Kolumne

New Work

Führung 2026: Lernfähig statt allwissend

Wetten, 2026 wird das Jahr, in dem Künstliche Intelligenz endgültig zur Kollegin wird? KI-Agenten schreiben Memos, führen Kundengespräche, priorisieren Projekte – und machen Vorschläge, die manchmal klüger sind als die ihrer menschlichen Teams.

Eine Roboterhand zeigt auf die Jahreszahl 2026, als Symbol für Führung 2026

09.12.2025

Führung steht damit vor einer Zäsur: Wer weiterhin auf Kontrolle, Perfektion und Erfahrung setzt, verliert. Was zählt, ist die Fähigkeit, gemeinsam mit Maschinen zu lernen. Denn Künstliche Intelligenz (KI) ist kein Werkzeug mehr, das man „einführt“, mit dem sicheren Gefühl voller Kontrolle beim Abarbeiten der eigenen Digi­talisierungsroadmap – sie ist längst Teil der täglichen Entscheidungen. Führung verändert sich von der Steuerung von Menschen hin zur Orchestrierung von Mensch-Maschine-Beziehungen. Mein Erfolg als Führungskraft misst sich dann nicht mehr daran, wie viel ich weiß, sondern wie gut ich Fragen stelle: an Menschen, an Daten, an Systeme.

Warum KI-Agenten Leadership neu definieren

Gezeichnetes Porträt von Verena Fink von Woodpecker Finch, einer Kolumnistin des DUP UNTERNEHMER-Magazins
Verena Fink: Die Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz von Woodpecker Finch ist Expertin des DUP UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus aller Welt

Ich liebe es, Fragen an die Zukunft zu stellen und in die Antworten hineinzuwachsen – 2026 erscheint mein neues Buch „KI in der Führungsarbeit“. Eine These darin: Die stärksten Führungspersönlichkeiten der Zukunft werden keine Super-Analystinnen sein, sondern kognitive Übersetzer, die Bedeutung im digitalen Rauschen schaffen. Während Algorithmen Muster erkennen, erkennen sie Zusammenhänge. Während KI Trends prognostiziert, deuten sie, was diese für Kultur, Haltung und Verantwortung bedeuten. 2026 wird damit zur Bewährungsprobe für Leadership. In einer Zeit, in der Systeme scheinbar „besser wissen“, was richtig ist, wird Haltung zum zentralen Unterscheidungsmerkmal. Führung bedeutet nicht mehr, Antworten zu haben, sondern den Mut, Ambiguität zuzulassen und Verlernen als Kompetenz zu begreifen. Wer alte Denkmuster hinter sich lässt, kann Neues überhaupt erst erkennen.

Haltung, Ethik und Ambiguität – die neuen Führungsfähigkeiten

Die Herausforderung: KI macht
Organisationen effizienter, aber auch entmenschlichter, wenn wir sie unreflektiert nutzen. Wenn Entscheidungen nicht mehr erklärbar sind, verlieren Teams Vertrauen, selbst wenn sie produktiver werden. Deshalb wird Ethik zur strategischen Ressource. Unternehmen, die Transparenz und Verantwortung in ihre KI-Prozesse einbauen, zahlen auf das Vertrauenskonto ein – bei Mitarbeitenden ebenso wie bei Kunden.

Vielleicht besteht die größte Führungsleistung 2026 da­rin, Widersprüche auszuhalten: Maschinen zu vertrauen, ohne blind zu werden. Daten zu nutzen, ohne den Menschen zu vergessen. Geschwindigkeit zu lieben, ohne Tiefe zu verlieren. Ich bin überzeugt: Wer neugierig bleibt, bleibt führungsfähig.