KI ist schon im Einsatz – doch oft nur oberflächlich integriert
Der deutsche Mittelstand erkennt die Chancen Künstlicher Intelligenz: Laut aktueller Studie des Deutschen Innovationsinstituts diind nutzen bereits 89 Prozent der befragten Unternehmen KI – vorrangig in Bereichen wie Marketing (69 %), Forschung & Entwicklung (24 %) und Kundenservice (22 %). Die Erwartungen sind klar: Mehr Effizienz, weniger Aufwand, bessere Prozesse. 71 Prozent berichten von konkreten Verbesserungen.
Doch bei der Tiefe der Implementierung zeigt sich ein anderes Bild. Auf einer Skala von 0 bis 5 bewerten die Unternehmen den Integrationsgrad ihrer KI-Systeme mit durchschnittlich 2,2. Noch fehlen vielerorts durchgängige Prozesse und übergreifende Strategien.
Kompetenzlücke bremst Transformation
Obwohl 87 Prozent planen, den KI-Einsatz auszuweiten, hat nur knapp die Hälfte (47 %) bisher entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden initiiert. Die häufigsten Hürden: Zeitmangel (63 %), fehlende interne Expertise (53 %) und unklare Kompetenzbedarfe. Auch die verfügbaren Schulungsangebote erhalten nur mittlere Zufriedenheitswerte – viele Unternehmen wünschen sich mehr Praxisbezug.
Besonders gefragt: Workshops mit konkreten Anwendungsfällen, individuelle Coachings und flexible Selbstlernmodule. Die Weiterbildungsbereitschaft ist grundsätzlich hoch – 91 Prozent der Befragten nutzen zumindest gelegentlich Formate wie Webinare oder KI-Sprechstunden.
„KI ist im Mittelstand angekommen. Gleichzeitig wird deutlich, dass viele Unternehmen noch am Anfang ihrer KI-Reise stehen“, sagt Ines Woermann, Geschäftsführerin des Deutschen Innovationsinstituts diind. Gerade beim Kompetenzaufbau bestehe großer Unterstützungsbedarf – und damit Handlungsdruck für Politik, Verbände und Unternehmen gleichermaßen.
Technik und Recht als Stolpersteine
Zu den häufigsten Schwierigkeiten zählen technische Probleme (49 %) und Unsicherheiten beim Datenschutz (47 %). Zudem fehlen oft Fachkräfte für Aufbau und Betrieb von KI-Lösungen. Kundenbedenken hingegen spielen kaum eine Rolle – lediglich 2 Prozent der Unternehmen berichten von Vorbehalten auf Kundenseite.
Strategischer Einfluss bleibt bisher begrenzt
Auch wenn KI als Zukunftstechnologie gilt, hat sie bislang nur begrenzten Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Die Bewertung liegt im Durchschnitt bei 2,2 von 5 Punkten. KI wird also vorwiegend als operatives Werkzeug genutzt – nicht als Transformationsmotor.
Fazit: Große Pläne, begrenzte Umsetzung – aber hoher Lernwille
Die Studie zeichnet ein widersprüchliches Bild: Der Wille zur KI-Nutzung ist stark, die ersten Schritte sind gemacht – aber der nachhaltige Wandel stockt. Ohne gezielte Investitionen in Kompetenzen, strategische Konzepte und integrierte Lösungen droht der Mittelstand, sein KI-Potenzial zu verschenken.
Positiv stimmt jedoch der Blick nach vorn: 72 Prozent der Unternehmen wünschen sich praxisnahe Workshops, 57 Prozent flexible Selbstlernformate und 55 Prozent branchenspezifische Best Practices. Der Wunsch nach gezielter Fortbildung ist da – was fehlt, ist passgenaue Umsetzung. Genau hier liegt der Schlüssel für die nächste Stufe der digitalen Transformation.
