Finanzierungsmodelle

Bausteine der Kaufpreisfinanzierung bei der Unternehmensnachfolge: Was Käufer wissen müssen

Wer ein Unternehmen übernehmen will, muss nicht nur das operative Geschäft verstehen – sondern auch die Finanzierung des Kaufpreises solide aufstellen. Die Kaufpreisfinanzierung ist einer der kritischsten Punkte im Nachfolgeprozess. Denn nur wenn die Finanzierung steht, wird aus einem potenziellen Käufer ein realer Übernehmer. Neben klassischem Eigen- und Fremdkapital spielen zunehmend auch Fördermittel, Beteiligungsmodelle und Verkäuferdarlehen eine Rolle.

23.05.2025

1. Eigenkapital: Die Basis jeder Finanzierung

Ein gewisser Eigenmittelanteil ist bei jeder Finanzierung unerlässlich – nicht nur als Risikopuffer, sondern auch als Signal für die eigene Ernsthaftigkeit. Banken und Förderinstitute verlangen in der Regel zwischen 10 % und 30 % Eigenkapital, abhängig von Bonität, Geschäftsmodell und Sicherheiten.

Hinweis:
Bei Management-Buy-Ins oder -Buy-Outs (MBI/MBO) kann Eigenkapital auch durch Beteiligungsgesellschaften ergänzt werden, wenn das Management selbst nicht ausreichend Mittel mitbringt.

2. Fremdkapital: Klassische Bankfinanzierung

Hausbanken oder Nachfolge-spezialisierte Kreditinstitute finanzieren in der Regel einen Großteil des Kaufpreises. Dabei kommt es auf ein tragfähiges Finanzierungskonzept an – inklusive Businessplan, Liquiditätsplanung und Risikobetrachtung.

Mögliche Instrumente:

  • KfW-Unternehmerkredit oder ERP-Gründerkredit – Universell
    Für Übernahmen, Nachfolgelösungen und tätige Beteiligungen.
  • Bürgschaften über Bürgschaftsbanken der Länder
    Wenn keine ausreichenden Sicherheiten vorhanden sind.
  • Hausbankkredit mit Tilgungszuschuss oder Nachrangdarlehen
    In Kombination mit Förderprogrammen oder Beteiligungskapital.

3. Fördermittel und öffentliche Programme

Die öffentliche Hand fördert Unternehmensnachfolgen gezielt – etwa zur Sicherung von Arbeitsplätzen, Innovationskraft oder regionaler Strukturpolitik.

Wichtige Programme:

  • KfW-Nachfolgefinanzierung: Zinsgünstige Kredite, zum Teil mit Haftungsfreistellung.
  • Förderkredite der Landesbanken und Investitionsbanken: Unterschiedlich nach Bundesland.
  • INVEST-Zuschuss (BMWK): Für Beteiligungen an innovativen KMU.
  • Beratungsförderung (z. B. BAFA): Für vorbereitende Maßnahmen wie Gutachten oder Coaching.

Tipp:
Förderprogramme sind oft kombinierbar, unterliegen aber Antragsfristen und bestimmten Voraussetzungen. Frühzeitige Abstimmung mit einem Fördermittelberater ist sinnvoll.

4. Verkäuferdarlehen: Brücke für die Finanzierungslücke

In vielen Nachfolgelösungen gewähren die Altgesellschafter ein Verkäuferdarlehen – etwa über 10 % bis 30 % des Kaufpreises. Vorteile:

  • Geringere Sofortbelastung für den Käufer
  • Signal für Vertrauen und Begleitung
  • Nachrangigkeit ermöglicht zusätzliche Fremdfinanzierung

Aber:
Verkäuferdarlehen müssen klar vertraglich geregelt und insolvenzfest ausgestaltet sein. Tilgungsmodalitäten, Sicherheiten und Verzinsung gehören auf den Tisch.

5. Beteiligungskapital: Wenn Banken an Grenzen stoßen

Gerade bei größeren Übernahmen, bei geringer Eigenkapitaldecke oder in komplexen Konstellationen kann Beteiligungskapital den Spielraum erweitern. Mögliche Akteure:

  • Private Equity-Gesellschaften
  • Family Offices mit Nachfolgefokus
  • Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG)
  • Impact-Investoren (z. B. in ESG-kontextualisierten Fällen)

Diese Kapitalgeber steigen meist für 5–10 Jahre ein, oft mit Minderheitsbeteiligungen und klaren Ausstiegsszenarien.

6. Earn-Outs und gestufte Kaufpreise

In Fällen mit hoher Ergebnisunsicherheit oder persönlicher Bindung des Verkäufers kann ein Teil des Kaufpreises erfolgsabhängig vereinbart werden (Earn-Out). Typisch in Kombination mit:

  • Unternehmensverbleib des Verkäufers über 1–2 Jahre
  • Meilenstein- oder EBITDA-Zielen
  • Kaufpreisanpassungen bei Abweichung vom Businessplan

Fazit

Die Kaufpreisfinanzierung einer Unternehmensnachfolge ist ein mehrschichtiges Finanzierungskonzept – kein Standardprodukt. Käufer müssen verschiedene Bausteine kombinieren, Fördermittel prüfen und Verhandlungsspielräume nutzen. Wer früh mit der Planung beginnt, erhöht die Chancen auf tragfähige und bankenfähige Lösungen.