Wer mit eigener Kraft möglichst schnell von A nach B kommen möchte, setzt sich aufs Rennrad. Die Devise: Je leichter der Rahmen, desto zügiger geht es voran. Das ist – neben der nötigen Fitness und dem richtigen Trainingsplan – auch eine Frage der Investition. Ein Rahmen aus Carbon etwa ist leichter als einer aus Stahl – und auch wenn es nur wenige Gramm sind, machen diese doch den Unterschied. Die Parallele zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist schnell gezogen: „Unternehmen, die an den richtigen Stellen professionell investieren, lernen schneller, verstehen den technologischen Fortschritt besser und weisen einen höheren Return-on-Investment auf“, sagt Oliver Gürtler, Mittelstandsexperte von Microsoft.
Oliver Gürtler von Microsoft im Gespräch
So machen Cloud-Lösungen Unternehmen nachhaltig
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Themen, die die deutsche Wirtschaft umtreiben. Oliver Gürtler, Leiter des Mittelstandsgeschäfts und Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, erklärt, wie sich beide Megatrends clever kombinieren lassen.

Oliver Gürtler
ist Leiter des Mittelstandsgeschäfts und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland
Was sind aus Ihrer Erfahrung aktuell die größten Herausforderungen für Mittelständler in Deutschland?
Neben Digitalisierung ist Nachhaltigkeit das Trendthema. Lässt sich beides vereinen?
Microsoft selbst hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Bis Mitte des Jahrhunderts sollen alle CO2-Emissionen, die seit der Unternehmensgründung 1975 ausgestoßen wurden, wieder aus der Umwelt entfernt werden. Welche Maßnahmen versprechen dabei die größten Erfolge?
Gürtler: Wir wollen bei Nachhaltigkeit ein Vorreiter sein und zeigen, was möglich ist. Mit regenerativ erzeugtem Strom lassen sich Rechenzentren klimafreundlich betreiben. Deshalb werden wir bis 2025 sämtliche Aktivitäten auf eine 100-prozentige Versorgung mit erneuerbarer Energie umstellen – und werden dadurch zu einem der größten Abnehmer von regenerativem Strom weltweit. Wir wollen nicht nur unsere CO2-Emissionen weiter senken, sondern bis 2050 den gesamten CO2-Ausstoß, den wir seit der Gründung 1975 verursacht haben, wieder aus der Umwelt entfernen. Allerdings gibt es leider nicht die eine Maßnahme, mit der wir dieses Ziel erreichen können. So setzen wir etwa auf Chips, die einen sehr geringen Energiebedarf haben, und nutzen in unseren Rechenzentren erneuerbare Energien. Um unser Ziel erreichen zu können, investieren wir bis 2025 zusätzlich eine Milliarde US-Dollar in neue Technologien und innovative Sustainability-Lösungen. Unter anderem für moderne Energiesysteme, innovative industrielle Materialien sowie die Kreislaufwirtschaft oder Wassertechnologien.
Wie oft muss man auf dem Weg zum Ziel solch einen Plan eigentlich auf den Prüfstand stellen?
Gürtler: Konstant. Wir sind auch sehr transparent gegenüber Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit, wenn es um den Status quo geht, welche Verursacher wir identifiziert haben und welche Maßnahmen uns tatsächlich geholfen haben, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Eine Empfehlung kann ich Mittelständlern mit auf den Weg geben: Es ist gar nicht so einfach, alle Daten zum CO2-Ausstoß – gerade auch an den verschiedenen Stationen entlang der Lieferkette – zu sammeln. Das Thema ist wirklich anspruchsvoll. Bis wir wussten, welcher Zulieferer für die Produktion der Spielekonsole Xbox oder den Laptop Surface welchen CO2-Footprint hat – das war aufwendig. Aber diese Transparenz muss einmal geschaffen werden, um herauszufinden, bei welchen Maßnahmen der Impact groß ist oder eben auch nicht.
