Deutschland steht am Kipppunkt: Immer mehr Pflegebedürftige, immer weniger Fachkräfte und ein System, das unter der Last zusammenzubrechen droht. „Die Realität ist: Wir stehen mitten in einer Pflegekrise – und sie betrifft uns alle. Egal ob als Betroffener, Angehöriger oder Fachkraft: Das System ächzt unter dem demografischen Wandel, Personalmangel und einer enormen Bürokratie“, bringt es Dr. Johannes Wimmer, Mitgründer der Pflege ABC GmbH, auf den Punkt.
Rund 5,7 Millionen Menschen in Deutschland sind 2025 offiziell als pflegebedürftig eingestuft – ein Rekordwert. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl damit mehr als verdoppelt (+117 % seit 2013). Besonders auffällig: Etwa 4,9 Millionen werden ambulant, also zu Hause, gepflegt, während nur 0,8 Millionen stationäre Versorgung in Heimen erhalten. Die Dominanz der häuslichen Pflege spiegelt den Wunsch vieler wider, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben.
Gleichzeitig fehlen bundesweit Zehntausende Pflegekräfte. Prognosen zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 weiter steigen und damit auch der Druck auf die Systeme. Viele Einrichtungen können keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen oder müssen schließen. In Hamburg etwa wurden zuletzt mehrere Häuser mit hunderten Plätzen dichtgemacht, weitere Schließungen sind angekündigt. Die Folgen: überlastete Pflegedienste, Wartelisten und ein schwindendes Vertrauen in die Versorgungssicherheit.
Belastung für Fachkräfte und Angehörige
Das Pflegepersonal steht massiv unter Zeit- und Leistungsdruck und kämpft zugleich mit einer wachsenden Bürokratielast. „Pflegepolitik muss die ganze Realität abbilden – von professionell Pflegenden bis zu den Millionen Angehörigen, die jemanden zu Hause betreuen“, betont Dr. Wimmer.
Versorgungsketten müssten besser ineinandergreifen, digitale Hilfen Versorgungslücken schließen und Prävention zur Regel werden.
Besonders betroffen sind die rund fünf Millionen pflegenden Angehörigen. Eine aktuelle YouGov-Studie im Auftrag der Pflege ABC GmbH zeigt: Ein Drittel leidet unter psychischen Belastungen, über 20 Prozent unter körperlichen Beschwerden. Ohne bessere Rahmenbedingungen, so das Fazit, ist das aktuelle Modell nicht zukunftsfähig.
„Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – sie beginnt im Alltag, reicht über die ambulante Versorgung bis in die Klinik. Und an jeder dieser Schnittstellen brauchen Menschen Orientierung, Wissen und emotionale Sicherheit“, erklärt Dr. Wimmer.
Digitale Angebote wie das Pflege ABC schaffen hier Entlastung: Sie bündeln Wissen, reduzieren Bürokratie und geben Angehörigen das Gefühl, nicht allein zu sein.
Warum häusliche Pflege so stark gefragt ist
Vertrautheit und finanzielle Zwänge prägen die Entscheidung vieler Familien. Professionelle Pflege bleibt für viele unbezahlbar – mit Eigenanteilen von bis zu 3.000 Euro pro Monat. Entsprechend werden über 85 % der Pflegebedürftigen zu Hause betreut – häufig, weil es schlicht keine Alternative gibt.
Doch das darf nicht bedeuten, damit allein gelassen zu werden. Kostenlose Unterstützungsangebote, effiziente digitale Plattformen und persönliche Beratung sind das Gebot der Stunde.
„Das ist keine Konkurrenz zur Pflegepraxis, es ist eine digitale Verlängerung von Fürsorge. Je mehr Akteure solche Angebote integrieren, desto stärker wird unser gesamtes System“, betont Dr. Wimmer.
Pflege ist längst auch ein Wirtschaftsthema. Wenn Angehörige aus dem Beruf aussteigen und Fachkräfte fehlen, betrifft das Produktivität, Wohlstand und soziale Stabilität. Es braucht jetzt Transparenz, Innovation und gezielte Unterstützung, damit niemand in Zukunft mit dieser Aufgabe allein bleibt.
