Die KI-gestützte Software von Cleanhub sichert die Einhaltung von Standards bei der Müllsammlung und ermöglicht präzise Analysen. Das ist dringend notwendig, um der weltweiten Plastikverschmutzung gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern entgegenzutreten. Im Interview drängt Joel Tasche, Gründer und Co-CEO von Cleanhub, auf beschleunigte Finanzierung und kritisiert die bisherige Trägheit bei der Lösung der Plastikkrise.
Plastikkrise
Cleanhub: Müll sammeln mit Künstlicher Intelligenz
Dass sich soziale Verantwortung und innovative Technologien sehr gut ergänzen können, zeigt das Berliner Start-up Cleanhub. Es hat sich auf die Abfallentsorgung in unterversorgten Regionen der Welt spezialisiert. Internationale Unternehmen finanzieren das Start-up, das dabei Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt.

19.02.2024

Joel Tasche
ist Gründer und Co-CEO des Start-ups Cleanhub
DUP UNTERNEHMER: Wie bewerten Sie die aktuelle Situation in Bezug auf die weltweite Plastikverschmutzung, und welche Auswirkungen hat dies auf Umwelt und Gesellschaft?
Joel Tasche: Weltweit sind Milliarden Menschen nicht an eine funktionierende Abfallentsorgung angeschlossen. Das führt gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern zu einer großen Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll. Wenn unsere Meere immer mehr zu Müllkippen verkommen, gefährden wir nicht nur die Biodiversität dieser wunderbaren Ökosysteme, sondern laufen Gefahr, dass auch die wichtige Funktion als natürlicher CO2-Speicher verloren geht. Daher ist die Plastikkrise ein globales Problem, das uns alle angeht.
Welche Strategien und Lösungsansätze verfolgen Sie mit Cleanhub, um die Menge an Plastikmüll zu reduzieren und gleichzeitig nachhaltige Praktiken zu fördern?
Tasche: Wir bauen mit Cleanhub Abfallentsorgung in Regionen auf, in denen es bisher keine gibt – für Menschen, die sich diese nicht leisten können. Vor Ort arbeiten wir mit lokalen Organisationen, die für uns die „dreckige Arbeit“ erledigen und den Müll sammeln. Am besten direkt vom Haushalt, wie wir es hierzulande auch tun. Finanziert wird das Ganze durch Unternehmen in den USA und Europa, die ihren Kunden zeigen möchten, dass sie sich aktiv bei dem Plastikproblem engagieren.
Inwiefern spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Regierungen und der Zivilgesellschaft eine Rolle, um gemeinsam die Herausforderungen der Plastikkrise zu bewältigen?
Tasche: Die Plastikkrise ist eine riesige Herausforderung, die uns alle angeht. Daher müssen auch alle an einem Strang ziehen. Uns geht das aber viel zu langsam. Besonders weil es schon Lösungen gibt: Abfallentsorgung aufzubauen ist ja keine Raketenwissenschaft. Es fehlt oftmals allerdings die nötige Finanzierung. Hier setzen wir an.
Welche innovativen Technologien oder Geschäftsmodelle setzt Cleanhub ein, um Recycling und nachhaltige Praktiken zu fördern und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen zu schaffen?
Tasche: Damit wir sicherstellen können, dass die Müllsammlung nach unseren Standards erfolgt, haben wir eine KI-gestützte Software entwickelt, die unsere Partner vor Ort einsetzen. Mittlerweile ist diese Software so gut, dass sie von einem Foto eines Müllsacks nicht nur das Gewicht, sondern auch die Zusammensetzung inklusive Feuchtigkeitsgehalt ermitteln kann. Wir werden regelmäßig vom TÜV Süd nach ISO-Standard geprüft. So stellen wir sicher, dass der Impact tatsächlich stattfindet.

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