DUP UNTERNEHMER-Magazin: Sie beschreiben den Moment der Trennung von Ihrer Ehefrau in Ihrem neuen Buch als Wendepunkt – persönlich wie beruflich. Was haben Sie in dieser Krise über sich als Führungskraft gelernt?
Sören Bauer: Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen. In solchen Momenten merkt man: Wir sind keine Einzelkämpfer. Ich war zeitweise nicht entscheidungsfähig – weder privat noch im Unternehmen. Ohne mein Umfeld, ohne ehrliche Gespräche und Unterstützung, wäre es nicht weitergegangen. Und ich habe mein Leben komplett umgestellt, meine Ernährung, Bewegung, Prioritäten. Dabei hat mir ein Perspektivwechsel geholfen: Was hätten Menschen in der Steinzeit getan?
Sie brechen in Ihrem Buch bewusst mit dem Bild des „starken Mannes“. Warum?
Bauer: Weil das alte Führungsbild nicht mehr funktioniert. Heute fördert emotionale Offenheit Vertrauen – und Vertrauen ist das Fundament jeder Unternehmenskultur. Wer sich menschlich zeigt, schafft Nähe. Gerade in Krisen stärkt das das Teamgefühl. Stärke zeigt sich nicht im Verdrängen von Gefühlen, sondern im Umgang mit ihnen.
Gab es Frühwarnzeichen Ihrer Krise, die Sie übersehen haben?
Bauer: Im Rückblick ja. Aber wenn man auf jedes Signal reagiert, wird man paranoid. Die Frage ist immer: Betrifft mich das? Manche Dinge sieht man erst, wenn sie eskalieren. Wichtig ist dann: nicht liegen zu bleiben.

Sie haben laut eigener Aussage in der Zeit nach der Trennung über 30 Kilo abgenommen. Wie hat das Ihre Haltung zu Entscheidungen verändert?
Bauer: Ich bin gelassener geworden. Ich höre heute stärker auf mein Gefühl – auch im Business. Der innere Kompass funktioniert, wenn man hinhört. Und: Wer loslässt, hat zwei Hände frei.
Was können Unternehmerinnen und Unternehmer tun, damit Führung auch in schwierigen Phasen trägt?
Bauer: Netzwerke pflegen – nicht nur fachlich, sondern menschlich. Wir sind soziale Wesen. Es muss Räume geben, in denen man ehrlich sein kann. Es hilft, Menschen zu kennen, denen das leichtfällt, was einem selbst gerade schwerfällt.
Was raten Sie Führungskräften präventiv?
Bauer: Helfen, wenn man kann. Dann hilft auch jemand, wenn man selbst nicht weiterweiß. Und: die eigene Gesundheit aktiv schützen. Ohne sie funktioniert nichts. Wer sich regelmäßig hinterfragt, bleibt handlungsfähig.


