Kolumne

Sozial-ökologische Transformation

Menschenwürdige Arbeit & Wachstum: ein Widerspruch?

Grenzen des Wachstums ernst nehmen und unser Verhalten ändern? Das sei gar nicht so einfach in ihrem Tätigkeitsfeld Unternehmensberatung, so Tech-Expertin Verena Fink. „Wir sind in einer Welt groß geworden, die unter ­Expansion eine einzig positive Bewegung versteht“, sagt Fink über ihre Branche. Ihr gefalle daher ein chinesisches Sprichwort, das ­sinngemäß hinterfragt, ob die eigenen heutigen Entscheidungen auch von Nutzen für die nächsten sieben Generationen sind.

31.08.2022

Mich hat das Sustainable Development Goal (SDG) Nummer acht zum Nachdenken gebracht: Menschenwürdige Arbeit und Unternehmenswachstum. Doch was bedeutet das eigentlich? 

Illustration Kolumne Verena Fink

Global betrachtet zeigen sich offensichtliche Handlungsfelder: So sind laut der Internationalen Arbeitsorganisation 160 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen. Und unglaubliche 25 Millionen Menschen verrichten Zwangsarbeit.

Kann Digitalisierung die Lösung sein?

Ich bleibe Zukunftsoptimistin und glaube daran, dass die Digitalisierung uns helfen kann, diese strukturellen Pro­bleme zu reduzieren. Die privaten und öffentlichen Investitionen könnten in ein grünes Wachstum gesteckt ­werden, damit wir eine sozial-ökologische Wirtschaftstransfor­mation beschleunigen und damit Vorbild sein können.

Zeichnung Kolumne Verena Fink
Verena Fink: Die Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz von Woodpecker Finch ist Expertin des DUP UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus aller Welt

Außerdem könnte das deutsche Lieferkettengesetz weltweit als Beispiel genutzt werden, um als globales Lieferket­tengesetz zu funktionieren und Menschenrechte sowie Sozial- und Umweltstandards zu stärken.

Und wenn wir es schaffen, unsere Ämter zu digitalisieren, werden nicht nur Anträge von Einheimischen schneller bearbeitet. Auch Flüchtlinge könnten dann schneller Zugang zu Jobs erhalten. Das nutzt nicht bloß der Integration, sondern auch der Wirtschaft.

Niemanden ausschließen

Als Freundin von Digitalisierung werbe ich dafür, die digitale Transformation mit ökologischem und sozialem Wandel zu verbinden. Handlungsbedarf gibt es genug vor unserer eigenen Haustür. Wie können wir zum Beispiel bei der Digitalisierung unsere Mitarbeitenden mitnehmen? Was machen wir mit jenen, die Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren? Digitalisierung hat die Kraft, in der Bildung mehr Teilhabe zu ermöglichen.

Ganz nach dem übergeordneten Prinzip der Agenda 2030 „leave no one behind“ stehen wir in der Verantwortung, beim digitalen Wandel alle Personen mitzunehmen – unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, Ethnie, körper­lichen und psychischen Verfasstheit, ihrem Geschlecht und Alter.

Ist das Gift für das Wachstum? Im Gegenteil. Wenn wir uns mit der Haltung von SDG Nummer acht digitalisieren, erreichen wir eine deutliche Produktivitätssteigerung durch technologische Modernisierung und menschenfreundliche Innovation.