Gastbeitrag

Digital Health

Gesundheit kostet, Ignoranz kostet mehr: Warum KI die einzige Antwort auf den MedTech-Druck ist

Der Pflegenotstand, Fachkräftemangel sowie die Kostenexplosion – das deutsche Gesundheitssystem steht an der Belastungsgrenze. Während Staaten wie Estland oder Israel längst digitale Vorreiter sind, blockiert hierzulande Bürokratie den technologischen Fortschritt. Insbesondere im Umgang mit KI zeigt sich: Deutschland diskutiert über die Risiken, andere sichern sich bereits die gesamte Versorgung.

Eine junge Frau in Laborkleidung, die vor dem Hologram einer Person steht, als Symbol für KI im Gesundheitssystem

12.11.2025

Der systemische Blindfleck

Trotz alarmierender Zahlen und wachsender Belastung gilt: KI entpuppt sich in vielen Kliniken noch als wahrer Luxus. Fakt ist: Der Personalmangel im Gesundheitswesen lässt sich längst nicht mehr durch klassische Ausbildungs- oder Rekrutierungsstrategien ausgleichen. Verwaltung und Dokumentation beanspruchen bis zu 40% der Arbeitszeit medizinischer Fachkräfte, während fehlende Datenintegration verhindert, dass vorhandenes Wissen effizient genutzt wird. Gleichzeitig steigen die Gesundheitsausgaben Jahr für Jahr um Milliarden, ohne dass sich die Effizienz des Systems messbar verbessert.

Das Problem ist kein technologisches, sondern ein strukturelles: Die Politik, Kostenträger und Trägerorganisationen behandeln digitale Transformation als Zusatzprojekt statt als strategische Kernaufgabe.

KI im Gesundheitssystem als Fundament moderner Versorgung

Künstliche Intelligenz kann Versorgung skalieren, jedoch nicht ersetzen. Sie transformiert medizinisches Wissen in handhabbare sowie datenbasierte Entscheidungsgrundlagen – schneller, präziser, objektiver – als es ein Mensch je allein leisten könnte. 

Automatisierte Befundanalysen und KI-gestützte Diagnostik entlasten der Großzahl der Fachkräfte, sparen Zeit und verbessern die Behandlungsqualität. Predictive Analytics ermöglicht vorausschauendes Handeln statt reaktiver Therapie, während intelligente Wissenssysteme die Transparenz schaffen und Ärztinnen und Ärzte wie auch das Pflegepersonal gezielt unterstützen können. 

Politische und wirtschaftliche Verantwortung

Der Ausbau der digitalen Gesundheitsinfrastruktur in Deutschland stagniert. Während andere Länder längst nationale Dateninfrastrukturen aufgebaut haben, mangelt es hierzulande an interoperablen Standards, klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen für KI-gestützte Anwendungen und wirksamen Anreizen für digitale Innovation. Statt Technologie als Risiko zu regulieren, sollte sie als strategisches Kapital verstanden werden: Wer Gesundheitsdaten intelligent nutzt, kontrolliert Kosten, steigert Effizienz und ermöglicht Forschung.

Gesundheit ist eine Investition, Ignoranz ein Verlustgeschäft

Angesichts des Fachkräftemangels, Kostenexplosionen und steigendem Innovationsdruck ist KI längst (k)eine Option mehr, sondern die einzige skalierbare Antwort. 

Ohne auf eine datenbasierte, KI-gestützte Versorgung zurückzugreifen, wird das Gesundheitssystem an seiner eigenen Komplexität scheitern. KI ersetzt nicht die menschliche Kompetenz, sie ist und bleibt jedoch der entscheidende Hebel, um Versorgung, Forschung und Innovation langfristig sichern zu können.

Besonders in der Onkologie zeigt sich, welche transformative Wirkung KI bereits heute entfalten kann. Durch präzisere Diagnostik, automatisierte Befundauswertung und individualisierte Therapieplanung verbessern KI-Systeme messbar die Versorgungsqualität. Als Experte für den Einsatz von KI in der Onkologie sehe ich täglich, wie diese Technologien den Sprung von der Theorie in die klinische Realität schaffen – ein Beweis, dass Fortschritt im Gesundheitswesen möglich ist, wenn er konsequent umgesetzt wird. Nun gilt es, diesen Fortschritt systematisch und flächendeckend in die Versorgung zu integrieren. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Daniel Rüben

ist CEO und Gründer von Cancierge AI - einer KI-gestützten Plattform, die Kliniken, Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten bei der Therapieentscheidung von Krebserkrankungen, insbesondere Brustkrebs, unterstützt