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Corporate Volunteering: Wie Unternehmen und IT-Talente gemeinsam wirken

Digitalisierung trifft Gemeinsinn: Mit Corporate Volunteering gewinnen Unternehmen nicht nur gesellschaftliche Wirkung, sondern auch Talente. Das Start-up VoluLink bringt Studierende, soziale Organisationen und Unternehmensmentor:innen in praxisnahen IT-Projekten zusammen – und zeigt, wie sich Arbeitgeber im War for Talents als sinnstiftende Tech-Company positionieren können. Ein Modell mit doppeltem Impact.

Ein junger Mann sitzt an einem Schreibtisch und informiert sich an seinem Laptop über Corporate Volunteering

06.08.2025

DUP UNTERNEHMER-Magazin: VoluLink bringt IT-Studierende, Unternehmen und soziale Einrichtungen zusammen. Was war Ihre persönliche Motivation, genau dieses Modell ins Leben zu rufen?

Jade Dyett: Die Idee entstand während Moritz’ Auslandssemester in Sydney, wo er das Konzept „Pledge 1%“ kennenlernte: Unternehmen spenden dort systematisch einen Prozent ihres Profits, ihrer Produkte oder ihrer Zeit für gemeinnützige Zwecke – ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur.

Moritz Hall: Zurück in Deutschland fiel uns eine Lücke auf: Während IT-Unternehmen händeringend Talente suchen, fehlt es sozialen Einrichtungen an digitaler Unterstützung. Gleichzeitig möchten viele Studierende an praxisnahen und sinnvollen Projekten arbeiten. VoluLink bringt diese drei Perspektiven zusammen und schließt damit eine entscheidende Lücke.

Was macht Corporate Volunteering gerade für junge IT-Talente attraktiv?

Dyett und Hall: Junge IT-Talente suchen sinnstiftende Herausforderungen. Sie wollen keine rein theoretischen Fallstudien, sondern reale Probleme lösen und gesellschaftlich etwas bewegen. Der Wunsch nach Purpose ist kein Bonus mehr, sondern entwickelt sich zu einem zentralen Kriterium bei der Wahl von Projekten und Arbeitgebern. Wer das bietet, verschafft sich einen Vorteil im Recruiting.

Wie funktioniert das Modell von VoluLink konkret und was unterscheidet es vom klassischen Ehrenamt?

Dyett und Hall: Bei VoluLink arbeiten IT-Studierende im Rahmen ihres Studiums an konkreten Projekten – zum Beispiel im Rahmen von Uni-Modulen oder Abschlussarbeiten. Diese Projekte stammen von sozialen Organisationen, die digitalen Support benötigen. Unternehmensmentorinnen und -mentoren begleiten die Studierenden fachlich und strategisch, während unsere Plattform passende Teams und Organisationen zusammenbringt. Die Projekte sind professionell strukturiert: Sie haben klare Ziele und Zeitrahmen – wie echte IT-Projekte in Unternehmen. Im Unterschied zum klassischen Ehrenamt entsteht so ein professioneller Rahmen, der nachhaltige digitale Fortschritte in sozialen Organisationen ermöglicht – mit Know-how, das diese Einrichtungen sonst nicht zur Verfügung hätten.

Wie kann Corporate Volunteering helfen, IT-Fachkräfte frühzeitig zu erreichen und zu binden?

Dyett und Hall: Unsere Erfahrung zeigt: Projektkontext schlägt klassische Bewerbungsgespräche. Wenn ein Mentor oder eine Mentorin von Dell mehrere Monate mit einem Studierenden an einem Projekt arbeitet, lernen sich beide Seiten fachlich und persönlich intensiv kennen – deutlich besser als über ein Assessment-Center. So können Unternehmen frühzeitig Potenziale erkennen und nachhaltige Beziehungen aufbauen, auf Basis gemeinsamer Erfahrungen statt reiner Markenbotschaften.

Sie arbeiten mit großen Unternehmen wie Dell oder Amazon. Welche Rolle spielen Mentorinnen und Mentoren in Ihren Projekten und welchen Mehrwert sehen die Partner darin?

Dyett und Hall: Mentorinnen und Mentoren sind zentrale Erfolgsfaktoren. Sie bringen nicht nur Fachwissen, sondern auch Methodenkompetenz und Praxiserfahrung ein. Für Unternehmen bedeutet das mehr als Talentförderung – es ist Employer Branding mit Substanz. Mitarbeitende erweitern ihre Coaching-Kompetenz, erleben sinnvolle Projektarbeit und erhalten Einblicke in die Denkweise der nächsten Generation. So entsteht ein doppelter Nutzen. Nach innen und außen.

Wie reagieren die Studierenden auf das Format? Entsteht dadurch tatsächlich eine Bindung an die Unternehmen?

Dyett und Hall: Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Viele schätzen die Praxisnähe und den direkten Kontakt zu Unternehmen. Wenn die Zusammenarbeit gut funktioniert, entsteht häufig eine langfristige Verbindung, auch wenn nicht sofort eine Stelle frei ist. So wächst ein Talentpool mit vertrauensvollen Kontakten, auf den Unternehmen später gezielt zugreifen können. Das ist nachhaltiger als klassische Rekrutierung.

Was muss passieren, damit Corporate Volunteering in Deutschland zum strategischen HR-Instrument wird?

Dyett und Hall: Es braucht drei Dinge: Erstens muss Corporate Volunteering systematisch in HR-Strategien integriert werden – nicht nur als Teil von CSR, sondern als Element der Personalentwicklung. Zweitens müssen Unternehmen ihre Engagement-Formate professionalisieren: mit klaren Programmen, messbaren Zielen und definierten Rollen. Drittens braucht es technische Lösungen, die Skalierung und Impact-Messung ermöglichen, etwa durch Plattformen wie VoluLink. Nur wenn Engagement als strategische Investition verstanden wird, kann es sein volles Potenzial entfalten – für Talente, für Organisationen und für die Unternehmenskultur insgesamt.

Moritz Hall

ist Co-Founder & CEO bei VoluLink

Jade Dyett

ist Co-Founder & CTO bei VoluLink