Wie kann Europa im Wettlauf um die Zukunftstechnologien bestehen – und endlich technologisch souverän werden? Im DUP Business Talk spricht Philipp Rösler, ehemaliger Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler sowie FDP-Parteichef, über Chancen, Defizite und die Bedeutung europäischer Eigenständigkeit im digitalen Zeitalter.
Rösler bemängelt die technologische Abhängigkeit Europas von US- und chinesischen Anbietern etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). „Wir können uns nicht in die Hand von Amerikanern oder Chinesen begeben und uns dann beschweren, dass es so läuft, wie es Amerikaner und Chinesen wollen.“ Und er fordert: „Wir müssen eigene souveräne Systeme für die Europäische Union, für Europa entwickeln.“ Nur so ließen sich Werte wie Datenschutz und Datengerechtigkeit technologisch abbilden.
Rösler sieht den entscheidenden Hebel in einer „Public Private Cooperation“ – einer echten Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft. Mit diesem Konzept habe er bereits gute Erfahrungen gemacht in seiner Zeit als Vorstand des Weltwirtschaftsforums. Große Probleme ließen sich nur lösen, „wenn es eine öffentlich-private Zusammenarbeit gibt“. Das gelte für die Entwicklung einer europäischen Cloud ebenso wie für Investitionen in Künstliche Intelligenz.
Immer mehr Unternehmen wollen europäische Tech-Lösungen
Die Nachfrage nach europäischen Technologielösungen sei da, sagt Rösler, der heute unter anderem als Board Advisor bei Gcore tätig ist. Das Tech-Unternehmen mit Sitz in Luxemburg betreibt weltweit Cloud- und Data-Center-Infrastruktur und bildet als europäischer Player ein Gegengewicht zu AWS, Google Cloud oder Microsoft Azure. Gcore liefert heute Lösungen für Kunden weltweit – von TV-Stationen über Fintechs bis hin zu KI-Unternehmen. Mit seinen Lösungen können Unternehmen KI einsetzen, ohne selbst profunde Kenntnisse in diesem Bereich mitzubringen.
Trotz aller strukturellen Schwächen in Europa ist Rösler optimistisch, dass die entscheidende Veränderung hin zu mehr Souveränität bereits begonnen hat. „Ich glaube, wir brauchen so etwas wie einen Airbus-Moment.“ Wie einst bei dem Flugzeugbauer müsse sich Europa erneut zusammentun, investieren und den Mut haben, groß zu denken: „Wenn das in der Luftfahrt funktioniert hat, kann das auch bei der Digitalisierung funktionieren.“ Wer verstehen will, warum Rösler überzeugt ist, dass Europas Zukunft in der technologischen Eigenständigkeit liegt, sollte sich diese Podcast-Folge nicht entgehen lassen.

