Gastbeitrag

So wird die CSRD zum Motor für Effizienz und Innovation

Die Richtlinie der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) gilt als eines der berüchtigten Bürokratiemonstren der EU. Doch richtig angewendet kann sie Unternehmen innovativer und effizienter machen, erklärt Ingo M. Rübenach in seinem Gastbeitrag.

Zwei Hände tippen auf einem Laptop, darüber schwebt das Hologram verschiedener Symbole für Nachhaltigkeit als Symbolbild für CSRD

25.11.2025

So wird die CSRD zum Motor für Effizienz und Innovation

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird vielerorts als Reporting-Mammut verstanden: unzählige Datenpunkte, Tabellen, Kennzahlen. Doch die Praxis zeigt: Aus Zahlen werden zu selten Entscheidungen. Genau hier liegt die Chance. Wenn Unternehmen die Berichtspflichten in die Logik integrierter Managementsysteme einbinden, wird Nachhaltigkeit steuerbar – mit klaren Zielen, Maßnahmen und messbarem Fortschritt.

ISO als Architektur für Fortschritt

Etablierte Standards wie ISO 9001, ISO 14001 und ISO 50001 liefern das Betriebssystem dafür. Sie schaffen Struktur in Rollen, Prozessen sowie Risiko- und Zielmanagement; der PDCA-Zyklus („Plan – Do – Check – Act“) verknüpft Kennzahlen mit Entscheidungen. Nachhaltigkeitskennzahlen gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) werden so zum Input für Managementbewertung, Programme und Ressourcenallokation. Der Bericht wird zum Nebenprodukt guter Steuerung – nicht umgekehrt.

Der Effekt: Compliance und Wertschöpfung gehen Hand in Hand. Wer Energieflüsse systematisch nach ISO 50001 erfasst, reduziert Kosten und Emissionen – und belegt dies im CSRD-Bericht. Wer Umweltwirkungen mit ISO 14001 steuert, identifiziert Innovationsfelder entlang von Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz. Und wer Qualität mit ISO 9001 robust macht, schafft Transparenz über Lieferketten und End-to-End-Prozesse. So entstehen Effizienzgewinne, schnellere Entscheidungen und Wettbewerbsvorteile.

Zukunft gestalten, nicht verwalten

Voraussetzung ist ein Perspektivwechsel: weg vom „Nachweis für externe Adressaten“, hin zu Audits als Wertstifter – nicht als bloße Pflichtübung. Richtig angelegt spiegeln Audits den Unternehmensalltag, setzen Schwerpunkte dort, wo Wirkung entsteht, und machen Fortschritte sichtbar – über Standorte und Funktionen hinweg. Genau so verstehen wir Zertifizierung: als Impulsgeber, der über reine Compliance hinaus operative Transformation unterstützt.

Digitale Prozesse bergen das Potenzial, diese Entwicklung zu beschleunigen. Durchgängige Datenräume, hybride Auditformate und KI-gestützte Analysen können Auditorinnen und Auditoren qualifizierte Vorschläge machen – die Entscheidung bleibt beim Menschen. Ergebnis: weniger Aufwand, mehr Fokus auf Wesentliches und eine konsistente Steuerung über die Zeit. In der Zertifizierungsbranche ist dafür ein Kulturwandel nötig: weg von papierbasierten Routinen, hin zu datenbasierten, zukunftsfähigen Verfahren. Diesen Wandel treiben wir – als Teil der Lösung, nicht als Beobachter.

Daten in Erfolge übersetzen: CSRD als Katalysator

Mein Fazit: Die CSRD ist im Optimalfall kein Zusatzprojekt, sondern – richtig in die Unternehmensrealität integriert – ein Katalysator für effizienteres Management. Unternehmen, die Nachhaltigkeitsdaten in integrierten Systemen verankern und Audits als strategisches Instrument nutzen, schaffen belastbare Compliance – und gewinnen Tempo für Effizienz, Innovation und Wachstum.

Porträt von Ingo M. Rübenach, Experte für die CSRD

Ingo M. Rübenach

Ingo M. Rübenach ist seit 2020 CEO des Zertifizierungsspezialisten DQS. Zuvor war er in leitenden Positionen bei UL Solutions sowie in verschiedenen Geschäftsführungsrollen in Europa tätig