Alexander Bürkle
„Was uns seit Jahren antreibt, ist digitaler Pioniergeist“
Seit mehr als 120 Jahren versteht sich das Unternehmen Alexander Bürkle als Pionier in der Elektrotechnik. Andreas Ege, geschäftsführender Gesellschafter, erklärt, wie das Unternehmen den Wandel vom Elektrogroßhändler zum Technologiedienstleister vollzieht.
Andreas Ege
ist geschäftsführender Gesellschafter beim Elektrogroßhändler Alexander Bürkle. Das im Jahr 1900 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute mehr als 1000 Mitarbeitende. Als Technologiedienstleister bietet die Alexander Bürkle Gruppe ihren Kundinnen und Kunden intelligente Lösungen in den Bereichen Elektrohandwerk, Industrie und Maschinenbau sowie im Elektrofachhandel.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Coronakrise für Ihr Unternehmen?
Andreas Ege: Wir arbeiten schon seit vielen Jahren über Videokonferenzen zusammen und bieten Homeoffice Lösungen an. Das hat uns in der Coronakrise auf jeden Fall geholfen. Nichtsdestotrotz waren die letzten Monate durch Engpässe in der globalen Lieferkette auch für uns herausfordernd, aber mit positivem Ausgang. Wir gingen schnellere Entscheidungswege und bei laufenden Projekten, wie der Konstruktion einer Messe-Anlage, fanden wir alternative Lösungen fernab des Patentrezepts. Unser Learning: Die Bereitschaft, Out of the box zu denken, wird zum neuen Standard.
Wie blicken Sie auf die Zukunft?
Ege: Als Elektrogroßhändler stehen wir unter dem Druck, dass immer mehr Kunden online kaufen, also bei Amazon & Co. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Deshalb wandeln wir uns vom Elektrogroßhändler zum Technologiedienstleister. Wir denken in Lösungen, nicht in Produkten. Für uns ist wichtig, den Kunden mit unseren Leistungen über den Onlinehandel hinaus, also entlang der gesamten elektrotechnischen Wertschöpfungskette, zu überzeugen. Der Fachkräftemangel und die ständig steigenden technischen Anforderungen ergeben Chancen aus dem Preiskampf herauszukommen und mehr auf Service und Dienstleistungen zu setzen.
Was tun Sie, um den Service zu verbessern?
Ege: Wir führen regelmäßig Kundenumfragen durch und gehen in einen direkten Dialog mit unseren Kunden durch Außendienst und Führungskräfte. In der Logistik nutzen wir ein Fehlertracking, um die Arbeitsabläufe zu verbessern. Fehler bei der Verpackung und im Versand sowie Reklamationen und Warenretouren insgesamt werden dadurch reduziert. Insgesamt wird die Qualität einer Lieferung verbessert. Außerdem führen wir eine Gutschriften-Analyse durch. Bei einer Gutschrift muss immer ein Grund angegeben werden, dadurch wissen wir, ob der Fehler beim Kunden oder bei uns lag und welche Art von Fehler es war. Das hilft uns sehr, den Service zu verbessern. Unser Kundenservice ist nach kompetenter Beratung, fachmännischer Planung, Inbetriebnahme und Programmierung nicht beendet. Darüber hinaus betreut unser Support+ mit unserem qualifizierten Leistungsspektrum im Bereich Kundenzertifizierung, Fernwartung & Kundendienst, Software-Updates und Dokumentation. Außerdem informieren wir zu sinnvollen After-Sales-Services bei den Kunden unserer Kunden. Zudem unterstützen wir bei allen Fragen, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder zu erschließen oder Unternehmen nachhaltiger auszurichten.
Wie bleibt das Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie im Management, um das zu fördern?
Ege: Wir waren schon immer Pioniere und beschäftigen uns weiterhin mit den neusten Trends. Unser Business Development ist genau dafür zuständig, neue Trends zu erkennen, zu konzipieren, zu verproben und dann in den Vertrieb zu überführen. Durch eine eigene Mitarbeiterakademie sorgen wir dafür, dass diese Informationen auch bei den Mitarbeitenden ankommen und wir sie dadurch fit machen für die moderne Arbeitswelt. Weiterbildung wird bei uns großgeschrieben. Wir glauben daran, dass die persönliche Entwicklung unserer Mitarbeitenden die nachhaltigste Investition ist, die Neugier aufrecht zu erhalten.
