BIG Bang KI Festival 2025

Mehr Zeit für Menschlichkeit – wie KI die Pflege entlastet

Bürokratie kostet Pflegekräfte sehr viel Zeit – KI kann sie dabei deutlich entlasten, sagt Myneva-CEO Dieter Weißhaar. Die Branche ist für solche Unterstützung insgesamt sehr offen, wie eine Trendstudie eindrucksvoll zeigt.

Foto von der Jupiter-Bühne des BIG BANG KI Festivals 2025 als Hinweis auf KI in der Pflege

14.10.2025

Plötzlich stehen sie auf der großen Bühne: 17 Menschen in weißen T-Shirts entern die „Jupiter Stage“ beim BIG BANG KI FESTIVAL in Berlin, stellen sich in einer Reihe auf – die Buchstaben auf ihrer Brust formen das Wort „ZEITVERSCHWENDUNG“. Im Hintergrund tickt ein Countdown herunter. 52 quälend lange Sekunden. „#52minutes“ steht davor. Stille im Saal. Die Gesichter im Publikum schwanken zwischen interessierter Spannung und leicht genervt. Dabei sind es doch keine Minuten, nur Sekunden.

Dann ist die Bühne frei – Auftritt Dieter Weißhaar: 52 Minuten würden Kundinnen und Kunden der Myneva Group aktuell durch die Digitalisierung der Pflege sparen – wohlgemerkt pro Mitarbeitenden und Schicht, sagt der CEO. Das habe eine Befragung von Kundinnen und Kunden seines Unternehmens mit 7.500 Teilnehmenden ergeben. Durch Entlastung bei Dokumentationspflichten und weiteren bürokratischen Aufgaben werde so Zeit freigesetzt, in der sich Pflegende noch stärker um ihre Klientinnen und Klienten kümmern könnten.

Eingesparte Zeit mit KI verdoppeln

„Zeit ist das wichtigste Gut in der Pflege“, betont Weißhaar. Daher habe er seinem Unternehmen ein Ziel gesetzt: die eingesparte Zeit durch den Einsatz von KI zu verdoppeln – auf dann 104 Minuten je Pflegendem und Schicht. Als konkrete Beispiele nennt er etwa KI-gestützte Spracheingabe, optimierte und flexiblere Schichtplanungen sowie Übersetzungen für Kolleginnen und Kollegen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Verdopplung: Digitalisierung entlastet Pflegekräfte um 52 Minuten,mit KI sind 104 Minuten möglich, sagt Myneva-CEO Weißhaar

Digitalisierung und Nutzung von KI sind keineswegs Selbstzweck, technische Spielerei – sondern eine Lösung, die den Personalmangel im Pflegebereich zumindest lindern könne, so Weißhaar. Dieser werde noch zunehmen. Denn die Babyboomer, die bevölkerungsreiche Nachkriegsgeneration, steht vor dem Eintritt in den Ruhestand. Damit ende das Berufsleben auch vieler Pflegefachkräfte, Nachwuchs sei rar.

Vier Millionen Fachkräfte fehlen

Dazu tritt die Perspektive, dass viele, die heute ausscheiden, später selbst auf Pflege angewiesen sein dürften. „Bis 2030 könnten bis zu vier Millionen Fachkräfte im Pflege- und Sozialwesen fehlen“, so Weißhaar. Die permanent angespannte Personallage erhöhe den Stress in den Einrichtungen und sorge vielfach für Unzufriedenheit in der Belegschaft. Das bestätigt die aktuelle Trendstudie „Pflege & Soziales 2025“, die Myneva initiiert hat.

„Jede zweite Fachkraft denkt über Abwanderung in eine andere Branche nach“, warnt Weißhaar auf der Festivalbühne. Stress ist dabei mit 49,3 Prozent der in der Trendstudie am häufigsten genannte Grund für einen potenziellen Wechsel weg von der Pflege. Diese zeigt aber auch die hohe Motivation des Pflegepersonals: Kontakt mit Menschen, Gutes tun – das sind die wichtigsten Gründe, den Beruf zu ergreifen. Doch die Realität von Dokumentationspflichten und analoger Ausstattung lastet schwer auf den Pflegenden.

Die Pflege hofft auf KI

Die Befragung von 2.505 Pflegenden aus sieben europäischen Ländern zeichnet in der Trendstudie „Pflege & Soziales 2025“ ein klares Bild der aktuellen Her­ausforderungen und der zukünftigen Lösungen für die Branche

KI kann deshalb ein wichtiger Teil der Lösung sein, weil sie bei Routine- und Dokumentationsaufgaben spürbar unterstützt – und das lässt mehr Zeit für die Beschäftigung mit dem Kern der Pflege: dem Menschen. Die Motivation ist also da – sie droht aber, in Stress und Bürokratie zu ersticken. Das belegt auch die Trendstudie. Diese wertet Antworten von insgesamt 2.505 Berufstätigen des Pflege- und Sozialwesens aus den europäischen Ländern aus, in denen Myneva aktiv ist: Deutschland, Schweden, Finnland, Österreich, Belgien, die Schweiz und die Niederlande. Entsprechend deren Größe wurden die Antworten gewichtet. Die repräsentative Trendstudie deckt Themenfelder ab wie Motivation, Arbeitszufriedenheit und -belastung sowie Zukunftsanforderungen, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

Die Bedeutung von KI für die Zukunft ihrer Branche haben die in der Pflege Tätigen indes längst erkannt: 70,2 Prozent der Befragten gaben in der Trendstudie an, dass sie sich konkrete Entlastung im Arbeitsalltag durch die Technologie erhoffen. Nun muss deren Einsatz ausgeweitet werden – was auch die verbleibenden knapp 30 Prozent der Pflegenden mit ins Boot holen dürfte. Dazu einen Beitrag zu leisten, das hat sich die Myneva-Initiative 52minutes.eu auf die Fahnen geschrieben.

Dieter Weißhaar, CEO Myneva Group

Dieter Weißhaar

ist CEO des Softwareherstellers Myneva Group. Das Unternehmen bietet Lösungen für alle Bereiche an – von der Kranken- und Senioren- bis hin zur Sozial- und Jugendpflege