bild. Es zeigt, dass das Unternehmen gut organisiert ist und seine Finanzen im Griff hat.
Was sollte ein modernes Geschäftskonto bieten, damit es auch Selbstständige und freiberuflich Arbeitende effizient und sinnvoll nutzen können?
Offers: Es sollte mehrere wesentliche Funktionen bieten, um Selbstständige und freiberuflich Tätige optimal zu unterstützen. Zum einen ist eine vollständig digitale Abwicklung aus meiner Sicht entscheidend, sodass das Konto schnell und unkompliziert eröffnet und später genutzt werden kann. Zum anderen sollte das Gebührenmodell flexibel und transparent sein, wobei die Gebühren bestenfalls abhängig von der Anzahl der Transaktionen berechnet werden. Schließlich sollte eine mobile App verfügbar sein, die eine umfassende Kontoübersicht und die Möglichkeit zur Durchführung von Überweisungen bietet. Das erleichtert nicht nur die Bedienung, sondern ermöglicht auch eine Übersicht über die Geschäftslage. Gebe ich mehr aus, als ich erwirtschaften kann? Wie sieht die Liquiditätslage meines Betriebs aus? Gibt es Muster in meinen Auftragseingängen, die ich erkennen kann, um so zum Beispiel berufliche Flauten mit mehr Liquidität absichern zu können? Aber: Bei aller Digitalisierung zählt nach wie vor der menschliche Faktor. So sollte meine Bank die Option bieten, sie bei konkreten Fragen und Wünschen telefonisch zu erreichen, um im Zweifel wichtige Informationen persönlich von einem Mitarbeitenden zu erhalten.
Damit wäre die Basis abgedeckt – welche Angebote einer Bank für kleine und Kleinstunternehmen erachten Sie darüber hinaus für sinnvoll?
Offers: Überschüssige Liquidität sollte einfach auf ein Tagesgeldkonto transferierbar sein – denn dann wirft sie anders als auf dem Girokonto auch Zinsen ab. Angesichts der weiter bestehenden Inflation geht dann keine oder zumindest weniger Kaufkraft verloren. Sinnvoll erscheint es mir auch, wenn mein Bankdienstleister die Möglichkeit bietet, schnell und unkompliziert einen Firmenkredit zu bekommen – zum Beispiel für eine Erneuerung der technischen Ausstattung oder selbstverständlich auch für die Expansion meiner Geschäfte. So können sich auch Klein- und Kleinstunternehmende eine enge Finanzbeziehung aufbauen, die man klassischerweise mit einer Hausbank verbindet. Alles aus einer Hand, möglichst digital und schnell, so wie sie es aus dem privaten Banking gewohnt sind – das erwarten Unternehmerinnen und Unternehmer von ihrem Geschäftskonto aus meiner Sicht heute.