Leserfrage:
„Mein Unternehmen ist zu einem Gutteil abhängig vom US-Geschäft – darum beunruhigen mich die aktuellen Entwicklungen in Washington. Was muss ich tun, um mich besser aufzustellen – kurz- wie langfristig?“
Ob Zölle, Allianzen oder globale Konventionen: Die Politik der US-Regierung ist ein Warnzeichen und verunsichert Unternehmen. Denn dem globalen Handel und den engen wirtschaftlichen Verflechtungen drohen in einer neuen Weltordnung tiefgreifende Veränderungen. Diese würden Großkonzerne treffen, mittelständische Zulieferbetriebe und letztlich sogar den Bäckermeister vor Ort, wenn Produktionsstätten schließen und die Kundschaft ausbleibt.
Abwarten ist keine Antwort. Unternehmen – insbesondere jene mit starkem US-Geschäft – sollten sich darauf einstellen, dass der herausfordernde Zickzackkurs Washingtons noch Jahre die politisch-ökonomische Realität prägt. Dynamisch ins Handeln zu kommen ist jetzt entscheidend! Verantwortliche sollten ihr Unternehmen dabei zunächst taktisch optimal ausrichten, um auf dieser Basis die strategische Neuorientierung zu schaffen.
Gute Innenfinanzierung gibt Halt
Taktische Sofortmaßnahmen können zunächst bei der Innenfinanzierung ansetzen. Denn sie muss zwingend gestaltet werden, um Unternehmen resilienter gegen externe Schocks wie Zölle zu machen. Ein qualifiziertes Management des Working Capital verhindert beispielsweise, dass kurzfristige Erlös- oder Ertragsrückgänge das Unternehmen nach unten reißen.
Auch die Kommunikation mit Fremdfinanzierern sollte in diesem Zusammenhang erwogen werden. Hinzu kommen die Preis- und Konditionengestaltung, Sortimentsanpassungen, aber auch Kostensenkung im Overhead – Stichwort „Lean Admin“. Insgesamt wird so die Basis für strategische Spielräume geschaffen.
Strategien bei hohem US-Exposure
Eine konkrete Zukunftsstrategie für Unternehmen hängt zwar von der Branche, von speziellen Kundenbeziehungen und Zulieferstrukturen ab. Doch es gibt Themenkomplexe, die generell gelten. Zu den wichtigsten zählen:
- Neue Absatzmärkte: Für betroffene Unternehmen mit hohem US-Exposure kann es zielführend sein, Richtung Asien oder Südamerika auszuweichen.
- Neue Standorte: Ebenfalls eine Option kann das Nearshoring sein. Selbst eine eventuell notwendige Verlagerung in die USA sollte von betroffenen Unternehmen sorgfältig abgewogen werden.
- Neue Entwicklungen: Hier kann beispielsweise geprüft werden, Innovationshubs in Deutschland oder Europa zu gründen. Das senkt die Technologieabhängigkeit von den USA. Dazu wären gegebenenfalls Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen zu bilden.
„Heilige Kühe“ abräumen
Jeder taktischen Maßnahme oder strategischen Neuausrichtung geht allerdings das Eingeständnis voraus, dass es nicht weitergehen kann wie bislang. Das heißt: schonungslose Transparenz. „Heilige Kühe“ im Unternehmen dürfen der Suche nach Wahrheit und Klarheit nicht im Wege stehen!
Die Bestandsaufnahme vom Geschäftsmodell bis hin zu Kundenbeziehungen, Produktionsprozessen und Finanzierung muss darüber hinaus klar nach innen und außen kommuniziert werden.
Ein verlässlicher und erfahrener externer Partner kann dabei entscheidend unterstützen. Seine Expertise ist gerade dann vorteilhaft, wenn betriebsinterne Besitzstände und Widerstände Veränderungen blockieren. Sie bringt zudem frische Ideen für akute Maßnahmen und potenzielle langfristige Chancen, die in Zeiten einer erratisch agierenden US-Regierung vielleicht nicht jede Führungskraft direkt auf dem Zettel hat.
Noch mehr Insights
Hier lesen Sie eine noch ausführlichere Analyse der radikalen US-Handelspolitik und eine Analyse der Reaktionsmöglichkeiten für Unternehmen von Jan Ulrik Holsten.