Prokon eG
Persönlicher Kontakt meets Digitalisierung
Trotz aller Digitalisierung setzt die Prokon eG weiterhin auf den persönlichen Kontakt zum Kunden, erklären Dr. Henning von Stechow und Andreas Neukirch aus dem Vorstand.
Dr. Henning von Stechow und Andreas Neukirch
Vorstandsvorsitzender von Stechow ist promovierter Jurist und absolvierte eine Bankausbildung mit Schwerpunkt Unternehmensfinanzierung. Er arbeitete zuletzt bei einem mittelständischen Energiehändler als Geschäftsführer. Vorstand Neukirch hat über 25 Jahre Erfahrung in der Führung von Genossenschaften, darunter 14 Jahre als Vorstand der GLS Bank. Er kennt Prokon nicht nur durch seine Tätigkeit als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Prokon eG, sondern war auch als GLS-Vorstand 2014 und 2015 eng in die Bestrebungen eingebunden, Prokon in eine Genossenschaft umzuwandeln.
Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Coronakrise für Ihr Unternehmen?
Dr. Henning von Stechow: Das Kernbusiness ist durch die Coronakrise wenig beeinflusst worden. Schwierig hat sich die Zusammenarbeit mit Genehmigungsbehörden dargestellt – Schwierigkeiten bei der Aktenübergabe, Einschränkungen bei Auslegungen und Bürgerbeteiligung, Ausfall von politischen Beratungen. Herausforderungen für die Beschaffung, Lieferfähigkeit und Preiskalkulation ergeben sich erst jetzt durch die anziehende Energienachfrage und gleichzeitiger Energieknappheit. Ebenfalls werden jetzt Verzögerungen und Verteuerungen in den weltweiten Lieferketten bei Ersatzteillieferungen und Baukomponenten spürbar. Die Coronakrise mit ihren Lockdowns und Kontaktregeln hat auch bei Prokon als Katalysator für flexiblere und mobilere Arbeitsweisen gewirkt. Mobiles Arbeiten ist jedoch gekommen, um zu bleiben. Mit einem eigenen New-Work-Konzept sollen die Vorteile des mobilen Arbeitens außerhalb des Betriebs und gleichzeitig die Freude am Treffen im Betrieb gleichermaßen befördert werden.
Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business?
Andreas Neukirch: Wir leben die Energiewende in Bürgerhand. Prokon plant und betreibt Windparks und PV-Anlagen und versorgt auf diese Weise rechnerisch jährlich rund 350.000 Haushalte mit CO2- und atomstrom-freier Energie. Dabei ist das Unternehmen im Besitz von rund 40.000 nachhaltig engagierten Bürgern, die als Genossenschaftsmitglieder inhaltlich und finanziell partizipieren. Dies schafft Basis und Akzeptanz für einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, für den die Politik derzeit verbesserte Rahmenbedingungen schafft.
Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?
Neukirch: Mit einem strategischen Führungskräfte-Entwicklungsprogramm und einem 360-Grad-Feedback als Grundlage sensibilisieren und qualifizieren wir unsere Mitarbeiter für einen kontinuierlichen Verbesserungs- und Digitalisierungsprozess. Der „Prokon-Weg“ als Gedankenkonstrukt und Leitbild soll uns verstärkt auf unsere Stärken und Zukunftsperspektiven fokussieren.
Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?
Neukirch: Unsere große Stärke ist die grüne Stromproduktion mit Windenergieanlagen aller Generationen, die durch unsere umfangreiche Planungspipeline in den nächsten Jahren noch erheblich ausgebaut werden kann. Prokon profitiert zudem von der breiten Aufstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Planung über die Errichtung, Betrieb und Service bis hin zur Stromvermarktung. In den vergangenen 7 Jahren seit der Insolvenz haben wir das Unternehmen erfolgreich stabilisiert und neu ausgerichtet. Dabei stand Wirtschaftlichkeit vor Geschwindigkeit oder Innovations- und Investitionsfähigkeit. Eine Genossenschaft muss zudem Kapitalgeber finden, die sich für die Idee begeistern können, unabhängig von der Höhe des Geschäftsguthabens nur eine Stimme zu haben. Das gelingt uns recht gut, das eingeworbene Kapital hat in der Vergangenheit jedoch nicht immer gereicht, um unsere gesamten projektierten Windparks auch zu behalten. Wichtiger ist aber auch hier unser Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Kraftwerkskapazitäten – unabhängig von den Besitzverhältnissen.
