Zurzeit ist es um die Stimmung in der deutschen Start-up-Szene nicht gut bestellt. So
lag deren Geschäftsklima nach dem „Deutschen Startup Monitor 2025“ zuletzt bei 31,7 Punkten und damit auf „dem niedrigsten Stand seit der Coronakrise 2020“, wie der Startup-Verband meldete.
Die Impossible Founders in Hamburg haben es sich zum Ziel gesetzt, auf eine Verbesserung der Situation hinzuarbeiten, und sich mit Erfolg beim Bundeswirtschaftsministerium um die Förderung als „Exist Startup Factory“ beworben. Arik Willner, ab 1. November 2025 CEO der Impossible Founders, erläutert die Hintergründe.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wer gab den Impuls zur Gründung der Impossible Founders und zur Bewerbung um die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium als Exist Startup Factory?
Arik Willner: Die Michael Otto Stiftung und die Joachim Herz Stiftung haben die Initiative ergriffen, einen ambitionierten Antrag für Hamburg im bundesweiten Leuchtturmwettbewerb zu platzieren. Dafür bin ich sehr dankbar. Mit ihrem Engagement haben die beiden Stiftungen eine enorme Fokussierung in die Vorbereitung gebracht, die entscheidend für den Erfolg war. Damit haben wir die Chance, Hamburg als führenden Standort für DeepTech-Gründungen in Deutschland und Europa zu positionieren. Der Hamburger Senat hat die Antragsphase sehr konstruktiv begleitet. Einen wichtigen Beitrag haben außerdem die wissenschaftlichen Partner wie Desy, die Universität Hamburg oder die TU Hamburg geleistet.
Welche Rollen spielen die einzelnen Team-Mitglieder?
Willner: Die Impossible Founders werden bewusst breit und interdisziplinär aufgestellt sein. Daher werden auch sehr unterschiedliche Rollen zu besetzen sein. Dabei geht es um eine professionelle Kommunikation, um Event- und Communitymanagement, Programmmanagement, Business-Expertise sowie Administration. Die Auswahl der Teammitglieder wird entscheidend für den Erfolg der Impossible Founders sein. Neben diesen Kernfunktionen setzen wir stark auf Diversität im Team – fachlich, kulturell und in den Karrierewegen. Denn nur so können wir die Breite der DeepTech-Innovationen adäquat begleiten.
In welchen Dimensionen beteiligen sich die verschiedenen Unternehmen und Institutionen finanziell an der Startup Factory Hamburg?
Willner: Ein eigenständiger Investmentfonds ist für einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren vorgesehen. Allerdings werden wir in den Accelerator-Programmen Summen unbürokratisch in die Start-ups geben, die im unteren sechsstelligen Bereich angesiedelt sind. Neben der finanziellen Beteiligung ist das Engagement unserer Unternehmenspartner auch strategisch entscheidend: Sie bringen Zugang zu Märkten, Pilotprojekten und erste Kundenkontakte ein.
Auf welchen Wegen soll die Startup Factory Hamburg Gründer unterstützen, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf unternehmerisches Know-how?
Willner: Die Impossible Founders werden in allen Phasen einer Start-up-Journey Unterstützung leisten. Vorne wird die Pipeline maßgeblich von den Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen gespeist, einzelne Programmelemente jedoch von der Startup Factory gefördert. In der Gründungsphase und bei den ersten Schritten werden sowohl das Team als auch das Produkt inkubiert. Hier sind erste Förderungen auch monetär möglich, insbesondere aber der Kontakt zum Markt etabliert. In der Accelerator Phase sollen die Unternehmen durch individuelle Unterstützungen skaliert werden. Dabei werden die Impossible Founders eigene Expertisen aufbauen, aber auch unternehmerische Unterstützung von außen reinholen. Ein starkes Netzwerk an Unternehmen wird den Kontakt zu möglichen Kunden massiv erleichtern.
Weshalb soll zunächst eine Konzentration auf den Bereich Greentech erfolgen?
Willner: Die großen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach tiefgreifenden technologischen Lösungen. Daher konzentrieren wir uns auf das schwierige Feld der DeepTech, also der sehr komplexen Hochtechnologien. Dabei sind die grünen Technologien besonders wertvoll für die Lösungen, die dringend für eine nachhaltige Zukunft gebraucht werden. Es geht uns also nicht nur um die numerische Skalierung von Start-ups, sondern auch um die Wirkung, die diese entfalten können. Neben Kapital und Exits ist uns besonders die gesellschaftliche Wirkung der Start-ups wichtig – insbesondere Lösungen für Klimaschutz und digitale Transformation.
Gibt es einen Zeitplan für die Entwicklung der Startup Factory Hamburg, etwa hinsichtlich der Zahl der unterstützten Gründungen sowie Exits?
Willner: Der operative Start der Impossible Founders ist für Herbst 2025 vorgesehen. Ziel ist es, bereits im ersten Jahr etwa 25 Mitarbeitende zu rekrutieren und erste Programme in der Awareness, Inkubation und Acceleration zu etablieren. In den ersten fünf Jahren sollen diese Programme skaliert werden und nach etwa zehn Jahren sollen circa 170 erfolgreiche Start-ups etabliert sein, die insgesamt etwa zwei Milliarden Euro an Kapital eingesammelt haben. Unser Ziel ist nicht nur die Zahl erfolgreicher Start-ups, sondern auch die nachhaltige Verankerung einer DeepTech-Gründungskultur in Hamburg.
Beteiligte Universitäten sollen von den Gründungen finanziell profitieren. In welchem Maße und welcherart Konstruktionen sind dafür vorgesehen?
Willner: Die Universitäten sollen durch die Verwertung ihres geistigen Eigentums – Intellectual Property – bestmöglich finanziell profitieren. Dabei ist es wichtig, dass die Verwertung unternehmerisch über die Impossible Founders organisiert wird und bei erfolgreichen Erlösen die Hochschulen stark beteiligt werden. Darüber hinaus sollen die Universitäten nicht nur finanziell profitieren, sondern auch als Orte wahrgenommen werden, an denen erfolgreiche Gründerbiografien entstehen, die wiederum zukünftige Talente anziehen.
Gab es nach den ersten Veröffentlichungen zum Projekt bereits Bewerbungen von Gründern, und, wenn ja, aus welchen Bereichen?
Willner: Bereits jetzt erreichen uns zahlreiche Anfragen von Investoren, Unternehmen, potenziellen Mitarbeitenden sowie Gründerinnen und Gründern. Die Anfragen betreffen insbesondere DeepTech-Themen im Bereich Künstliche Intelligenz. Wir beobachten besonders großes Interesse von Gründerinnen und Gründern, die bereits in Forschungsprojekten aktiv sind und nun den Schritt in die Kommerzialisierung wagen wollen.

