Autovermietung

Die neue Generation geht bei Mobilität neue Wege

Die Anforderungen an das Autofahren haben sich mittlerweile stark verändert. Wolfgang Neumann, Geschäftsführer der Europcar Mobility Group Germany, sieht darin eine Chance.

07.12.2022

Wolfgang Neumann

ist Geschäftsführer der Europcar Mobility Group Germany. Er möchte Mobilität mit seinem Team nachhaltig machen und baut dazu unter anderem Abo- und Sharingmodelle weiter aus

Wohin steuert Ihre Branche 2023?

Wolfgang Neumann: Wir alle sehen, dass die Gesellschaft sich verändert. Unser Leben wird komplexer, die Preise steigen und umweltbewusstes Handeln rückt stärker in den Mittelpunkt. Der Trend geht ganz klar weg vom Besitzen hin zum Nutzen. Wir möchten uns weniger langfristig binden, stattdessen flexibel bleiben, dabei jedoch auf nichts beziehungsweise so wenig wie möglich verzichten. Der Wunsch nach einfachen Produkten und möglichst wenig Stress und Aufwand ist groß. Und dann ist da ja auch noch unser Klima, das wir schützen müssen. Kurz: Die Wünsche unserer Kunden verändern sich, also müssen wir uns ebenfalls verändern. Gleichzeitig sind wir mit großen Herausforderungen wie zum Beispiel höheren Kosten, Lieferengpässen und einem umkämpften Arbeitsmarkt konfrontiert. Und natürlich beschäftigt uns die Frage: Wie verändert sich das Reiseverhalten, wenn das Geld knapp wird? Mit unseren verschiedenen Marken bieten wir heute als internationaler Dienstleister individuelle Mobilität, wie sie unsere Kunden suchen und brauchen – zunehmend Mobilitätsangebote aus einer Hand, möglichst digital und unkompliziert, weg von konventionellen Verbrennern hin zu einer immer größeren Elektro-Flotte und autonomen Fahrzeugen. Unser Ziel ist es, Privat- wie Geschäftskunden ein immer breiteres Spektrum unterschiedlicher Angebote zu machen – für ein paar Stunden, ein paar Tage bis hin zum flexiblen Auto-Abo für mehrere Monate.

Was sind die Megatrends, die sich in Ihrer Branche 2023 verstärken werden?

Neumann: Ein Trend, mit dem auch wir in Deutschland Ende 2021 gestartet haben, sind die Auto-Abos für Privatkunden: flexible Mobilität, ein Rund-um-Sorglos-Paket, bei dem alles inklusive ist, außer das Tanken beziehungsweise Laden. Mit myEuropcar treffen wir den Nerv  – „Nutzen statt Besitzen“ – und sprechen vor allem auch eine jüngere Zielgruppe an. Für Firmenkunden wird beispielsweise das sogenannte Corporate Carsharing immer attraktiver, eine effektive Fahrzeugverwaltung mit geringeren Kosten und kürzeren Standzeiten. Mit einer attraktiven Firmenflotte und der gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen sparen Unternehmen Geld und verringern die Reisekosten pro Kopf, denn ein gemeinsam genutztes Fahrzeug kann bei entsprechender Auslastung bis zu 15 Fahrzeuge im Bestand ersetzen. Corporate Carsharing ist damit ein guter Ansatz, um das Geschäft mobil und beweglich zu halten und dabei trotzdem nachhaltig zu arbeiten.

Wie reagieren Sie in Ihrem Unternehmen darauf?

Neumann: Wir beobachten die Branche, arbeiten eng mit unseren Partnern und Stakeholdern zusammen, behalten die Wünsche unserer Kunden im Blick und bleiben flexibel. Gerade in den vergangenen schwierigen Jahren mit Coronapandemie, Halbleitermangel oder Ukraine-Krieg sind ein enger Austausch und eine gute Zusammenarbeit noch wichtiger geworden. Wir müssen uns selbst verändern – und das machen wir bei der Europcar Mobility Group, in Deutschland seit 95 Jahren: vom Autovermieter hin zu einem modernen Mobilitätsdienstleister, der den Service für die Kunden nach wie vor an erste Stelle stellt.

An welchen Innovationen arbeitet Ihr Unternehmen derzeit?

Neumann: Unser großes Ziel ist es, führend im Bereich der nachhaltigen Mobilität zu werden. Wir werden unsere Elektro-Flotte weiter ausbauen, unseren Kunden nachhaltige Lösungen anbieten, aber auch selbst als Unternehmen nachhaltiger werden und damit letztlich den Wert für unsere Investoren steigern. Wir werden zunehmend neue Wege finden, um unsere Kunden mobil zu halten, zum Beispiel durch Abo-Angebote, Flottenmanagementdienste und schließlich die Einführung autonomer Fahrzeuge.

Worauf freuen Sie sich 2023 in ihrem Unternehmen?

Neumann: Persönlich bin ich jetzt seit vielen Jahren in der Mobilitätsbranche tätig und kann Ihnen sagen, es wird wirklich nie langweilig. Ganz im Gegenteil: Mit den für alle steigenden Preisen und der Fahrzeugknappheit haben wir nach wie vor große Herausforderungen vor uns. Die Zeiten sind nicht einfach, aber ich freue mich darauf, diese mit einem starken Team international und in Deutschland sowie mit unseren Stakeholdern anzugehen und die Mobilitätsangebote für unsere Kunden weiterzuentwickeln sowie als Gruppe unsere internationale Präsenz auszubauen.

Was stimmt Sie optimistisch für die Zukunft?

Neumann: Wir hatten neulich unsere 35 neuen Auszubildenden im Headquarter in Hamburg zu Gast – das war einer dieser Momente, die mich sehr optimistisch stimmen. Eine Gruppe junger, dynamischer Menschen hat uns mehrere Tage mit klugen Fragen gelöchert. Sie sind aufgeweckt, wollen dazulernen und haben vor allem auch keine Scheu, uns zu hinterfragen und herauszufordern. Und das werden sie hoffentlich auch in Zukunft machen. Das sind unsere Mitarbeitenden von morgen und die passen hervorragend zu unserer bisherigen Truppe. Mit einem diversen Team aus Jung und Alt haben wir in den nächsten Jahren viel vor. Darauf freue ich mich sehr.