Was tun Sie darüber hinaus, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden?
Ege: Wir bieten Benefits wie JobRad, einen Zuschuss zur Anfahrt mit Fahrrad und ÖPNV, ein Fitnessstudio im Haus, täglich frisches Obst, kostenloses Wasser, günstigen Kaffee und Tee, eine Eis-Truhe, einen günstigen Einkauf unserer Produkte und eine mobile Massage. Dabei soll es aber nicht bleiben, wir werden weitere Benefits hinzufügen. Kulturell sponsern wir das Freiburger Zelt-Musik-Festival und das PEAC Museum, sportlich den Sportclub Freiburg und den EHC Freiburg. Besonders stolz sind wir auf unseren gemeinnützigen Verein Wir helfen Kindern e.V., der sich aktiv für benachteiligte Kinder einsetzt, Projekte unterstützt und Aktionen zur Spendengewinnung organisiert. Alle Spenden kommen eins-zu-eins bei den Bedürftigen an.
Was ist die größte Stärke der Company?
Ege: Was uns seit Jahren antreibt, ist digitaler Pioniergeist: Wir arbeiten in allen Unternehmensbereichen mit digitalen Planungstools wie 3-D-Simulationen oder dem digitalen Zwilling, um Prozesse möglichst individuell und effizient zu gestalten. Und wir bieten eine professionelle Begleitung auf unternehmerischer Ebene: Wie können sich mittelständische Unternehmen für die digitale Zukunft aufstellen?
Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?
Ege: Bei allem Innovationsgeist und aller Kundenfokussierung verlassen wir zu gerne den eingeschlagenen Prozess, bauen Sonderlocken und überfordern uns damit selbst, wenn wir zu viele Dinge gleichzeitig angehen.
Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?
Ege: Die Digitalisierung erfordert in der Elektrotechnikbranche bereits seit Jahren einen Wandel auf mehreren Ebenen – und zwar in der Art wie wir Probleme lösen, wie wir handeln und wie wir denken. Wir befinden uns bereits in der zweiten Phase unserer digitalen Transformation vom Elektrogroßhändler hin zum Technologiedienstleister. Wir folgen der Strategie, unsere Partner mit Lösungen entlang der elektrotechnischen Wertschöpfungskette rundum zu versorgen. Dazu zählen beispielsweise das Arbeiten mit dem digitalen Zwilling in der Elektrokonstruktion, IIOT, ein neues AutoStore-Lager, Digitalisierungsberatung und viele weitere neue Lösungen, die wir in Zukunft entwickeln wollen. Salesforce ist hier ein wichtiges Werkzeug, um mehr Daten über unsere Kunden zu sammeln. Der Online-Shop, der bereits vor 23 Jahren eingeführt und mehrfach modernisiert wurde, unterstützt erheblich den digitalen Vertriebsprozess.
Was macht das Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?
Ege: Die Elektrotechnikbranche steckt mitten im Fachkräftemangel. Deshalb sind neue Lösungsansätze gefragt. Wir gehen genau die Herausforderungen an, die unsere Kunden beschäftigen. Wir versorgen sie rundum, also 360°: vom intelligenten Wohn- oder Bürogebäude, über die Online-Einkaufswelten, nachhaltige Energie-, Verpackungs- und Logistikkonzepte bis hin zur digitalen Industrie- und Fertigungsanlage. Digitale Tools wie Terminal, die Software für Projekterfassung und Vorplanung im Elektrohandwerk, oder der Lebensräume-Konfigurator unterstützen unsere Kunden bei der Planung und dem Verkauf von hochwertigen Smart-Home-Lösungen.
Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?
Ege: Neuartige Dienstleitungen, die nah am Kunden sind: Um beispielsweise bei Bauprojekten gleich zu Beginn der elektrotechnischen Wertschöpfungskette einzusteigen und unsere Dienstleistungen durchgängig zur Verfügung zu stellen, haben wir im Mai 2022 ein Planungsbüro eingerichtet. Ein weiteres Beispiel ist unser Förderkompass, der Kunden hilft, für deren Projekte die passende finanzielle Förderung zu finden.
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