Wenn ein Handwerker auf der Baustelle steht und eine Fliese ersetzen will, hat er selten Zeit und Muße, sich durch Datenblätter zu klicken. „Was er aber immer dabeihat, ist sein Handy“, sagt Michael Benirschka, Chief Transformation Officer bei FIS Informationssysteme und Consulting. Genau dort setzt die Lösung der FIS-Gruppe – bestehend aus FIS, Medienwerft und FIS-ASP – an: Ein Foto genügt, und die Künstliche Intelligenz findet das passende Produkt im Portfolio des Großhändlers.
Die Idee zur Visual Search entstand nicht im Labor, sondern „aus einem ganz konkreten Kundenbedarf heraus“, ergänzt Manuel Sammeth, Geschäftsführer bei FIS-ASP. Gemeinsam mit dem Baustoffhändler Stark entwickelte die FIS-Gruppe eine Lösung, die Fliesen allein anhand von Form, Farbe und Struktur erkennt. Technologisch basiert sie auf einem hochdimensionalen Vektorraum, der jedes Produkt anhand zahlreicher Merkmale verortet – von der Oberfläche bis zur Farbnuance.
Wirtschaftlich sinnvolle KI
Diese Art der KI sei nicht nur komfortabel, sondern wirtschaftlich sinnvoll, erklärt Sammeth: „Es geht um eine bessere Conversion-Rate und darum, Kunden in einem emotionalen Moment nicht zu verlieren. Zum Beispiel, wenn sie im Urlaub eine schöne Fliese sehen und diese auch daheim verbauen möchten.“ Dank des Systems genügt ein Foto, um ähnliche Produkte im Katalog des Händlers zu finden.
Der technologische Aufwand ist dabei überschaubar, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. „Am größten ist der initiale Trainingsaufwand des Modells“, sagt Benirschka. Entscheidend sei vor allem die Datenqualität – ein Thema, bei dem FIS nach eigener Aussage besonders gut aufgestellt ist. Denn zur Unternehmensgruppe gehören auch Spezialisten für Stammdatenmanagement, ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor für funktionierende KI-Projekte.
Die Vision geht jedoch weit über Fliesen hinaus. Sammeth: „Wir können dieses Prinzip auf nahezu alle Produktkategorien anwenden – von Schrauben bis zu Heißwasserboilern.“ Perspektivisch sollen sogar multimodale Modelle entstehen, die zusätzlich zu Bildern auch Texte, Bewertungen oder Verkaufsdaten in die Produktfindung einbeziehen. Dass solche Technologien bald zum Standard werden, ist für Benirschka keine Frage – eher, wie Unternehmen mit der wachsenden Komplexität umgehen. „Deshalb sehen wir unsere Aufgabe darin, Kunden durch den Dschungel der Innovationen zu führen – mit technologischer Kompetenz, Branchenwissen und einem Blick fürs Machbare.“


