Investieren

Wie investiert ein Zukunftsforscher?

Im Frühjahr 2018 fragte der Chef eines Dienstleisters für die Callcenter-Branche Sven Gábor Jánszky, ob er wüsste, wie im Jahr 2025 der Kundendialog zwischen Unternehmen und deren Kunden aussehen würde. Jánszkys Antwort: die Studie „Kundendialog 2025“. Eine damals nach Science-Fiction klingende, aber aus heutiger Sicht präzise Beschreibung von KI-Tools, AI-Agents und der Auswirkungen auf den Kundendialog.

Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky investiert in Absolventen der Stanford University, die künstliche Gebärmütter entwickeln

05.05.2025

Dieser Callcenter-Dienstleister hat in den sieben Jahren seit 2018 seine Börsenbewertung auf 700 Prozent gesteigert - was selbstverständlich nicht nur an unserer Studie lag. Das Unternehmen hat die Handlungsempfehlungen auch umgesetzt, sein Business konsequent an eine Zukunftsbild ausgerichtet: Wie sieht meine Branche in sieben Jahren aus? Was muss ich tun, um stark an den Wachstumsbereichen der Branche beteiligt zu sein? Was muss ich tun, um mich von den Verlustbereichen fernzuhalten? Für den Top-Manager und seine Aktionäre endet hier die Erfolgsgeschichte.

Die besten Technologien vor anderen Investoren kennen

Doch der Kern meiner Story beginnt hier erst. Denn die präzise Prognose der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI, engl.: AI) haben sich meine Mitarbeitenden im Jahr 2018 nicht ausgedacht. Stattdessen stammt sie aus einigen Dutzend Interviews mit den einflussmächtigsten Personen der Branche: Strategiechefs der Technologiegiganten, Investoren und außergewöhnlichen Technologieteams an den besten Universitäten der Welt. Viele davon im Silicon Valley, einige in China, einige in Tel Aviv. Wer sich also diese Zukunftsstudie genau anschaut, findet unter den Interviewpartnern offene Türen zu einem der lukrativsten Netzwerke der internationalen Technologieentwicklungen. Das Beste dabei: Dies können nicht nur Zukunftsforscher. Denn diese Studie ist seit sieben Jahren für jedermann downloadbar.

Wenn ich eine solche Studie in die Hand bekomme, schaue ich zuerst nach der Liste der interviewten Personen. Dann buche ich Flugtickets und besuche die Techteams der Universitäten. Mein Ziel dabei: Wenn diese außergewöhnlichen Teams in den kommenden Jahren ein Start-up gründen, kennen sie noch kaum andere Investoren. Aber sie kennen mein Zukunftsinstitut und unsere Investmentfonds. Durch diese drei Jahre Vorsprung können wir Erstinvestoren werden.

Investieren nicht unter 10x10

Zukunftsforscher und Historiker wissen, das starkes Wachstum in der Welt immer durch neue Grundlagentechnologien entsteht. Warum sind wie in das KI-Unternehmen Perplexity investiert, das in nur zwei Jahren eine Bewertung von neun Milliarden US-Dollar mit einem neuen KI-Modell geschaffen hat? Warum sind wir bei Neurovigil dabei, das eine sechs Milliarden-US-Dollar-Bewertung für seinen BCI-Sensor hat? Wie kommen wir zum Kernfusionsunternehmen HB11 Energy aus Sydney, wie zum britischen Quantencomputer-Bauer Universal Quantum oder zum israelischen Genetik-Spezialisten Geneneer, der dabei ist, mit Superlines die internationale Pflanzenproduktion zu revolutionieren? Es ist immer der gleiche Weg.

Die Logik dabei ist simpel: Wer es schafft, zu einer Startbewertung von zehn Millionen US-Dollar in einer Startbewertung von zehn Millionen US-Dollar in eine Technologie zu investieren, die zwei JAhre später 100 Millionen US-Dollar wert ist und dann mit einer Milliarde US-Dollar zum Unicorn wird, der hat sein Investment verhundertfacht. Diesen Weg ist jedes der weltweit aktuell 1.400 Unicorn-Start-ups gegangen - zusätzlich zu den Tausenden Bitcoin-Unicorns. Aber: Dies passiert nur in der Welt der DeepTech-Start-ups. Nicht an der Börse, nicht bei Immobilien.

Zukunftsforscher investiert aktuell nicht in Deutschland

Selbstverständlich gibt es für diese doppelte Verzehnfachung auch in der Start-up-Welt keine Garantien. Aber es gibt Wahrscheinlichkeiten: Die Wahrscheinlichkeit auf 10 x 10 ist gering beim Fokus auf die Lösung heutiger Probleme. Aber sie ist höher beim Fokus auf Probleme der Welt in fünf Jahren. Die Wahrscheinlichkeit auf 10 x 10 ist gering bei einem Produkt-Start-up, aber höher bei einem Start-up, das sich mit Grundlagentechnologien beschäftigt. Die Wahrscheinlichkeit auf ein 10-x-10-Investment ist bei einem deutschen Start-up gering, dafür aber 30- mal höher bei einem Start-up aus dem Silicon Valley. Deshalb investiert der Zukunftsforscher ausschließlich in internationale Grundlagentechnologien, die wir zuvor in unseren Zukunftsstudien eingehend analysiert haben.

Natürlich gibt es Wachstum

Dieser Tage erklären mir Unternehmerinnen und Unternehmer häufig, dass es aufgrund der aktuellen Weltlage kein Wachstum gebe. Welch ein Irrtum! Es hat wohl noch nie eine Zeitepoche gegeben, in der DeepTech-Innovationen in so schneller Folge entstanden sind wie heute. Meine Antwort: „Natürlich gibt es Wachstum. Sie sind nur nicht damit verbunden!“ Da- mit sind wir nahe am Kern des Dilemmas der deutschen Wirtschaft: Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich durch Exzellenz und Fleiß ein paar Millionen Euro erarbeitet. Doch statt dies als Startkapital und Eintrittskarte in die Welt des 10-x-10-Wachstum zu nutzen, missverstehen sie dieses Zwischenergebnis als „Vermögen", das mit Sparkassen-Zinsen gegen Inflation beschützt werden muss.

Meine Denkweise ist anders: Wer eine Millionen Euro verdienen kann, schafft auch 100 Millionen Euro. Die Person muss sich nur mit dem wirklichen Wachstum der Welt verbinden. Wollen Sie mein aktuelles Investment wissen? Ich investiere in Absolventen der Standford University, die an künstlichen Gebärmüttern arbeiten. Hört sich nach Science Fiction an? Ja! Genauso wie KI-Agents im Jahr 2018!

Porträt, Sven Gabor Janszky

Sven Gábor Jánszky

leitet das größte unabhängige Zukunftsinstitut Europas. Zu seiner 2b Ahead Group gehören heute mehr als 30 Unternehmen - auch drei Investmentfonds sowie Hochtechnologie-Start-ups aus dem Silicon Valley, Israel, Großbritannien, Australien und Europa