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Due Diligence bei der Unternehmensnachfolge: Was Käufer wirklich wissen wollen

Wer ein Unternehmen übernimmt, kauft nicht nur Maschinen, Marken oder Kundenbeziehungen – sondern auch Risiken. Die Due Diligence ist daher ein fester Bestandteil jeder professionell begleiteten Unternehmensnachfolge. Sie dient der systematischen Prüfung des Unternehmens durch potenzielle Käufer oder Investoren – rechtlich, finanziell, steuerlich und operativ.

03.06.2025

Für Verkäufer ist sie Chance und Stresstest zugleich: Sie müssen beweisen, dass das Unternehmen Substanz hat – und vorbereitet sein auf kritische Rückfragen, belastbare Nachweise und mitunter tiefgehende Analysen.

Ziel und Bedeutung der Due Diligence im Nachfolgeprozess

Die Due Diligence schafft Transparenz. Käufer wollen sicherstellen, dass:

  • die veröffentlichten Zahlen korrekt sind,
  • rechtliche Risiken erkennbar und begrenzt sind,
  • keine steuerlichen Altlasten drohen,
  • Verträge mit Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten belastbar sind.

Je nach Art der Nachfolge (MBI, MBO, strategischer Verkauf) variiert die Tiefe der Prüfung – das Prinzip bleibt gleich: Risiken identifizieren, Chancen bewerten, Dealstruktur optimieren.

Welche Due Diligence-Arten sind bei der Unternehmensnachfolge relevant?

  1. Finanzielle Due Diligence
    Analyse von Bilanzen, GuV, Cashflows, Forderungen, Rückstellungen, Investitionen. Fokus: Substanz, Zahlungsfähigkeit, Ergebnisqualität.
  2. Steuerliche Due Diligence
    Prüfung steuerlicher Sachverhalte, vergangener Betriebsprüfungen, offener Risiken und Gestaltungsspielräume.
  3. Rechtliche Due Diligence
    Bewertung von Verträgen, Gesellschaftsstruktur, Eigentumsverhältnissen, Pensionszusagen und potenziellen Haftungsthemen.
  4. Operative Due Diligence
    Analyse von Prozessen, IT, Organisation, Wertschöpfung und Leistungsfähigkeit der zweiten Führungsebene.
  5. Commercial Due Diligence
    Bewertung von Marktposition, Wettbewerb, Kundenstruktur, strategischer Ausrichtung und Wachstumspotenzial.

Tipp für Verkäufer:
Je besser die Unterlagen vorbereitet sind, desto souveräner wirkt der Prozess – und desto geringer das Risiko für Preisabschläge.

Was in den Datenraum gehört

Ein strukturierter Datenraum ist Voraussetzung für eine reibungslose Due Diligence. Relevante Inhalte sind u. a.:

  • Jahresabschlüsse und BWA der letzten drei Jahre
  • Geschäftspläne und Forecasts
  • Verträge mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden
  • Steuerunterlagen und Bescheide
  • Gesellschaftsverträge, Protokolle, Handelsregisterauszüge
  • Informationen zu Rechten, Marken, IP
  • Investitionsplanungen, Finanzierungslinien, Bürgschaften

Wichtig:
Vertraulichkeit wahren – insbesondere bei strategischen Käufern oder Wettbewerbern. Eine NDA (Geheimhaltungsvereinbarung) ist Standard.

Häufige Fehler aus Verkäufersicht

  • Unvollständige oder veraltete Unterlagen
  • Überraschungen bei Altverträgen oder steuerlichen Rückstellungen
  • Unterschätzte Bedeutung operativer Schwächen
  • Fehlende Kommunikation mit Schlüsselmitarbeitern
  • Reaktives Verhalten statt aktiver Prozesssteuerung

Praxisbeobachtung:
Ein unsauber vorbereiteter Datenraum signalisiert mangelnde Professionalität – und kann die Verhandlungsposition spürbar schwächen.

Wie Verkäufer sich vorbereiten sollten

  • Frühzeitig mit der Dokumentation beginnen
  • Eigene Vorprüfung durch Steuerberater, Juristen oder M&A-Berater
  • Klare Rollen und Ansprechpartner für Rückfragen definieren
  • Aktives Erwartungsmanagement betreiben – insbesondere bei Familienmitgliedern, Beiräten oder stillen Gesellschaftern

Fazit

Die Due Diligence ist keine reine Käuferpflicht – sie ist ein Schlüsselprozess, den auch Verkäufer aktiv gestalten müssen. Wer vorbereitet ist, bewahrt die Kontrolle, erhöht die Abschlusswahrscheinlichkeit und schützt den angestrebten Kaufpreis. Eine professionelle Due Diligence ist damit mehr als eine Prüfung – sie ist ein Vertrauensbeweis.