Digitale Transformation in Finanzabteilungen
So arbeiten Chief Financial Officers künftig
Ob bald viele Tätigkeiten im Finanzbereich von Maschinen und KI-basierter Technologie übernommen werden? Rachel Empey, Chief Financial Officer (CFO) von Fresenius hat dazu eine klare Meinung – und gibt Tipps, wie sich CFOs für die Zukunft aufstellen sollen.


Rachel Empey
ist seit August 2017 CFO beim Dax-Konzern Fresenius. Zuvor war die Britin, die in Oxford Mathematik studiert hat, unter anderem für Telefónica Deutschland tätig
Die Finanzabteilung wird in den nächsten zehn Jahren im Zuge der Automatisierung ein neues Rollenbild in der Organisation einnehmen. Schafft sie sich Ihrer Meinung nach selbst ab oder hat sie vielmehr die Chance, die einflussreichste Rolle neben der/dem CEO einzunehmen?
Rachel Empey: Ich stimme zu: Die Rolle der Finanzabteilung wird sich in den nächsten zehn Jahren sicherlich signifikant ändern. Weder wird sie sich aber selbst abschaffen noch zu einer Art Super-Abteilung innerhalb der Unternehmensorganisation mutieren. In erster Linie werden sich die Aufgabenschwerpunkte ändern. Neue Technologien beziehungsweise ein höherer Automatisierungsgrad werden bisher noch sehr zeitaufwendige Prozesse beschleunigen. Das setzt Kapazitäten für einen stärkeren strategischen Fokus frei. So wird künftig zum Aufgabenspektrum der Finanzabteilungen neben klassischen Funktionen wie etwa Steuern oder Treasury sicher auch Predictive Analytics gehören – und auf der Grundlage datengestützter Analysen und Einblicke wachstumsfördernde Entscheidungen ermöglichen. Zusätzlich wird die Finanzabteilung die Überlegungen prägen, wie Kapital eingesetzt werden muss, um Wettbewerbsfähigkeit bei digitalen Geschäftsmodellen sowie im Backoffice sicherzustellen.
Mit der Unterstützung durch Technologie verändert sich das Anforderungsprofil der Führungskräfte im Finanzwesen. Was zeichnet den/die CFO und die Führungskräfte der Zukunft aus?
Empey: Chief Financial Offers, die CFOs, bleiben auch künftig hauptverantwortlich für die Formulierung und Umsetzung der Finanzstrategie. Sprich: Die sogenannte Finance Excellence wird weiterhin ein wesentliches Merkmal der CFO-Rolle sein. Hinzu kommt, dass CFOs immer stärker in das strategische Management eingebunden werden und sich mit den ihnen zugeordneten Finanzabteilungen weiter in Richtung eines strategischen Partners innerhalb der Organisation entwickeln müssen. Hierbei wird einerseits die Nutzung von internen und externen Daten – bereinigt und miteinander verknüpft – eine wichtige Rolle spielen. Andererseits wird erwartet, dass die Finanzabteilungen fortlaufend neue digitale Möglichkeiten identifizieren, bewerten und zur Anwendung bringen. Zu diesem Zweck muss die oder der CFO der Zukunft fortlaufend passende Kompetenzen innerhalb der Finanzabteilung aufbauen und die gesamte Organisation von der Notwendigkeit und dem Nutzen ausgewählter Neuerungen überzeugen.
Was sollten CFOs im Zuge der digitalen Transformation jetzt unbedingt tun, um die Weichen für die Zukunft zu stellen?
Empey: Parallel zum Tagesgeschäft „experimentiert“ fast jede Finanzabteilung bereits mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz. Wichtig ist, dass die oder der CFO darüber hinaus eine funktionsübergreifende Vision entwickelt, die Gesamtstrategie daraus ableitet und deren Umsetzung steuert. Wie bereits erwähnt, muss der passende Kompetenz-Mix im Finanzteam aufgebaut werden. Außerdem sollte die Harmonisierung der Systemlandschaften angestoßen werden, um unter anderem die Datengewinnung und -qualität zu verbessern. Letztlich sollten CFOs als digitale Vorreiter agieren, anderen Abteilungen als Ratgeber zur Seite stehen und unternehmensweit die Kapitalallokation in digitale Initiativen steuern.
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