Kolumne

Digitale Verwaltung

Smarter Staat mit KI statt lähmendem Papierkrieg

Formularflut, langsame Verwaltungen und überkomplexe Regelungen – dafür ist Deutschland bekannt. Wie sich das relativ schnell ändern und ein smarter Staat Unternehmen unterstützen könnte, sagt Kolumnistin Verena Fink.

Illustration einer Frau im Büro, die vor Erschöpfung mit dem Kopf auf den überladenen Schreibtisch gesunken ist als Symbol für die Forderung nach einem smarten Staat

28.04.2025

Deutschland, das Land der Regeln, Formulare und Wartezeiten? Wer ein Unternehmen gründet, eine Genehmigung beantragt oder eine simple Adressänderung durchgeben möchte, kann schnell diesen Eindruck ­entwickeln, während er sich durch ein Labyrinth aus Vorschriften kämpft. Dabei geht es anders. Künstliche Intelligenz (KI) könnte der entscheidende Schritt hin zum smarten Staat sein.

Mein Lieblingsbeispiel ist die Beantragung von Fördergeld für Digitalisierung auf einer voll analogen Prozessstrecke. Inzwischen ist es mir schon zur Gewohnheit geworden, die Förderträger zu fragen, warum sie keine qualifizierte elek­tronische Signatur auf den Antragsdokumenten akzeptieren, obwohl sie doch mit ihren Fördergeldern genau diese Digitalisierung unterstützen wollen.

Gezeichnetes Porträt von Verena Fink von Woodpecker Finch, einer Kolumnistin des DUP UNTERNEHMER-Magazins
Verena Fink: Die Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz von WoodpeckerFinch ist Expertin des DUP UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus aller Welt

Es geht auch anders

In Estland lassen sich Unternehmen in wenigen Minuten digital anmelden, Dänemark nutzt KI zur effizienten Bearbeitung von Steuerfragen. Und Deutschland? Hier druckt man PDFs aus, um sie händisch zu unterschreiben und anschließend wieder einzuscannen.

Das gute Nachricht

Künstliche Intelligenz kann der Schlüssel zu einem smarten Staat sein. Wo bislang Sachbearbeiter Hunderte Seiten durchforsten müssen, kann KI automatisch Dokumente analysieren, Anträge prüfen und Genehmigungen beschleunigen. Verwaltungsaufgaben, die Wochen dauern, könnten in Minuten erledigt werden. Auch Steuerprüfungen oder Fördermittelanträge könnten automatisiert werden, indem KI die Unter­nehmen proaktiv über fehlende Dokumente oder Fristen informiert und rechtssichere Berichte generiert.

Warum ist es so schwer, das bei uns einzuführen?

Föderalismus, Datenschutzbedenken, IT-Silos und ein überkomplexes Regelwerk bremsen Innovation aus. Statt KI für Prozesseffizienz einzusetzen, werden neue Regulierungsschichten geschaffen. Ich wünsche mir mutige Reformen, die den Weg für eine KI-gestützte Verwaltung und einen smarten Staat ebnen: eine radikale Entschlackung der Regulierungsflut, weniger Meldepflichten und einfachere Genehmigungen. Zudem wäre ein offener Zugang zu Ver­waltungsdaten für KI-Anwendungen nötig, um stan­dardisierte Schnittstellen für Unternehmen und Behörden zu schaffen. Und vor allem muss die Digitalisierung endlich verpflichtend werden. Die Technologien sind da – jetzt braucht es den politischen Willen, sie zu nutzen.