Professorin Angela Schoellig, Co-Sprecherin und Koordinatorin des RIG, betont das Ziel, bisher dezentral arbeitende Kompetenzen zusammenzuführen und daraus eine starke nationale Marke zu formen. Dafür sollen Standards etabliert, der Transfer in die Anwendung forciert und der Schulterschluss mit der Industrie gestärkt werden – etwa durch Start-ups oder gemeinsame Projekte.
Deutschland verfüge laut Schoellig über herausragende Forschungsteams, insbesondere in der industriellen Automatisierung. Doch im Vergleich zu Ländern wie Kanada oder der Schweiz mangele es hierzulande an strategischer Vernetzung und internationaler Strahlkraft. Hier setzt das RIG an – mit dem Anspruch, auch in der lernbasierten adaptiven Robotik führend zu werden. Denn die Anforderungen steigen.
Roboter lernen zu lernen
Roboter sollen künftig nicht mehr nur in der Fabrikhalle funktionieren, sondern auch in komplexen, sich ständig verändernden Umgebungen – etwa in Krankenhäusern, der Pflege oder im Haushalt. Dafür braucht es Systeme, die sich durch Künstliche Intelligenz an neue Situationen anpassen können. „Ein Roboter muss erkennen, was ihn erwartet – auch wenn er das Objekt noch nie gesehen hat“, sagt Schoellig. Gleichzeitig bleibe das klassische Robotik-Erbe wichtig: Zuverlässigkeit, Sicherheit und Robustheit.
Eine der größten Hürden dabei sei die Datenlage. Für lernfähige Roboter braucht es spezielle, realitätsnahe Datensätze. Ein komplexes und oft teures Unterfangen. „Roboter müssen lernen, mit Unsicherheiten umzugehen“, betont Schoellig, „denn im echten Einsatz läuft selten alles nach Plan.“
Offenheit und Interdisziplinarität als Erfolgsfaktoren
Neben technischen Fragen sieht die Robotik-Expertin auch kulturelle Herausforderungen: „In Kanada habe ich erlebt, wie sehr Offenheit und Data-Sharing die Forschung beschleunigen können.“ Sie plädiert daher für mehr Kooperation – und mehr Diversität, nicht nur im Geschlecht, sondern auch in fachlicher Hinsicht. „Interdisziplinarität ist ein zentraler Innovationstreiber.“
Dass Robotik kein Selbstzweck sei, sondern gesellschaftliche Auswirkungen habe, zeige sich in ihrer Vision: Roboter werden unser aller Leben verändern – wenn wir ihnen vertrauen. Dazu müsse man sie nicht perfekter machen, sondern verlässlicher. Denn letztlich gehe es um technische Systeme mit menschlicher Nähe, aber ohne Emotionen.
Ein System für die Zukunft
Schon heute zeigt die Logistik, was möglich ist: Automatisierte Lager und autonome Transportroboter sind Realität. Doch für den breiten Einsatz in Pflege, Haushalt oder Kliniken braucht es mehr Forschung, sichere Standards – und gesellschaftliche Akzeptanz.