Roboterassistierte Chirurgie – Präzision bis ins kleinste Detail
Im OP der Martini-Klinik steuert Prof. Dr. Haese das Da Vinci-System mit Händen und Füßen. Für maximale Kontrolle verzichtet er auf Schuhe – das erlaubt ihm ein besseres Gefühl an den Pedalen. Die Prostatektomie, also die Entfernung der Prostata, zählt hier zum Routineeingriff: Bis zu acht dieser Operationen führt das Team täglich durch.

Dank der roboterassistierten Technik sieht der Chirurg das Operationsfeld in zehnfacher Vergrößerung und dreidimensional. Auch das natürliche Zittern der Hand wird vom System herausgefiltert. „Ich habe eine absolut ruhige Hand. Das kann kein Mensch ohne Technik leisten“, so Haese.
Geringerer Blutverlust, weniger Schmerzen, schnellere Heilung
Ein weiterer Vorteil: Die präzise Arbeitsweise minimiert den Blutverlust. Im Schnitt verliert ein Patient bei einer roboterassistierten Operation weniger als ein Glas Wasser. Zudem bleiben die Eingriffe minimalinvasiv. Das bedeutet kleinere Wunden, geringere Schmerzen und kürzere Erholungszeiten.
Robotik im OP – nicht nur für die Urologie interessant
Längst beschränkt sich der Einsatz von Operationsrobotern nicht mehr nur auf die Urologie. Auch in der Gynäkologie, Allgemeinchirurgie oder im Hals-Nasen-Ohren-Bereich gewinnt die Technik an Bedeutung. Gerade bei Tumoroperationen im Rachen ermöglicht der Roboter den Zugang durch den geöffneten Mund – ohne äußeren Schnitt.
Überall dort, wo es eng ist und Präzision gefragt ist, spielt die Robotik ihre Stärken aus
Prof. Dr. Alexander Haese
Kosten, Schulungen und offene Fragen bremsen die Entwicklung
Trotz aller Vorteile bringt die roboterassistierte Chirurgie Herausforderungen mit sich. Die Systeme sind teuer, während die Vergütung durch die Krankenkassen unabhängig von der eingesetzten Technik erfolgt. Für Kliniken bedeutet das: Mehrkosten.
Hinzu kommt der hohe Schulungsaufwand. „Gute Lehrerinnen und Lehrer sowie ausreichend Trainingsmöglichkeiten sind rar. Das bremst die Verbreitung“, sagt Haese.
Telechirurgie – Zukunft mit juristischen Hürden

Technisch ist es bereits möglich, dass ein Chirurg von Hamburg aus einen Roboter in München steuert. Doch sogenannte Teleoperationen werfen viele Fragen auf: Was passiert bei Verbindungsabbrüchen? Wer haftet? „Die Technik ist weiter als das Recht“, gibt Haese zu bedenken.
Die nächste Generation steht bereit: Single-Port-Systeme im OP
Die Entwicklung geht weiter. An der Martini-Klinik steht das nächste Robotersystem bereits im OP: sogenannte Single-Port-Systeme. Statt sechs kleiner Einstiche ist nur noch einer nötig. Die Instrumente entfalten sich im Körper wie die Arme einer Krake.
In Zukunft könnten zudem Kameras Tumorzellen sichtbar machen, etwa durch spezielle Kontrastmittel. „Dann könnten wir Tumore erkennen, noch bevor wir sie ertasten können“, so Haese.
Roboter ersetzen keine Chirurgen, sie unterstützen
Roboter im OP sind keine Science-Fiction mehr, sondern Realität. Sie ersetzen den Menschen nicht, sondern verbessern die Präzision und erhöhen die Sicherheit für die Patientinnen und Patienten. Für die Chirurgie bedeutet das: ein Zusammenspiel aus Hightech und Handarbeit zum Wohl der Betroffenen.