Gastbeitrag

Technologie

Agentic AI im Handel: Intelligente Sortimente als Margenhebel

Der europäische Handel steht aktuell vor einer doppelten Herausforderung: übervolle Sortimente, gepaart mit steigendem Margendruck. Während Plattformen wie Amazon oder Temu längst KI-gestützt arbeiten, treffen viele Retailer ihre Entscheidungen noch manuell oder auf Basis fragmentierter Daten. So bleibt wertvolles Margenpotenzial ungenutzt, mahnt Arber Sejdiji, CEO von Zenline AI.

Einblick in ein automatisiertes Versandlager mit vielen Paketen, als Hinweis auf Agentic AI Handel

05.12.2025

Studien, unter anderem vom EHI Retail In­stitute, zeigen, dass Sortimente in der Praxis oft zu breit aufgestellt sind. Viele Produkte erzielen nur geringe Umsätze, beanspruchen jedoch überproportional viel Regalfläche, Logistikkapazität und Managementaufwand. Genau hier setzen KI-Agenten an. Sie erkennen Produkte mit geringer Performance, simulieren Substitutionsmöglichkeiten und schlagen Maßnahmen zur Sortimentsrationalisierung vor.

Von der Datenanalyse bis zu aktiven Handlungsempfehlungen

KI-Agenten gehen weit über klassische Datenvisualisierung hinaus. Sie verknüpfen Abverkaufs- und Wettbewerbszahlen, Marktbewegungen und Shopper-Signale und leiten daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab. Auf dieser Basis lassen sich Entscheidungen treffen, etwa zu Preisoptimierungen, Sortimentskonsolidierungen oder zur Einführung neuer Trend- und Eigenmarkenprodukte.

Das Potenzial dieser Ansätze zeigt sich zunehmend in der Praxis. In Pilotprojekten mit europäischen Handelsunternehmen aus den Bereichen Beauty, Lebensmittel, Heimwerken und Möbel konnten durch smarte Sortimentssteuerung und Trendidentifikation Margensteigerungen von drei bis fünf Prozent erzielt werden.

Eine Analyse der Gesichtspflegekategorie eines Händlers verdeutlicht den Effekt. Mehr als die Hälfte der Produkte wiesen keine passenden Substitute auf, die Shoppern hätten angezeigt werden können. Durch den Einsatz von KI-Agenten konnten diese Lücken geschlossen werden. Die Systeme ordneten Produkte nach Merkmalen wie Inhaltsstoffen, Hauttyp oder Größe und schlugen passende Alternativen vor. Das Ergebnis: gezieltere Platzierung von Eigenmarken, höhere Kundenzufriedenheit und eine gestiegene Marge.

Agentic AI ist ein Tempobooster

KI-Agenten können auf nahezu alle Sortimente, Kategorien und Warengruppen angewendet werden. Dabei ersetzt die Technologie keine menschliche Expertise, sondern ergänzt sie. Category-Manager bringen Kontextwissen ein, während KI-Agenten datenintensive Analysen übernehmen. Entscheidend bleibt, Vertrauen und Akzeptanz für automatisierte Empfehlungen zu schaffen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob europäische Händler mit globalen Plattformen Schritt halten können. Agentic AI verschafft jedenfalls Geschwindigkeit, Präzision und Profitabilität im Sortiment – eine Voraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Arber Sejdiji ist

Arber Sejdiji

ist CEO von Zenline AI und entwickelt KI-Agenten für Sortimentsentscheidungen im europäischen Einzelhandel