Ein Bereich, der einen großen Einfluss auf den CO2-Ausstoß hat, ist die IT-Infrastruktur in Unternehmen. Laut einer Studie von Capgemini weiß man in 57 Prozent der befragten Unternehmen nicht, wie groß der CO2-Fußabdruck der IT ist. Und lediglich sechs Prozent der Befragten setzen umfassend auf nachhaltige IT. Woran liegt es, dass der IT bei der Reduktion von CO2-Emissionen bisher offenbar eher wenig Beachtung geschenkt wurde?
Gürtler: Der IT-getriebene CO2-Verbrauch ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Aus dem Consumer-Bereich wissen wir, dass Fernseher, Computer, Spielekonsolen für etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs in jedem Haushalt verantwortlich sind. Das gilt fast eins zu eins für die IT-Infrastruktur in der Wirtschaft. Weshalb die Einsparpotenziale hier derzeit nicht genutzt werden? Unter anderem, weil die Mitarbeitenden in der IT in den vergangenen zwei Jahren voll ausgelastet waren. Die Relevanz der IT ist durch Covid-19 massiv gestiegen. Führungskräfte haben gelernt, dass sie die IT unter anderem brauchen, damit Mitarbeitende remote oder hybrid arbeiten können, oder um E-Commerce-Lösungen zu schaffen, wenn Menschen nicht mehr in den Laden kommen können und um die Supply-Chain in den Griff zu bekommen.
Mit der „Cloud for Sustainability“ hat Microsoft ein digitales Werkzeug zur Analyse von CO2-Emissionen für Kunden entwickelt. Wo liegt der Mehrwert?
Gürtler: Mit der Cloud bekommen Unternehmen viele Leistungen auf einmal, die sie allein nur schwer erbringen könnten: eine sichere, agile und dezentrale Infrastruktur, die keine Hardware benötigt. Das wollen wir nun mit Klimaschutz verbinden. Mit der Cloud for Sustainability unterstützen wir Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Mit dem integrierten „Emissions Impact Dashboard“ können Firmen ihren CO2-Abdruck besser verstehen. Die Daten dafür werden erfasst, analysiert und CO2-Einsparpotenziale identifiziert. Die Erfahrung zeigt: Beim Wechsel von einer On-Premise-Infrastruktur zu Microsoft Azure kann die Energieeffizienz um bis zu 93 Prozent verbessert werden. Die größten relativen Einsparungen werden erzielt, wenn kleinere Anwender, beispielsweise mittelständische Unternehmen, in die Cloud wechseln. So kristallisiert sich dann auch ein Wettbewerbsvorteil heraus, weil Unternehmen zeigen, dass sie ihren digitalen Fußabdruck reduzieren.
Nun gelten Cloud-Lösungen ja gerade bei KMU als teuer…
Gürtler: Das Gerücht, als KMU könne man sich die Cloud nicht leisten, begegnet mir immer wieder. Das Gegenteil ist richtig: Durch die Cloud haben Unternehmerinnen und Unternehmer Zugriff auf viele Leistungen, die sie sich vorher gar nicht leisten konnten – und das auf Knopfdruck. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können sich in der Cloud mit einem Schlag zum Beispiel aller Wartungsaufgaben entledigen. Zudem benötigen sie signifikant weniger Investitionen für das Aufrechterhalten und Modernisieren ihrer IT. Statt sich beispielsweise für eine große Simulationsberechnung eigene Hardware anzuschaffen, kann man sie auch über die Cloud für einen bestimmten Zeitraum mieten. Die Kosten sind geringer – und man muss nicht monatelang warten, bis die Hardware da ist. Kommt die technische Infrastruktur aus der Steckdose, können die wertvollen Fachkräfte ihre Zeit nutzen und an Lösungen arbeiten, die mir als Unternehmen gegenüber dem Wettbewerb einen Vorteil verschaffen.
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