DUP UNTERNEHMER Magazin: Ihr Unternehmen ist in der Robotik tätig. Was sind aktuell Ihre Flaggschiff-Produkte?
Peter Lange: Wir entwickeln unsere Produkte gezielt entlang der Bedürfnisse unserer Kunden – aktuell sehen wir zwei klare Schwerpunkte: Leichtbaurobotik und mobile Robotik. Ziel ist es, manuelle, monotone oder körperlich belastende Tätigkeiten zu reduzieren und die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Ein Beispiel sind unsere Roboter der TM-Serie mit bis zu 25 Kilogramm Traglast und 1,9 Meter Reichweite – ideal für Aufgaben wie das Palettieren oder die Maschinenbeladung. Im Bereich mobiler Robotik decken wir mit unseren autonomen mobilen Robotern (AMR) ein breites Spektrum ab – vom kompakten LD-60 bis hin zum HD-1500 für schwere Transportaufgaben. So entlasten wir Mitarbeitende und steigern gleichzeitig Effizienz und Sicherheit.
In welchen Bereichen werden diese Roboter eingesetzt? Wer sind Ihre Kunden?
Lange: Unsere Hauptkunden kommen aus der Industrie – insbesondere aus der Automobilbranche und der Elektronikfertigung. Dort sind Automatisierung und Robotik seit Jahren etabliert, etwa beim Palettieren, der Maschinenbeladung oder der präzisen Handhabung von Elektronikkomponenten.
Was sich derzeit stark verändert: Immer mehr Branchen, die früher eher zögerlich waren, öffnen sich der Robotik. Dazu gehören vor allem der medizinische und pharmazeutische Bereich. In Skandinavien setzen beispielsweise Krankenhäuser zunehmend auf mobile Robotik, etwa für Transporte innerhalb der Stationen. Dieser Trend kommt langsam auch nach Deutschland. Ähnliches gilt für die Laborautomatisierung – auch hier kann Robotik zuverlässig entlasten und Effizienz schaffen.
Wie hoch liegt der Umsatz Ihres Unternehmens im Robotikbereich?
Lange: Genaue Zahlen können wir derzeit noch nicht nennen, da unser Geschäftsjahr erst Ende März abgeschlossen wurde. Für den europäischen Robotikbereich gehen wir jedoch von einem Umsatz von rund 35 Millionen Euro aus.
Inwieweit beeinflusst der Fortschritt Künstlicher Intelligenz die Entwicklung Ihrer Roboter?
Lange: Künstliche Intelligenz spielt eine immer größere Rolle in der Robotik – nicht, weil der Roboter plötzlich „denken“ kann, sondern weil er durch KI-basierte Systeme seine Umgebung besser wahrnehmen und interpretieren kann. Ein Roboter hat von sich aus keine Augen. Erst durch smarte Sensorik und visuelle Systeme erkennt er etwa, ob eine Flasche gelb und halb gefüllt ist. Genau in diese Richtung entwickelt sich der Markt aktuell.
Gerade mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel ist es entscheidend, dass wir flexible Automatisierungslösungen schaffen, die nicht nur stationär einsetzbar sind.
Auch in der Prozessoptimierung sehen wir enormes Potenzial: KI kann Abweichungen in der Produktqualität erkennen und den Produktionsprozess selbstständig anpassen. Ebenso in der Wartung – durch Analyse von Roboter-Daten lassen sich frühzeitig Anzeichen für Verschleiß erkennen und präventive Maßnahmen einleiten.
Langfristig stellt sich natürlich auch die Frage: Wie weit kann und darf man einer KI vertrauen? Ein Beispiel ist die Risikobewertung von Maschinen – etwa im Rahmen der CE-Kennzeichnung. Noch ist das eine manuelle Aufgabe, doch künftig könnten KI-Systeme bereits während der Konstruktion Hinweise zur Risikominimierung liefern.
Was wird der nächste große Schritt in der Entwicklung Ihrer Roboter sein?
Lange: Der nächste große Schritt liegt in der Erweiterung der Fähigkeiten unserer Roboter durch intelligente Sensorik und Künstliche Intelligenz. Wenn wir die Robotik der letzten 20 Jahre betrachten, sehen wir eine deutliche Portfolio-Erweiterung – die grundlegenden Spezifikationen haben sich dagegen weniger verändert. Der technologische Fortschritt liegt heute in funktionalen Erweiterungen: Roboter werden zunehmend mit Sensoren ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, mehr Daten in Echtzeit zu erfassen und zu verarbeiten. Diese Informationen werden dann durch KI genutzt, um Aufgaben noch präziser und flexibler zu erfüllen.
Sicherheit ist beim Einsatz von Robotern ein wichtiges Thema. Wie gewährleisten Sie diese?
Lange: Die Einhaltung aller gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsstandards wie ISO-Normen und CE-Kennzeichnung ist für uns selbstverständlich. Darüber hinaus ist es uns besonders wichtig, neue Kunden umfassend zu informieren – und dabei auch die Sicherheitsabteilung von Anfang an einzubeziehen. Bei der Integration mobiler Roboter müssen bestehende Sicherheitskonzepte oft angepasst werden, etwa im Hinblick auf Brandschutzmaßnahmen. Ebenso legen wir großen Wert auf die Schulung der Mitarbeitenden – nicht nur zur Akzeptanzförderung, sondern vor allem, damit sie sicher und kompetent mit dem neuen „Kollegen Roboter“ umgehen können.
In welchen Zyklen werden Ihre Roboter vom technologischen Fortschritt überholt?
Lange: Aktuell werden Roboter weniger durch technologische Neuerungen überholt als durch äußere Faktoren. Dazu zählen insbesondere die neue Maschinenrichtlinie und der EU Cyber Resilience Act, die beide 2027 in Kraft treten werden. Die neue Maschinenrichtlinie erhöht die Anforderungen an Sicherheit und Zertifizierung von Leichtbaurobotern, während der Cyber Resilience Act die Cybersicherheit verbessert und Produktionsumgebungen besser vor Angriffen schützt.
Zusätzlich spielen KI und die zunehmende Mensch-Roboter-Zusammenarbeit eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung. Wir beobachten eine deutliche Verkürzung der Innovationszyklen: Während das Patent für kollaborative Roboter bereits in den 1990er Jahren eingereicht wurde, dauerte es bis nach 2015, bis diese den kommerziellen Durchbruch schafften – solche Zeitspannen sind heute kaum noch denkbar.
Welche Ziele haben Sie sich kurz-, mittel- und langfristig gesetzt?
Lange: Mittelfristig ist es unser Ziel, sicherzustellen, dass unsere Roboter allen neuen regulatorischen Anforderungen gerecht werden – und unseren Kunden sicheres Arbeiten ermöglichen. Dabei setzen wir auf enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen.
Langfristig wollen wir uns in neue Anwendungsbereiche vorwagen – vor allem in Industrien, die bisher Berührungsängste mit Automatisierung hatten. Dafür arbeiten wir eng mit diesen Branchen zusammen, um ihre Prozesse zu verstehen und ihnen passende Lösungen anzubieten.