Depots für Kinder

Geldanlage für den Nachwuchs

Die Deutschen hängen beim Vermögensaufbau im internationalen Vergleich hinterher. Das muss nicht sein. Wer seine Kinder in Sachen Börse aufschlaut, kann damit auch etwas für die Altersvorsorge des Nachwuchses tun. Und der gierige Fiskus wird auf diesem Wege zumindest teils vom Familienvermögen ferngehalten.

Vater und zwei Kinder sitzen auf dem Sofa und kontrollieren auf dem Tablet den Depotwert eines Kinderdepots

06.06.2025

Was machen die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger nur falsch? „Deutschland liegt als G 3-Staat beim Pro-Kopf-Vermögen im Vergleich der größten Nationen abgeschlagen auf Platz 19 gemäß Allianz Global Wealth Report. Bei der Wohneigentumsquote landet es auf dem vorletzten Platz im europäischen Vergleich“, schreibt Hans-Jörg Naumer, Leiter des Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors, in einem Blogbeitrag für den Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte.

Klare Lücken

Mag es an der finanziellen Bildung liegen? Die sei, so im vergangenen Jahr das Bundesfinanzministerium in einem Bericht über eine OECD-Bestandsaufnahme zur Finanzbildung in Deutschland, im internationalen Vergleich zwar gut, jedoch weise sie klare Lücken in bestimmten Themenbereichen und Bevölkerungsgruppen auf. Das BMF weiter: „Außerdem stellt die Analyse der Finanzbildungsangebote in Deutschland fest, dass bereits viele Themen, die für das sogenannte finanzielle Wohlergehen wichtig sind, abgedeckt werden. Diese erreichen jedoch bestimmte Zielgruppen nur in geringem Umfang.“

Aktien für den Vermögensaufbau

Ein Bereich, in dem Handlungsbedarf bestehe, sei die Beteiligung am Kapitalmarkt. Obwohl fast 90 Prozent der Erwachsenen in Deutschland aktiv Geld zurücklegten, investierten nur 18 Prozent in Kapitalmarktprodukte. Damit schneide Deutschland im Vergleich mit anderen EU-Ländern unterdurchschnittlich ab. Bei den Jüngeren sieht es – wohl angesichts der trüben Perspektiven des gesetzliches Rentensystems – etwas besser aus, wie die Jugendstudie 2024 des Bundesverbands deutscher Banken erbrachte. Doch auch bei ihnen besteht noch Luft nach oben.

Finanzbildungsmöglichkeiten nutzen

Seit Jahren wird immer wieder gefordert, Finanzbildung zum Pflichtfach an Schulen zu machen. Doch trotz einer Reihe von Vorreiterprojekten kann von einer flächendeckenden Einführung solcher Inhalte keine Rede sein. Viele private Angebote von Unterrichtsmaterialien, etwa vom Bankenverband oder des Vereins Invest it! sind wertvoll, aber helfen eben nur punktuell.

Praktische Erfahrungen mit Kinderdepots

Erziehungsberechtigte können aber die Aufgabe selbst in die Hand nehmen und ihrem Nachwuchs die Kapitalmärkte durch die Einrichtung eines Kinderdepots nahebringen. Eltern haben die Möglichkeit, den Nachwuchs frühzeitig mit den Kapitalmärkten vertraut zu machen – durch die Eröffnung eines speziellen Depots für sie. Dann können die Heranwachsenden bei der Verfolgung ihres Depotwertes hautnah nachvollziehen, wie verschiedene Ereignisse auf diesen einwirken und das Geschehen mit Mutter und Vater diskutieren. Gleichzeitig verschafft diese Geldanlage für den Nachwuchs Töchtern und Söhnen ein finanzielles Polster für die Zukunft.

„Behutsam an das Thema Geldanlage heranführen“

So hat etwa die Direktbank ING Deutschland in Frankfurt am Main ihr Direkt-Depot Junior bereits vor rund 20 Jahren eingeführt. Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING, sagt: „Das Direkt-Depot Junior wurde entwickelt, um Eltern eine einfache Möglichkeit zu bieten, frühzeitig, langfristig und renditestark für Kinder zu sparen – und gleichzeitig den Nachwuchs behutsam an das Thema Geldanlage heranzuführen. Mittlerweile ist schon jedes fünfte eröffnete Depot ein Junior-Depot“ (siehe Interview unten).

Zahlreiche andere Direkt- und Filialinstitute haben ebenfalls solche Angebote im Programm, so etwa Flatex und Comdirect oder Postbank und Commerzbank. Und die Anbieterzahl wächst. Zuletzt trat beispielsweise der Neo-Broker Trade Republic auf den Plan, bei Scalable Capital können sich Interessenten in eine Warteliste für den baldigen Start eintragen. Bei der Auswahl sollten Eltern insbesondere die Kosten und die zu nutzende Wertpapierauswahl in den Blick nehmen.

Motivation durch Vorgaben der Politik

Hintergrund für die neuen Vorstöße in das Segment dürfte der Koalitionsvertrag der frischgewählten Bundesregierung sein. Darin heißt es: „Zum 01.01.2026 wollen wir die Frühstart-Rente einführen. Wir wollen für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen.“ Der angesparte Betrag kann nach den Plänen ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt privat weiter bespart werden, die Erträge sollen bis dahin steuerfrei bleiben. Die früheste Auszahlung soll beim Renteneintritt möglich sein.

Wann kommt die Frühstart-Rente?

Womöglich wittern Manager in der Finanzbranche ein ähnlich gutes Geschäft wie seinerzeit bei der Einführung der staatlich geförderten Riester-Rente, die zusätzliche Einnahmen brachte, und wollen mit den Kinderdepots schon einen Fuß in die Tür der Kundschaft bekommen. Doch aus Berlin drangen bislang noch keine Aussagen zur konkreten Umsetzung. Deshalb drängeln nach Presseberichten (€) bereits etwa Vertreter der Fondsbranche, die den Start zum Jahresbeginn schon in Zweifel ziehen.

