Geht es um Aufklärungssatellitensysteme Errichtung von Observatorien und Teleskopen für die astronomische Forschung, dann mischen die Expertinnen und Experten von OHB mit Hauptsitz in Bremen bei zahlreichen Hightech Projekten mit. Gera de die Aktivitäten im Bereich Verteidigung dürften jetzt an Gewicht gewinnen, so der Vorstandschef Marco Fuchs. Dank des von der Bundesregierung deutlich aufgestockten Budgets des Verteidigungsministeriums erwartet er einen sich mehr als verdoppelnden Umsatzanteil dieses Bereichs.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wohin wollen Sie mit Ihrem Unternehmen technologisch und unternehmerisch bis 2030? Was ist Ihre große Vision?

Marco Fuchs: Wir sind von Anfang an ein Raumfahrt- unternehmen, ein echtes Raumfahrthaus. Von kleinen 5-Kilo-Satelliten bis zu 5-Tonnen-Riesen bauen wir alles selbst. Wir sind ein vollständiger 360-Grad-Anbieter von Satelliten, Raketen, Datenveredelung, zivil wie militärisch. Historisch kamen rund zehn Prozent unseres Umsatzes aus der Verteidigung. Das wird künftig deutlich mehr, vielleicht ein Viertel. Insgesamt treibt uns das an, was uns seit Anfang an angespornt hat: Wir wollen die Nützlichkeit der Raumfahrt noch stärker in den Mittelpunkt stellen – für Klima, Umwelt, Sicherheit.
In Europa sorgt ja gerade der „Raumfahrt- Boom“ für Schlagzeilen. Sehen Sie sich dabei als Vorreiter oder als Getriebene?
Fuchs: Wir sind da seit Jahrzehnten vorn dabei. Diese neue Aufregung um Konstellationen, Mini-Satelliten und Co. – das haben wir schon in den 1990er-Jahren gemacht. Wir lassen uns da nicht die Butter vom Brot nehmen. Gleichzeitig ist das ein Markt, in dem Europa trotz aller Zusammenschlüsse nicht einfach so zu SpaceX aufschließt. Das ist kein reiner Software-Case, das ist vor allem Hardcore-Hardware, Materialwissenschaft, Thermik.
Sie sprechen SpaceX an. Ist Elon Musk für Sie eher Konkurrent oder Vorbild?
Fuchs: Ganz klar: SpaceX ist das Raumfahrt- unternehmen unserer Zeit. Ich kenne die von Anfang an. Was SpaceX mit Wiederverwendbarkeit, Starship oder der Dragon-Kapsel geschafft hat, ist unglaublich. Ohne großes Marketing, rein mit Engineering und harter Arbeit.

Wenn jetzt so viel Geld in Verteidigung fließt, ist das für Sie nur ein willkommenes Geschäft – oder erzeugt das auch ein mulmiges Gefühl?
Fuchs: Die Welt hat sich in den letzten Jahren verändert. Wir sind groß geworden mit Umwelt- und Klimathemen. Wir bauen CO2- Monitoring-Satelliten, das ist unser Kerngeschäft. Dass jetzt durch die Kriege die Budgets sprudeln, hätte ich mir vor Jahren nicht vorstellen können. Aber für uns heißt das: plötzlich ein ganz neuer Aufschwung. Und da wollen wir natürlich dabei sein.
Gibt es eigentlich einen Moment, auf den Sie besonders stolz sind?
Fuchs: Wir sind ein Familienunternehmen, gegründet von meiner Mutter 1981. Ich bin seit 1995 dabei, aus einer kleinen Bude mit fünf Leuten wurden 3.600. Auch der Börsengang damals war für uns ein ganz großer Moment. Reputation, Kapital, das war wichtig. Heute freut mich, dass wir etwas machen, das Bedeutung hat, das Wirkung zeigt. Darum geht es mir.
Gab es in Ihrer Laufbahn Momente, in denen Sie auch einmal dachten: Jetzt reicht es aber, ich höre besser auf?

Fuchs: Klar, das ist normal. Wir bauen Satelliten, das ist wie Schiffbau: komplex, riskant, oft mit Verzögerungen, manchmal wirtschaftlich hart. Die Marge ist dünn, Projekte können scheitern. Aber wenn man das große Ganze will, kann man nicht nur die Rosinen rauspicken. Sie müssen alles beherrschen, vom Satelliten bis zur Datenveredelung.
Ganz persönlich: Was treibt Sie jeden Morgen noch an?
Fuchs: Wir haben eine richtig gute Phase. Der Markt zieht, das spornt mich an. Und es
ist meine Welt – die Raumfahrt-Community ist über Jahrzehnte mein Zuhause geworden. Da fühle ich mich wohl, habe das Gefühl, wirklich gestalten zu können. Auch deshalb engagiere ich mich beim Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie BDLI.

