Kolumne

Digital Health

KI im Gesundheitswesen: Medizin mit Zukunft

Man stelle sich eine Welt vor, in der Krankheiten entdeckt werden, bevor Symptome auftauchen, Not­aufnahmen effizient wie Taktuhren laufen und chronische Patienten in Echtzeit betreut werden – diese Welt ist keine ferne Utopie mehr.

Eine EKG-Linie mit einem Herz als Symbol für KI im Gesundheitswesen

25.08.2025

Künstliche Intelligenz (KI) verändert das Gesundheits­wesen grundlegend – und das mit einer Geschwindigkeit, die für das Gesundheitswesen, das Schrittgeschwindigkeit gewohnt ist, Schallgeschwindigkeit ist. Wir stehen an der Schwelle zu einer medizinischen Revolution.

Frühzeitige Erkennung und Triage: KI stärkt die Notfallmedizin

Beginnen wir bei der Diagnostik – einem Feld, das traditionell auf Erfahrung, Intuition und Bildgebung beruht. KI-Systeme analysieren bereits heute Röntgenbilder, MRTs und CTs mit einer Präzision, die in bestimmten Fällen jene erfahrener Radiologen übertrifft. Sie entdecken kleinste Veränderungen, die menschliche Augen übersehen könnten. Dabei lernen sie stetig weiter – jedes Bild, jede Diagnose macht sie schlauer. Ein konkretes Beispiel: In der Mammografie kann KI helfen, Brustkrebs in einem viel früheren Stadium zu entdecken – bei geringerer Rate an falsch-positiven Befunden. So werden nicht nur Zeit und Geld gespart, sondern auch unnötige Ängste und invasive Eingriffe reduziert. Aber KI kann mehr als nur Bilder lesen. In der Notaufnahme hilft sie, Prioritäten zu setzen – sogenannte Triage-Systeme werten Vitaldaten, Symptome und Krankengeschichte aus und schlagen innerhalb von Sekunden eine Dringlichkeitsskala vor. Das entlastet medizinisches Personal und sorgt dafür, dass Patienten schneller die passende Versorgung erhalten.

Portrait des Digital Health Experten David Matusiewicz.
David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule. Seit 2015 verantwortet er dort als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und ist einer der renommiertesten Experten für Digital Health in Deutschland.

Ein weiterer Meilenstein: die personalisierte Medizin

Algorithmen analysieren genetische Profile, Lebensstil-Daten und Therapieverläufe, um individuell zugeschnittene Behandlungspläne zu entwickeln. Besonders in der Onkologie sind große Fortschritte zu erwarten. KI erkennt Muster in riesigen Datenmengen, aus denen Ärzte prädiktive Modelle ableiten können – etwa wie ein Patient auf eine bestimmte Chemotherapie reagieren wird.

Effizienz-Booster für Verwaltung und Versorgung

Ein großes Einsatzgebiet liegt allerdings in der Verwaltung des Gesundheitswesens. In diesem Bereich werden jedes Jahr rund 25 Milliarden Euro ausgegeben – davon entfallen 11 Milliarden Euro auf die gesetzliche Krankenversicherung. Hier kann KI einen großen Beitrag zur Automatisierung und Optimierung der „Dunkelverarbeitung“ liefern. Die Medizin der Zukunft wird nicht digital oder menschlich sein – sondern beides. Wenn Technologie und Empathie Hand in Hand gehen, wenn Maschinen rechnen und Menschen heilen, entsteht ein neues Kapitel der Gesundheitsversorgung.