Unternehmensnachfolge

Was ist mein Unternehmen wert?

Der Unternehmenswert ist eine zentrale Größe im Rahmen jeder Unternehmensnachfolge. Er entscheidet mit darüber, ob ein Käufer abspringt, eine Finanzierung zustande kommt oder familiäre Ausgleichszahlungen akzeptiert werden. Eine fundierte Unternehmensbewertung schafft Klarheit und ist die Basis für jede Art der Nachfolge – vom Verkauf an Dritte über die familieninterne Übergabe bis zur Beteiligung durch Management oder Investoren.

05.06.2025

So gelingt eine realistische Unternehmensbewertung vor der Nachfolge

Eine realistische Bewertung ist nicht nur Grundlage für Kaufpreisverhandlungen, sondern auch essenziell für steuerliche Bewertungen, Finanzierungszusagen und die Akzeptanz aller beteiligten Parteien – insbesondere im Gesellschafterkreis. Besonders im Mittelstand herrschen jedoch häufig unrealistische Preisvorstellungen – ein Risiko für die gesamte Nachfolgeplanung.

Die gängigen Bewertungsverfahren im Überblick

1. Ertragswertverfahren
Das im Mittelstand am häufigsten eingesetzte Verfahren. Es basiert auf den künftig nachhaltig erzielbaren Gewinnen und diskontiert diese mit einem Kapitalisierungszins.

2. Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF)
International etabliert, aber aufwendiger in der Anwendung. Die zukünftigen Cashflows werden auf den heutigen Barwert abgezinst. Besonders relevant bei professionellen Investoren oder Private-Equity-Transaktionen.

3. Multiplikatorverfahren (Marktwertorientierung)
Hier wird der Unternehmenswert aus vergleichbaren Markttransaktionen oder Branchen-Multiples abgeleitet – etwa auf Basis von EBIT oder EBITDA. Schnell anwendbar, aber stark abhängig von Marktlage und Vergleichbarkeit.

Werttreiber und individuelle Faktoren

Eine seriöse Unternehmensbewertung berücksichtigt mehr als Zahlen. Zu den wertrelevanten Faktoren zählen:

  • Abhängigkeit vom Inhaber oder Schlüsselpersonen
  • Kundenstruktur und Vertragsbindung
  • Innovationskraft und Marktposition
  • Betriebsorganisation und Skalierbarkeit
  • Dokumentation von Prozessen, IT-Systeme und Compliance-Strukturen

Zwei Unternehmen mit ähnlichem Umsatz können stark unterschiedliche Werte haben – abhängig von ihrer Struktur, Stabilität und Zukunftsfähigkeit.

Externe Einflussfaktoren auf den Unternehmenswert

Neben der internen Analyse sind auch externe Rahmenbedingungen relevant:

  • Konjunktur und Branchentrends
  • Zinsumfeld und Zugang zu Kapital
  • ESG-Faktoren und regulatorische Anforderungen
  • Marktdynamik: Gibt es aktuell viele potenzielle Käufer?

Diese Faktoren können Multiplikatoren steigen oder fallen lassen – mit direkter Auswirkung auf den erzielbaren Preis.

Vorbereitung ist alles: So optimieren Sie Ihre Ausgangslage

Schon 12 bis 24 Monate vor dem geplanten Übergabezeitpunkt können gezielte Maßnahmen den Unternehmenswert positiv beeinflussen:

  • Aufbereitung der Zahlen (Jahresabschlüsse, Planung, Reporting)
  • Reduktion von Inhaberabhängigkeiten
  • Professionalisierung von Prozessen
  • Aufbau zweiter Führungsebene
  • Frühzeitige Gespräche mit Bewertungs- oder M&A-Experten

Wer rechtzeitig ansetzt, erhöht nicht nur den Wert, sondern auch die Verhandlungssicherheit im Nachfolgeprozess.

Wert ist nicht gleich Preis

Eine Unternehmensbewertung liefert eine nachvollziehbare Grundlage – aber nicht den finalen Kaufpreis. Dieser entsteht im Zusammenspiel aus Verhandlungsführung, Wettbewerb, strategischem Interesse des Käufers und emotionaler Bereitschaft der Parteien. Auch Finanzierungsmodelle wie Earn-Outs, Verkäuferdarlehen oder stille Beteiligungen wirken auf den finalen Transaktionswert ein.

Fazit

Eine professionelle Unternehmensbewertung ist ein Muss für jede geplante Unternehmensnachfolge. Sie schafft Transparenz, schützt vor unrealistischen Erwartungen und bildet die Basis für strukturierte Nachfolgeprozesse. Unternehmer sollten den Bewertungsprozess frühzeitig einleiten und dabei sowohl unternehmensinterne als auch externe Faktoren einbeziehen.