Wero: Europas Konkurrenz für Paypal
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wann wird in Deutschland die letzte Überweisung in herkömmlicher Geschwindigkeit getätigt, bevor die Echtzeitüberweisung komplett übernimmt?
Christian Böhrer: Ich bin überzeugt, dass Echtzeitzahlungen spätestens in zwei Jahren zum „neuen Normal“ werden – klassische Überweisungen verlieren zunehmend an Bedeutung. Vergleicht man das Kundenverhalten des vergangenen mit dem aktuellen Jahr, zeigt sich bereits ein deutlicher Anstieg. Die Verpflichtung für alle Banken, Echtzeitzahlungen anzubieten, war hier ein entscheidender Schritt.
Der Trend geht Richtung bargeldloser Zahlungsverkehr – haben Sie aktuelle Zahlen?
Böhrer: Bargeldlose Zahlungen nehmen zu, und zwar über alle Altersgruppen und Regionen hinweg. Während jüngere und städtische Gruppen unter unseren mehr als zehn Millionen Privatkundinnen und -kunden schon länger verstärkt mit Karte oder Smartphone zahlen, beobachten wir nun auch bei älteren Menschen und in ländlicheren Gegenden eine zunehmende Nutzung digitaler Zahlungsmethoden. Insgesamt verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg insbesondere mobiler Zahlungen, bei denen die digitalisierte Version der Karte zum Einsatz kommt. Bargeldabhebungen stagnieren dagegen trotz unserer wachsenden Kundenbasis. Die durchschnittliche Höhe der Bargeldnutzung pro Person nimmt also ab: Das ist ein eindeutiger Indikator für den Wandel im Zahlungsverhalten.
Die ING steht mit anderen hinter dem mobilen Bezahlen mit Wero. Wird der Dienst das bargeldlose Zahlen weiter vorantreiben?
Böhrer: Ja, definitiv. Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen ist ohnehin ungebrochen – aber Wero setzt hier einen spürbaren zusätzlichen Impuls. Denn das Angebot spricht neue Kundengruppen an und belebt den Wettbewerb um die besten digitalen Zahlverfahren. Das fördert Innovation und Nutzerfreundlichkeit, was wiederum weitere Nutzerinnen und Nutzer anzieht. So trägt Wero aktiv dazu bei, den Wandel hin zu einem digitalen Zahlungsalltag zu beschleunigen.
Wero fußt auf der europäischen Initiative EPI. Was macht dabei den Unterschied aus im Vergleich zu Angeboten aus den USA wie zum Beispiel Paypal?
Böhrer: Zunächst das Offensichtliche: In Zeiten wachsender Sensibilität für digitale Souveränität und Datenschutz bedeutet Wero als europäische Lösung sehr viel. Viele Kundinnen und Kunden bevorzugen diese bewusst, weil sie nach hiesigen Standards entwickelt und betrieben wird. Zudem überzeugt Wero durch eine besonders nutzerfreundliche Anwendung und verzichtet beispielsweise auf einen zwischengeschalteten Wallet-Anbieter. Die Aktivierung bei den teilnehmenden Banken ist unkompliziert und erfordert kein neues Legitimationsverfahren. Und natürlich plant Wero viele neue Anwendungsfälle wie E-Commerce oder Zahlungen direkt im lokalen Handel, die wir als ING auch unseren Kunden anbieten möchten.


