DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wenn Sie mit mittelständischen Unternehmen über Künstliche Intelligenz sprechen – was ist meist der erste Impuls?
Sascha Göpfert: Im Mittelstand treffe ich vor allem auf großes Interesse und hohe Erwartungen. Viele sehen in KI enormes Zukunftspotenzial – nicht mehr als ferne Vision, sondern als Technologie, die bereits heute überall spürbar ist. Skepsis gibt es natürlich noch, aber die Sichtweise „KI ist nur ein Hype“ ist selten geworden. Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, dass sich dieses Potenzial schon heute praktisch nutzen lässt und dass man nicht erst abwarten muss.
Viele Mittelständler fragen sich, wo sie beim Thema Künstliche Intelligenz konkret anfangen sollten. Was ist Ihr Ansatz, um KI als echten Produktivitätshebel in SAP-Landschaften zu verankern?
Göpfert: Der Schlüssel ist, klein und konkret anzufangen – aber mit klarem Blick auf den späteren Nutzen. Entscheidend ist die Auswahl des richtigen KI-Anwendungsfalls. Wir achten dabei besonders auf zwei Dinge: Erstens muss ein klarer Mehrwert erkennbar sein – wenn beispielsweise ein Arbeitsschritt durch KI einfacher oder schneller wird. Zweitens zählt die Umsetzbarkeit: Wir setzen auf Plattformen wie die SAP Business Technology Platform, kurz BTP, und bewährte Best Practices. So wird KI vom Experiment zum echten Produktivitätshebel.
In vielen Unternehmen fehlt es nicht an Daten, sondern an der Fähigkeit, daraus Entscheidungen zu generieren. Wie helfen Sie Ihren Kunden dabei, Datenströme so aufzubereiten, dass KI tatsächlich Entscheidungsqualität liefert?
Göpfert: Die neue SAP Business Data Cloud spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie macht Daten über eine einheitliche Infrastruktur als Produkte und direkt in KI-Anwendungen nutzbar. Erfahrungsgemäß geht einem erfolgreichen KI-Projekt fast immer ein starkes Analytics-Projekt voraus. Denn erst wenn Daten sauber strukturiert sind, kann Künstliche Intelligenz echte Entscheidungsqualität liefern.
Wie sehr verändert sich aus Ihrer Sicht durch KI die Rolle von IT-Abteilungen in mittelständischen Unternehmen? Wird aus dem SAP-Administrator von gestern der KI-Architekt von morgen?
Göpfert: Ganz ohne KI-Know-how wird künftig kaum ein IT- oder SAP-Spezialist auskommen – das Werkzeug ist zu mächtig, um es zu ignorieren. Viele Aufgaben werden durch KI automatisiert, Rollenprofile verändern sich entsprechend. Gleichzeitig bleibt KI aber kein Allheilmittel: Sie ergänzt die Kompetenzen, ersetzt sie jedoch nicht. Deshalb wird aus dem SAP-Administrator nicht automatisch ein KI-Architekt, wohl aber jemand mit einem deutlich erweiterten Werkzeugkasten.
Valantic tritt an, Business und Technologie zusammenzubringen. Wenn Sie drei entscheidende Voraussetzungen nennen müssten, damit KI im Mittelstand kein Strohfeuer bleibt, welche wären das?
Göpfert: Drei Dinge sind maßgebend: die Anwendenden früh einzubeziehen, da viele KI-Anwendungen ohne Akzeptanz ungenutzt bleiben. Dann braucht es eine klare strategische Verankerung, denn erfolgreiche Lösungen lassen sich oft auf andere Prozesse übertragen. Und: Im SAP-Umfeld funktioniert KI nur nachhaltig in interdisziplinären Teams.

