Berlin.Industrial.Group
Shared Services: Wissens- und Ressourcenteilung im Fokus
In der Berlin.Industrial.Group teilen Unternehmen über Shared Services branchenübergreifend ihr Know-how und ihre Fähigkeiten – mit Erfolg, wie der geschäftsführende Direktor, Tom Lüders, erläutert. Zudem erklärt er, warum Selbstorganisation Stärke und Schwäche zugleich bedeuten kann.
Tom Lüders
ist geschäftsführender Direktor der B.I.G. Holding SE. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik kam nach verschiedenen beruflichen Stationen, unter anderem bei Airbus und Zeiss, im Jahr 2019 zur Berlin.Industrial.Group. Dort verantwortet er unter anderem die strategische Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: In Ihrem Feld ist ein weltweites Netzwerk aus Lieferanten sowie Kundinnen und Kunden eine entscheidende Geschäftsgrundlage, wie ist die Berlin.Industrial.Group durch die Coronapandemie gekommen?
Tom Lüders: Covid-19 hat auch unsere Unternehmensgruppe zu einigen Anpassungen bewegt. Durch eine verstärkte Verlagerung unserer Abläufe auf digitale Plattformen, Zusammenhalt und konsequentes Risikomanagement sind wir gut durch die Coronazeit gekommen. Die meisten Entscheidungen haben wir gemeinsam getroffen und lagen damit in der Regel richtig. Es braucht motivierte, loyale und selbstbewusste Mitarbeitende – genauso wie eine gute Abstimmung, auch über die Unternehmensgrenzen hinweg. Shared Services lautet hier das Stichwort. Wir gehen schon immer fair mit unseren Lieferanten um, genauso wie wir es auch von unseren Kundinnen und Kunden erwarten. Dennoch wirken die Störungen der globalen Lieferketten nach. Wir mussten unsere Einkaufstrategie anpassen und zum Beispiel kritische Komponenten auflagern. Lieferketten sind alles andere als beständig. Teamgeist und Zusammenhalt aber schon.
Durch welche Maßnahmen sind Sie mit Ihrem Geschäftsmodell erfolgreich?
Lüders: Wir setzen auf Service, Qualität und Nachhaltigkeit; in Zukunftsmärkten wie Medizin- und Energietechnik, 3D-Metalldruck oder der Entwicklung und Fertigung von intelligenten Werkzeugen und Maschinen. So profitieren wir von Branchentrends und können mit einem gut diversifizierten Portfolio wirtschaftliche Schwankungen der Märkte weitgehend ausgleichen. Durch Shared Services unter unseren Unternehmen können sich alle auf ihre Kernwertschöpfung fokussieren. Das hilft enorm. Auch bieten wir keine „Commodities“, also keine standardisierte Ware, an. Jedes Produkt und jeder Service wird entsprechend der Wünsche unserer Kundinnen und Kunden entwickelt, gefertigt und setzt gleichzeitig Qualitätsstandards in seinem Markt.
Wie gelingt es Ihnen innovativ zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren?
Lüders: Bereits seit 2014 setzen wir auf Selbstorganisation. Seitdem lernen wir ständig hinzu. Mitbestimmung und Transparenz sind uns enorm wichtig in unserer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Freiräume und Partizipation ermöglichen zusätzlich Innovation. Auf diese Weise motivieren wir zu Kreativität und Freude am Gestalten, aber auch die Verantwortung selbst wächst. Innovation betrifft allerdings nicht nur die Technik, sondern auch unsere Organisation. Wir probieren neue Dinge aus, machen Fehler und lernen daraus. So entwickeln wir uns Schritt für Schritt weiter. Den Austausch über Teamgrenzen hinaus fördern wir durch Communities, die sich gerade zu jenen besonderen Themenfelder nwie Organisation, Kultur, Gehaltsmodelle, Künstliche Intelligenz oder Digitalisierung austauschen. Außerdem achten wir auf die Infrastruktur: Bestehende und neue Flächen am Campus entwickeln wir so, dass sie die kreative und innovative Zusammenarbeit fördern. Das birgt Stärke und Schwäche zugleich.
