Kompetenzaufbau

Digitale Weiterbildung: Wissen als Rohstoff der Zukunft

Digitale Weiterbildung ist kein Luxus – sie ist Überlebensstrategie. Alain Barthel, Gründer und Geschäftsführer von PC-College, erklärt, warum Wissen der wahre Rohstoff der Zukunft ist, wie Unternehmen gezielt Kompetenzen aufbauen – und weshalb Reskilling, Künstliche Intelligenz und Lernkultur über Wettbewerbsfähigkeit entscheiden.

Illustration: Ein Mensch mit einem Kopf aus Vernetzungen, die an eine KI erinnern, als Symbol für digitale Weiterbildung

13.10.2025

Wenn Alain Barthel erzählt, wie alles begann, klingt das wie aus einer anderen Welt: „Es gab kein Internet, keine Handys, kein Google, kein ChatGPT – aber es gab Faxgeräte. Und PCs, die damals Mikrocomputer hießen.“ Barthel lacht, wenn er sich daran erinnert, wie ihm Banken in den 1980er-Jahren erklärten, dass sein Geschäftsmodell keine Zukunft habe. Computerschulungen? „Braucht kein Mensch“ war die Antwort. Heute ist PC-College einer der führenden Anbieter für IT-Weiterbildung im deutschsprachigen Raum.

Seit 40 Jahren zeigt das Unternehmen, dass Lernen kein Selbstzweck ist, sondern strategischer Treibstoff für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und die Fähigkeit, Wandel aktiv mitzugestalten. Barthel hat miterlebt, wie technologische Disruptionen ganze Branchen verändert haben. Er sagt: „Das Internet war die größte. Aber die wirklich fundamentale Zäsur war das Smartphone. Das iPhone hat 2007 alles verändert – und wer den Anschluss verpasst hat, wie Nokia oder Kodak, hatte keine Chance mehr.“

Wissen ist nichts wert, wenn man es nicht anwenden kann

Barthel kritisiert, dass bis heute Weiterbildung in vielen Unternehmen zu kurz gedacht wird. Ein halbtägiges Webinar zur Softwareeinführung reiche oft nicht aus: „Das ist, als wenn Sie Autofahren vom Beifahrersitz aus lernen. Oder schwimmen, indem Sie anderen zuschauen. Das funktioniert nicht.“ Für PC-College ist daher klar: Weiterbildung muss praxisnah sein. „Unsere Teilnehmenden arbeiten mit der Software, lösen echte Aufgaben. Und unsere Trainer passen Inhalte exakt an die Bedarfe der Firmen an.“

Das hat seinen Preis – vor allem: Zeit. Aber Unternehmen, die darauf verzichten, würden laut Barthel langfristig mehr zahlen. „Wer nicht investiert, verliert den Anschluss an den Wettbewerb. Die anderen fahren schon im sechsten Gang, während man selbst noch mit angezogener Handbremse unterwegs ist.“

Viele Firmen würden sich laut Barthel von der Frage leiten lassen, ob sich Weiterbildung rechne. Seine Antwort: „Die Investition in Bildung bringt die besten Zinsen.“ Ein Zitat von Benjamin Franklin, das Barthel in jedes seiner Programme schreiben könnte. Aber was heißt das konkret? Ein Rechenbeispiel liefert er gleich mit: „Wenn ein Unternehmen acht Mitarbeitende in eine dreitägige Schulung schickt, liegt der Tagessatz je nach Kurstyp und Schwierigkeit bei ab 150 Euro pro Person. Für das, was diese dann leisten können – und wie sie den Umgang mit komplexer Software beherrschen –, ist das ein Bruchteil der Kosten für ineffiziente Prozesse oder falsche Bedienung.“

Von der Pflicht zur Kür

Der große Unterschied aber zeigt sich nicht in Zahlen, sondern in der Haltung. Barthel kann von Teams berichten, die nach einem Kurs begeistert zurückkommen und vom Chef gleich die nächste Schulung fordern. „Wenn jemand nach einem Outlook-Kurs sagt: Ich wusste gar nicht, was man damit alles machen kann, dann haben wir alles richtig gemacht.“ Sein Anspruch sind Seminare, die begeistern. „Denn wer begeistert ist, bleibt. Gerade heute, da qualifizierte Mitarbeitende knapp sind, ist Weiterbildung auch Mitarbeitendenbindung.“

PC-College setzt dabei auf flexible Formate: Präsenz, Online, Hybrid. Wer keine Schulungsräume hat, bekommt ein „fliegendes Klassenzimmer“. Und wer keine Zeit hat, kann sich individuelle Einzelcoachings buchen. „Wir machen alles möglich, damit Lernen funktioniert“, sagt Barthel. Selbst ganze Unternehmen trainiert PC-College auf Wunsch – samt maßgeschneiderter Fragebögen, die den Weiterbildungsbedarf systematisch erfassen.

Trends 2026: KI, Cloud, Cybersicherheit

Barthel beobachtet genau, welche Fähigkeiten künftig gefragt sind. Die großen Themen für 2025 und 2026? „Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing und Cybersicherheit.“ Die große Herausforderung: KI sei ein Buzzword geworden. Deshalb sei es wichtiger, Antworten darauf zu geben, was ein Programmierer, was ein Marketingprofi oder ein Administrator wirklich braucht. PC-College bietet daher praxisnahe Schulungen zu KI-Tools für den Arbeitsalltag an – vom Prompt-Engineering bis zur Excel-Automatisierung mit KI-Unterstützung.

Ein weiteres Feld ist die Reskilling-Initiative für Menschen, deren Beruf sich durch Digitalisierung massiv verändert. „Da kommen Menschen aus der Gastronomie oder dem Einzelhandel und lassen sich bei uns zum Beispiel in Photoshop oder AutoCAD schulen“, erzählt Barthel. „Und manche zahlen das sogar selbst. Die bringen richtig Motivation mit – und finden danach schnell neue Perspektiven.“

Aus der Krise lernen

PC-College ist nicht nur aufgrund seiner schwierigen Startbedingungen in den 1980er-Jahren krisenerprobt. Als Barthel im März 2020 seine Schulungszentren wegen Corona schließen musste, stand er kurz vor dem Stillstand. Aber er hatte Glück – und Weitblick: „Wir hatten kurz vorher eine eigene Online-Infrastruktur aufgebaut. Innerhalb weniger Wochen haben wir das ganze Geschäft auf Online-Seminare umgestellt.“

Heute profitiert PC-College von hybriden Angeboten und von einer Unternehmenskultur, die Veränderung nicht fürchtet, sondern gestaltet. Was Barthel aktuell antreibt? Nach vier Jahrzehnten in derselben Branche könnte man meinen, die Luft sei raus. Das Gegenteil ist der Fall. „Ich bin immer noch neugierig“, sagt er. „Lernen ist für mich kein Zwang, sondern ein Vergnügen. Ich unterrichte ab und zu selbst noch – zum Beispiel iPad-Schulungen. Und wenn Teilnehmende dann sagen: ,Warum habe ich das nicht früher gemacht?‘, dann weiß ich, dass sich alles gelohnt hat.“ Er sagt das nicht wie jemand, der zufrieden zurückblickt, sondern wie einer, der weiß: Die spannendste Lektion liegt noch vor ihm.

Mehr im Podcast

Das gesamte Interview finden Sie als hier Podcast.

Alain Barthel

ist seit rund 40 Jahren Geschäftsführer von PC-College, das sich unter seiner Führung von einem kleinen Schulungszentrum zu einem der führenden IT-Bildungsanbieter im deutschsprachigen Raum entwickelt hat