Seit fast einem Jahrzehnt leitet Andreas Rau die Zusammenarbeit mit über 40 Agenturen im deutschsprachigen Raum für Meta. Auf der Konferenz OMR (Online Marketing Rockstars) in Hamburg sprach er mit DUP UNTERNEHMER über den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Performance-Marketing, die Zukunft von Instagram und WhatsApp als Umsatzplattformen – und warum menschliche Kreativität wichtiger ist denn je.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Meta investiert stark in Künstliche Intelligenz. Wie genau wird sie im Performance-Marketing eingesetzt?
Andreas Rau: Wir unterscheiden zwei große Einsatzfelder: Automatisierung und generative KI. Bei der Automatisierung setzen wir auf Machine-Learning. Tools wie „Advantage+ Shopping Campaigns“ ermöglichen es Werbetreibenden, mit wenigen Eingaben – etwa Zieldefinitionen und Creatives – eine Kampagne laufen zu lassen, bei der das System Budget und Ausspielung selbstständig optimiert. Wer tiefer eingreifen will, kann das in verschiedenen Abstufungen tun. Im Bereich der generativen KI geht es vor allem um kreative Skalierung: verschiedene Textvarianten, neue Hintergründe für Produktbilder oder die Anpassung von Formaten. Das spart Zeit und steigert die Performance – in Tests haben wir bis zu 32 Prozent Effizienzsteigerung gesehen.
Welche Steuerungsmöglichkeiten bleiben Agenturen und Unternehmen bei all der Automatisierung?
Rau: Unsere Tools sind kein Ersatz, sondern ein Werkzeug. Wer lieber manuell arbeiten will, kann das tun. Automatisierung lässt sich bei uns stufenweise aktivieren. Wer zum Beispiel „Advantage+“ nutzt, kann bestimmte Platzierungen ausschließen oder Rahmenbedingungen definieren. Entscheidend ist: Automatisierung soll repetitive Aufgaben übernehmen, damit Zeit bleibt für das, was zählt – Strategie und Kreativität.
E-Commerce ist ein zentrales Wachstumsfeld. Wie relevant sind Instagram-Shops und der Facebook-Marketplace bereits im deutschsprachigen Raum?
Rau: Unsere Plattformen leben von Inspiration. Instagram-Shops bieten Marken die Möglichkeit, Produkte kreativ zu inszenieren und mit Kampagnen zu verknüpfen. Noch sind die Check-out-Prozesse nicht überall voll integriert – in den USA sind wir diesbezüglich schon weiter. Aber wir testen und optimieren kontinuierlich. Unser Ziel ist ein nahtloses Shoppingerlebnis ohne Medienbruch.
Wie sieht dieses nahtlose Erlebnis konkret aus?
Rau: Zum Beispiel über Messaging. Nutzer können innerhalb von WhatsApp beraten werden, Produkte durchstöbern und kaufen – idealerweise alles in einem Gespräch. Mit „Business AI“ werden Unternehmen diesen Kontakt auf Basis ihrer Inhalte, Produktkataloge und Social-Präsenzen in Zukunft personalisieren können. Der Kunde beziehungsweise die Kundin wird dann durch die gesamte Customer-Journey begleitet, teils automatisiert, teils im direkten Dialog.
Welche Branchen werden besonders stark von Metas neuen Tools profitieren?
Rau: Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, kurz KMU, gewinnen durch unsere Lösungen, denn sie haben oft nicht die Ressourcen für große Kampagnen oder Agenturen. Automatisierung hilft, professionell zu werben und zu skalieren. Aber große Marken profitieren ebenfalls, weil sie durch Daten und kreative Varianten ihre Zielgruppen präziser ansprechen können.
Können Agenturen in Zeiten von Self-Service-Tools und KI noch bestehen?
Rau: Unbedingt! Ich leite selbst das Agenturgeschäft bei Meta und sehe täglich, wie wichtig ihre Rolle bleibt. Unsere Tools ersetzen keine Kreativität. Sie reduzieren repetitive Tasks, damit Agenturen sich auf Strategie, kreative Vielfalt und fundiertes Experimentieren konzentrieren können. Erfolgreiche Kampagnen entstehen nicht allein durch Technologie, sondern durch gute Ideen, vielfältige Assets und ein tiefes Verständnis für die Zielgruppe.
Was unterscheidet die Vorreiter in puncto Marketing-Automatisierung vom Durchschnitt?
Rau: Experimentierfreude. Die Unternehmen, die zuerst neue Features testen, sammeln schneller Erkenntnisse und haben oft einen messbaren Vorsprung. Zweitens: Wer nicht nur auf Conversion-Optimierung schaut, sondern die gesamte Customer-Journey berücksichtigt, kann Meta als Werbe-Ökosystem umfassend nutzen. Wer das strategisch macht, profitiert am meisten.