In wenigen Worten: Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?
Von Stechow: Wir setzen in unserer IT-Strategie verstärkt auf Standardisierung und Homogenisierung und nutzen dafür bevorzugt marktgängige Cloud-Lösungen. In dem sehr relevanten Gebiet des Predictive Maintenance für unsere Windenergieanlagen sind wir in der Lage, eigene innovative Lösungen zu entwickeln und haben auch schon Patente angemeldet. Wir hinterfragen verstärkt und ständig scheinbare formale Grenzen und gewohnte Prozesse. Dafür sensibilisieren wir Führungskräfte und Teams für einen kontinuierlichen Verbesserungs- und Digitalisierungsprozess.
Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?
Von Stechow: Bei aller Entwicklung zu digitaleren, automatisierteren und effizienteren Prozessen setzt Prokon parallel weiter auf einen persönlichen Kundenservice mit eigenen Mitarbeitenden. Die Herausstellung unseres speziellen USPs für Stromkunden – 100 % Windstrom aus eigener Erzeugung – macht uns zusätzlich einzigartig. Dazu kommt die Möglichkeit, als Genossenschaftsmitglied Inhaber seines Stromlieferanten zu werden und so zu seinem eigenen Stromerzeuger zu werden.
Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?
Neukirch: Im Energiekundengeschäft ist es vor allem die Wirksamkeit, mit der Entscheidung für den Stromlieferanten auch den Ausbau der Erneuerbaren Energien direkt zu unterstützen und mit dem Bezug von echtem Ökostrom seinen eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Hinzu kommt der persönliche Kundenservice. Im B2B-Service-für Windparks ist es die herstellerunabhängige und herstellerübergreifende Anlagen-Kompetenz unserer Service-Teams, die uns bei hohem Qualitätsanspruch zu einem begehrten Partner macht.
Was tun Sie, um den Service zu verbessern?
Neukirch: Im Mitglieder- und Kundenservice für Energiekunden geht es uns verstärkt um den Aufbau und die Optimierung von 24/7-Self-Service-Angeboten, um den Kunden einen vollständigen, transparenten und übersichtlichen Einblick in ihre Daten, Verbräuche und Abrechnungen zu geben. Der persönliche Kundenkontakt soll dabei weiter aufrechterhalten und noch kundenorientierter ausgerichtet werden. Im Windparkservice geht es vor allem um eine hohe technische Verfügbarkeit der Anlagen. Predictive-Maintenance-Maßnahmen sollen dabei helfen, Ausfallzeiten für Wartungsarbeiten zu minimieren.
Nennen Sie ein konkretes Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt.
Neukirch: Die Windparks unserer Kunden laufen mit einer Betriebsbereitschaft von über 96 Prozent. Und wir sind vermutlich die erste und einzige Energiegenossenschaft mit einem voll-digitalisierten Beitrittsprozess mit einer qualifizierten digitalen Signatur.
Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden? Gibt es eine Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?
Von Stechow: Einen sinnvollen Job in einer zukunftsorientierten Branche anbieten zu können, erleichtert durchaus die Überzeugung. Es reicht aber in diesem Zusammenhang nicht, nur allein auf die nachhaltige Wirkung der eigenen Windstromproduktion zu verweisen. Daher hat sich Prokon als Unternehmen übergreifend die Erreichung der UN-Nachhaltigkeits-Ziele zur Aufgabe gemacht und ist auf dem Weg, ein insgesamt nachhaltiges Unternehmen zu werden. Zusätzlich ist es die Gesamtheit von gelebter Unternehmenskultur und Benefits, die die Arbeitgebermarke prägen, wie die Kultur der „offenen Tür“ bis in den Vorstand, großzügige, offene Büro- und Versammlungsräume, die Weiterentwicklung passender New-Work-Konzepte aus mobilem Arbeiten und attraktiven Präsenzangeboten, Mitarbeiterevents und Teambuilding-Aktionen, Gesundheitstage und Achtsamkeitstrainings und vieles mehr.
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