Europa ringt mit sich selbst – zwischen Künstlicher Intelligenz und Klimakrise, wachsendem Regulierungsdruck und schwindendem Vertrauen. Doch wie viel Staat verträgt Innovation? Wie bleibt Europas Wirtschaft zukunftsfähig? Und wie kann Vertrauen in Politik und Institutionen zurückgewonnen werden? Antworten auf diese Fragen suchten beim „Eurominds Wirtschaftsgipfel 2025“ in Hamburg mehr als 130 Sprecherinnen und Sprecher aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur – und setzten dabei wichtige Impulse für die Zukunft.

Gedanken säen, Wandel ernten
„Viele sagen, dass man einfach machen soll. Ich meine, es muss zuerst der Gedanke mit einem Warum gepflanzt werden“, sagt Gastgeber und Initiator Sören Bauer, „diese Inspiration bekommt man beim ,Eurominds‘-Summit, weil hier Menschen sind, die Visionen haben und etwas bewegen wollen – und das steckt an.“
Rund tausend Gäste kamen ins „Radisson Blu Hotel“ sowie zum abendlichen Get-together ins „Café Schöne Aussichten“. Darunter prominente Persönlichkeiten wie Jean Asselborn, Francis Fulton-Smith, Tijen Onaran oder Boris Herrmann. In Panels, Keynotes und Masterclasses wurde klar: Der Wandel ist da – aber die Richtung muss noch bestimmt werden. Zum Auftakt sprach Jean Asselborn, langjähriger Außenminister Luxemburgs, über die Gründungsidee der Europäischen Union: „Die EU ist nicht gegründet worden, um irgendwen zu ärgern – sondern um Frieden zu sichern.“ Mit Blick auf den Ukraine-Krieg mahnte er: „Wenn Putin gewinnt, wird er nicht stehen bleiben.“ Auch den Brexit kommentierte er deutlich: „Boris Johnson hat gelogen. Ich hoffe, Großbritannien kehrt eines Tages zurück.“

Wirtschaft verändert sich –
mit Werten und Verantwortung
Im Zentrum vieler Debatten stand die Frage, wie Europa wirtschaftlich aufholen kann, ohne seine Grundwerte zu opfern. Marc S. Tenbieg, Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds, betonte: „Die Zukunft sehen wir nicht im Rückspiegel. Es braucht Mut – zur Gründung, zur Transformation, zum Risiko.“ Europa solle sich nicht an den autoritären Erfolgsmodellen anderer messen, sondern seinen „eigenen, freiheitlichen Weg“ verteidigen – und in Innovation investieren.
Wie gelingt der digitale Durchbruch, ohne Vertrauen zu verspielen? Diese Frage war Thema des zweiten Konferenztags. In einer stark besuchten Masterclass zeigte KI-Experte Raffaello Kramm, wie Unternehmen Künstliche Intelligenz gewinnbringend einsetzen können. Die Medizin-Professorin Katrin Hoffmann berichtete, wie in der Schweiz KI bereits bei der OP-Vorbereitung hilft – und Ärztinnen und Ärzten dadurch mehr Zeit für die Betreuung von Patientinnen und Patienten bleibt.

Doch technologische Fortschritte reichen nicht aus, wenn das Vertrauen fehlt. In einem viel beachteten Panel stellte FDP-Politiker Johannes Vogel fest: „Viele Bürger haben das Vertrauen in die Politik verloren – nicht zu Unrecht.“ Er plädierte für mehr Ehrlichkeit, Selbstkritik und neue Karrieremodelle: „Sektorenwechsel könnten helfen, Politik und Wirtschaft näher zusammenzubringen.“
Persönliche Einblicke und politische Botschaften beim Eurominds Wirtschaftsgipfel 2025
Der Gipfel bot nicht nur große Weltpolitik – auch persönliche Perspektiven kamen zu Wort. Schauspielerin Janine Kunze sprach über die Vereinbarkeit von Familie und Karriere: „Ich wollte immer eine arbeitende Mutter sein – auch wenn viele mir davon abgeraten haben.“ Weltumsegler Boris Herrmann berichtete eindrucksvoll, wie sichtbar der Klimawandel bereits auf den Weltmeeren ist: „Früher war die Nordostpassage vereist – heute segelt man einfach durch.“

Aus Unternehmersicht brachte Dr. Marcus Wöhrl, Geschäftsführer der Dormero-Hotelgruppe, kritische Töne ein: „Der Mittelstand ist flexibler, als viele denken. Aber wir brauchen mehr Ehrlichkeit, auch gegenüber Investoren.“ Hotelimmobilien seien aktuell ein fragiles Geschäft, warnt er: „Wer investiert, sollte auf inhabergeführte Betriebe setzen, die schnell auf Veränderungen reagieren können.“