Schutz für das Familienvermögen

Mit der Einführung der Frühstart-Rente könnte ein interessanter Baustein für die Altersvorsorge der jungen Generation entstehen. Doch schon die bestehenden Kinderdepots dürften einiges dazu beitragen, zumal sie als Schutz für das Familienvermögen dienen können. Wer ohnehin vorhat, dem Nachwuchs Vermögen zu hinterlassen, kann dieses teilweise auch schon frühzeitig übertragen. Der Clou: Auch Minderjährigen steht der Freibetrag bei der Kapitalertragsteuer zu. In diesem Jahr beläuft er sich auf 1000 Euro pro Person. Bedingung: Es wird ein entsprechender Freistellungsauftrag beim depotführenden Finanzhaus eingereicht.

Besser steuerlichen Rat einholen

Und der Vorteil kann noch größere Dimensionen annehmen. Verfügt das bedachte Kind über keine weiteren Einkünfte, kommt das Existenzminimum zum Tragen. Dies beträgt in diesem Jahr 12.095 Euro. Vor etwaigen Transaktionen sollten Eltern in jedem Fall besser eine Steuerberatung konsultieren. Und: Das einmal übertragene Vermögen wird zum Eigentum des Kindes und darf keinesfalls für Belange der Eltern verwendet werden. Eine spätere Rückforderung, etwa wegen groben Undanks, steht vor hohen juristischen Hürden. Steuerrechtlicher Rat ist bei größeren Summen auch wegen unterschiedlicher Freibeträge bei der Schenkungssteuer vonnöten. Es gelten innerhalb von Zehnjahreszeiträumen unterschiedliche Sätze etwa für Eltern, Großeltern oder Dritte wie Patentanten oder -onkel.

„Spekulative Produkte sind ausgeschlossen“

Thomas Dwornitzak von der ING Deutschland über das Direkt-Depot Junior

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Welche Überlegungen standen hinter dem Angebot des Direkt-Depot Junior?

Thomas Dwornitzak: Das Direkt-Depot Junior wurde entwickelt, um Eltern eine einfache Möglichkeit zu bieten, frühzeitig, langfristig und renditestark für Kinder zu sparen – und gleichzeitig den Nachwuchs behutsam an das Thema Geldanlage heranzuführen. Mittlerweile ist schon jedes fünfte eröffnete Depot ein Junior-Depot.

Welchen Anteil haben jeweils Fonds, ETFs, Aktien und Anleihen?

Dwornitzak: Spitzenreiter sind ETFs mit einem Volumenanteil von 61 Prozent. Es folgen Aktien mit 29 Prozent, dann Fonds mit acht Prozent, Anleihen zu zwei Prozent. Sehr beliebt sind auch regelmäßige Sparpläne in diesen Wertpapieren, die wir in vielen Fällen ohne Ausführungskosten anbieten.

Können grundsätzliche alle Wertpapiere für ein Junior-Depot erstanden werden?

Dwornitzak: Nein, nicht alle Wertpapiere sind für das Direkt-Depot Junior geeignet. Es können Basisprodukte wie Aktien, ETFs, Fonds und Anleihen gehandelt werden. Komplexere oder spekulative Produkte wie Vehikel mit Hebel sind ausgeschlossen.

Wer ist rechtlich der Eigentümer des Wertpapierbestands eines Direkt-Depot Junior?

Dwornitzak: Das Kind ist der rechtliche Eigentümer des Wertpapierbestands im Direkt-Depot Junior.

Warum muss bei der Einrichtung eines Direkt-Depots Junior eine Geburtsurkunde an die ING geschickt werden?

Dwornitzak: Die ING ist bei der Eröffnung eines Depots für Minderjährige an gesetzliche Vorgaben gebunden. Diese Vorgaben verlangen die Einreichung einer Geburtsurkunde.

Welche Kosten fallen beim Wertpapier-Sparen auf ein Direkt-Depot Junior an?

Dwornitzak: Für das Direkt Depot Junior gelten die gleichen Konditionen wie beim regulären Direkt-Depot. Ein kostenloses Extrakonto mit einem Willkommenszins von zurzeit 2,5 Prozent ist dabei auch immer automatisch enthalten.

Besteht für Kinder ein komfortabler Weg die Entwicklung des Depotbestands zu verfolgen?

Dwornitzak: Ja, die Entwicklung des Depotbestands ist ganz bequem über die App einsehbar.

Beobachten Sie bei den Anlagen Strategien oder eher tippgetriebene Investitionen?

Dwornitzak: Das wir ein beratungsfreies Geschäftsmodell fahren, werten wir das nicht individuell aus. Was wir aber sehen ist, dass ETF Sparpläne in den Kindedepots noch verbreiteter sind als bei Erwachsenen. Das spricht für einen hohen Anteil von breit diversifiziertem, langfristigem Vermögensaufbau, der in der Form sinnvoll ist.

Ab welchem Alter des Nachwuchses sollte dieser an der Titelauswahl beteiligt werden, um ihm die Märkte noch näher zu bringen?

Dwornitzak: Grundsätzlich ist das eine sehr individuelle Entscheidung, die jede Familie für sich selbst treffen sollte – abhängig vom Interesse, Reifegrad und Verständnis des Kindes. Spätestens mit dem 18. Geburtstag geht das Depot aber auch in die Verfügungsgewalt des Nachwuchses über, da ist es natürlich hilfreich, sich vorher damit auseinandergesetzt zu haben.