Unternehmensnachfolge

„Vertrauen ist das bessere Kapital“

Unternehmen kaufen, wachsen, verkaufen – so läuft das Spiel vieler Investoren. Dr. Dirk Pramann spielt ein anderes. Der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der Beteiligungsgesellschaft ­Mition investiert ausschließlich eigenes Kapital, setzt auf persönliche Nähe, hanseatische Werte und eine klare Langfriststrategie.

Illustration: Eine Pflanze, die aus einem Dollarzeichen besteht, wird gerade gegossen, als Symbol für die Mition Beteiligungsgesellschaft

13.08.2025

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Herr Pramann, was unterscheidet Mition von klassischen Investoren – und warum funktioniert Ihr Modell gerade im Mittelstand so gut?

Dr. Dirk Pramann: Mition ist kein Fonds, sondern ein Unternehmermodell. Wir investieren ausschließlich unser eigenes Kapital und denken langfristig – nicht in Exits, sondern in Generationen. Besonders in Nach­folgesituationen kommt es darauf an, dass nicht nur Strukturen erhalten bleiben, sondern auch Haltung. Unternehmer brauchen Vertrauen – und das geben wir, indem wir Verantwortung aktiv übergeben und dauerhaft begleiten.

Sie sagen, Sie sprechen mit jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter nach einem Unternehmenskauf. Ist das Symbolik oder Strategie?

Pramann: Es ist gelebte Überzeugung. In den ersten neun Monaten bin ich wöchentlich vor Ort. Ich will wissen, wie das Unternehmen wirklich funktioniert – nicht nur aus Excel-Folien, sondern von den Menschen, die es tragen. Vertrauen entsteht nicht durch Kennzahlen, sondern durch Gespräche. Viele Investoren unterschätzen, wie viel kulturelles Kapital in einer Belegschaft steckt.

Wie gelingt es, Führungskräften echte Verantwortung zu übertragen, wenn sie vorher stark auf den Inhaber ausgerichtet waren?

Pramann: Indem man ihnen Raum gibt – und Coaching. Wir arbeiten mit einer spezialisierten Personalberatung zusammen, die Übergänge strukturiert begleitet. Wir lassen die Teams laufen, aber nicht ins Leere. Verantwortung wächst durch Zutrauen und Klarheit – beides ist Teil unserer DNA.

Wachstum bleibt trotzdem ein zentrales Ziel. Sie sprechen von Umsatzverdoppelung und Ergebnisverdreifachung innerhalb von fünf Jahren. Wie passt das zu einem wertebasierten Ansatz?

Pramann: Werte und Wachstum schließen sich nicht aus – im Gegenteil. Wenn Unternehmen stabil geführt, fokussiert weiterentwickelt und strategisch gestärkt werden, entstehen genau die Grundlagen für überdurchschnittliches Wachstum. Wir entwickeln, wir skalieren nicht um jeden Preis. Unser Ziel: unternehmerische Substanz ausbauen, nicht austauschen.

Mition investiert in Branchen wie Energie, Infrastruktur und Elektronik – mit klarer Umsatzrange. Was ist die strategische Logik dahinter?

Pramann: Wir suchen keine Masse, sondern Passung. Betriebe mit zehn bis dreißig Millionen Euro Umsatz sind groß genug für Wirkung und klein genug für di­rekte Entscheidungswege. Unsere Branchenkenntnis, etwa bei Lichttechnik oder Konverterplattformen, bringt zusätzliches Entwicklungspotenzial mit – wie man am Beispiel Lightpartner sehr gut sieht.

Dr. Dirk Pramann

ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer und leidenschaftlicher Segler. Der gebürtige Hamburger gründete 2011 die Beteiligungsgesellschaft Mition, deren Fokus auf wertebasierter Unternehmens- nach­folge liegt