Als Zahnmediziner, Gründer digitaler Gesundheitsunternehmen und Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung sehe ich täglich die Chancen, die digitale Lösungen – von Telemedizin bis zu KI-gestützten Anwendungen – bieten. Doch genauso klar werden die Hindernisse in Form von Bürokratie, Sektorengrenzen und fehlenden Incentives. Sie verhindern, dass die wirklich wichtigen Akteure in unserem Gesundheitssystem vom potential digitaler Innovationen profitieren: Patienten und Ärzt:innen. Stattdessen werden diese zum Spielball von verstaubten Institutionen, die zwar wissen welche Prozesse ein neues Medikament durchlaufen muss, die aber heillos überfordert sind mit der Etablierung digitaler Lösungen und neuer Therapiepfade.
Beispiele wie Telemedizin und DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) helfen, chronische Erkrankungen effizienter zu managen, frühzeitig Risiken zu erkennen und Versorgungslücken zu schließen. Doch anstelle pragmatischer Erprobung erleben wir komplexe Regulierungen, die Innovationen eher bremsen als fördern.
Für die Zukunft müssen wir drei Dinge stärker in den Fokus rücken:
- Patientinnen- und Patientenzentrierung: Entscheidungen sollten sich konsequent an Nutzen und Akzeptanz orientieren – nicht an Verhandlungspositionen.
- Datengetriebene Evaluation: Nur wenn wir viele digitale Ansätze zulassen und erproben, können wir evidenzbasiert entscheiden, was echten Mehrwert bringt.
- Neue Vergütungslogiken: Ärztinnen und Ärzte brauchen faire Anreize, digitale und KI-gestützte Angebote in ihre Arbeit zu integrieren.
Digitalisierung und KI sind keine Selbstzwecke. Richtig eingesetzt können sie Zeit zurück in die Versorgung bringen, Effizienz steigern und Patientinnen sowie Patienten früher sowie besser erreichen. Damit dies gelingt, müssen wir Mut beweisen: Mut zur Vereinfachung, Mut zur Erprobung – und Mut, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