Warum?
Lüders: Unsere größte Wertanlage sind unsere Mitarbeitenden. Ihre Werte, ihr Können und Engagement machen uns erfolgreich und sichern uns den Platz als Qualitätsführer. Exakt diese Komponente kann man auch als kleine Schwäche sehen: Wir haben uns vor Jahren mutig in das Abenteuer Selbstorganisation gestürzt. Natürlich mit professioneller Begleitung. Aber auch hier mussten wir einiges dazulernen. Insbesondere den Aufwand, alle Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen, haben wir hier und da unterschätzt. Partizipation und gemeinsames Entscheiden kostet manchmal etwas mehr Zeit und Aufwand, ist dafür aber umso nachhaltiger.
Was unternehmen Sie, um den Service kontinuierlich zu verbessern?
Lüders: Wir sind immer auf der Suche nach Wegen, den Nutzen für unsere Kundinnen und Kunden zu erhöhen. Sie sollen sich auf ihre Kompetenzen, ihr Kerngeschäft fokussieren können. Gerade strukturieren wir unsere Organisation so um, dass Vertrieb, Applikationsentwicklung und Service aus einer Hand kommen. Kundinnen und Kunden haben so immer die richtigen Ansprechpartnerinnen und -partner, die ihnen mit kompetenter Unterstützung zur Seite stehen. Eigens dafür unterhalten wir eigene Applikationszentren, in denen wir gemeinsam mit ihnen die jeweils optimale Lösung entwickeln. Für uns ist das nicht nur ein Auftrag; vielmehr eine Mission. Dieses Engagement wird gesehen und honoriert. Die Qualität der Zusammenarbeit spricht sich herum.
Finden diese speziellen Meetings mit Kundinnen und Kunden digital oder in Präsenz statt?
Lüders: In Zeiten von Reisebeschränkungen während der Pandemie haben wir unsere Schulungsformate, die Diagnose, Inbetriebnahme und Wartung weiterentwickelt. Einfache Videokonferenzen stießen schnell an Grenzen, wenn es darum ging, die Funktionen eines Produkts zu demonstrieren. So entstand im Service-Team die Idee eines TV-Studios inklusive professioneller Filmtechnik. Vor einem Green Screen präsentieren heute Expertinnen und Experten die Produkte und führen interaktive Schulungen durch. Das spart unseren Kundinnen und Kunden Zeit, weite Reisen und schont durch weniger Ausstoß von CO2 unsere Umwelt.
Ein guter Ruf bei Kundinnen und Kunden ist das eine, wie steht es um Ihr Employer Branding?
Lüders: Bereits 2018 haben wir in einem Projekt erarbeitet, wer wir sein wollen und was uns ausmacht. Gerade in diesen Tagen haben wir ein Folgeprojekt gestartet. Wir werden wieder gemeinsam mit den Teams evaluieren, wie wir in der Post-Corona-Ära arbeiten möchten, welche Dinge uns wichtig sind und welche neuen Themen an Bedeutung gewinnen werden.
Was bedeutet diese Ausrichtung in der Praxis?
Lüders: Fairness und Transparenz sind für uns nicht nur Worthülsen. Wir geben uns gegenseitig wertvolles Feedback, unter anderem in regelmäßigen Umfragen. Jede und jeder bekommt die Möglichkeit, eigene Projekte voranzubringen. Hierarchien und Wissensmonopole gibt es nicht. Dafür aber Unterstützung; begleitet durch professionelles Coaching, Weiterbildung und natürlich in einem modernen Arbeitsumfeld für ein faires Gehalt. Gerne treffen wir uns am Feierabend auf ein kühles Getränk an der Campus-eigenen Grillhütte, dem Fitnessraum, im Strandkorb mit Wifi. Manche wechseln ihre Winterräder an der gemeinsamen Autohebebühne oder reparieren ihr Fahrrad in unserer Fahrradwerkstatt.
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