„Der größte Moment in der jüngeren KI-Geschichte war der Launch von ,ChatGPT‘, denn er hat den Zugang zu Künstlicher Intelligenz demokratisiert", betonte Florian Kunzke, Global Director AI Strategy bei SAP. Der Wettlauf um die Marktführerschaft sei in vollem Gange. Doch viele Unternehmen stecken noch ganz am Anfang: Nur sechs Prozent der Führungskräfte haben mehr als ein Viertel ihrer Belegschaft in KI geschult. Hürden sind fehlende Datenqualität, unklare Strategien und regulatorische Unsicherheiten.
SAP setzt auf „SAP Business AI“, das bereits mehr als 34.000 Unternehmen nutzen. Über 250 KI-Anwendungsfälle sind heute im gesamten Cloud-Portfolio von SAP verfügbar. Der KI-Copilot „Joule“ liefert in Echtzeit Empfehlungen, Analysen und automatisierte Workflows – von Finanzen bis Personal. „Am Ende ist eine KI nur so gut wie die Daten, die ihr gegeben werden“, sagte Kunzke. Er verwies darauf, dass Unternehmen eine klare Datenstrategie benötigen, um langfristig Mehrwert zu schaffen. Nur wer Datenqualität, Governance und Sicherheit im Blick habe, könne das volle Potenzial der Technologie heben.
Wie KI den Mittelstand unterstützt, zeigte die Dockweiler AG, ein Spezialist für Edelstahl-Rohrleitungssysteme. Gemeinsam mit dem SAP-Partner Valantic wurde der Angebotsprozess automatisiert. Heute werden 70 Prozent der Anfragen KI-gestützt bearbeitet – ein klarer Effizienzgewinn. Der Effekt: schnellere Reaktionszeiten, zufriedene Kunden und mehr Kapazitäten für komplexere Anfragen.
Vom Potenzial zur Umsetzung
Von cbs Corporate Business Solutions wurde ein Framework präsentiert, das Rechnungen oder Lieferantenerklärungen automatisiert in SAP integriert und individuell auf Kundenprozesse zugeschnitten werden kann. Syntax Systems wiederum stellte mit „AI CodeGenie“ ein Tool vor, das individuellen SAP-Code automatisch dokumentiert – ein wichtiger Schritt für Mittelständler, die ihre Systeme in die Cloud migrieren wollen.
KI wird sich in allen Geschäftsprozessen etablieren. Kunzke empfahl, Mitarbeitende von Beginn an einzubinden. Gerade die Akzeptanz der Beschäftigten sei entscheidend, wenn KI tief in Prozesse eingreift. „Nur wenn wir die Menschen mitnehmen, wird aus Technik auch echter Fortschritt“, so Kunzke. Sascha Göpfert von Valantic betonte die enge Abstimmung aller Beteiligten. Karsten Kötter von cbs sprach von einem „gigantisch hohen Potenzial“ in SAP-Prozessen, während Matthias Steiner von Syntax klarstellte, dass Unternehmen langfristig nicht an KI vorbeikommen. Er riet dazu, kleine, praxisnahe Use-Cases als Einstieg zu wählen und Erfolge Schritt für Schritt auszuweiten. Wie die Umsetzung konkret gelingt, zeigten weitere Partner. FIS, Reply und All for One erläuterten, wie sie mit Workshops, Standardlösungen oder individuellen Use-Cases Schritt für Schritt Mehrwert schaffen.
Innovationen mit KI
Neben Prozessoptimierungen gab es auch visionäre Einblicke. Reply demonstrierte den Einsatz autonomer Drohnen zur Bestandsverwaltung. Stark Deutschland und FIS AI Solutions stellten eine visuelle Produktsuche vor, die den Online-Handel verbessert. Und All for One präsentierte einen „Pre-Sales Assistant“, der Kundendaten bündelt und den Vertrieb unterstützt.
Das diesjährige BIG BANG KI FESTIVAL hat gezeigt: SAP und ihre Partner treiben die Integration von Künstlicher Intelligenz mit Nachdruck voran. Für den Mittelstand bedeutet das große Chancen – von effizienteren Abläufen bis zu neuen Geschäftsmodellen. Aber ohne saubere Daten, ohne Strategie und ohne eine Belegschaft, die den Wandel mitträgt, bleibt Potenzial ungenutzt. Die zentrale Botschaft vieler Referenten lautete deshalb, dass Unternehmen jetzt damit beginnen müssen, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, statt auf die perfekte Lösung zu warten. Wer zu lange zögert, läuft Gefahr, von dynamischeren Wettbewerbern abgehängt zu werden. KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern längst Realität.
