Digitale Transformation

KI im Mittelstand: Vom Experiment zur strategischen Orchestrierung

Künstliche Intelligenz ist kein IT-Trend, sondern der strategische Hebel für den deutschen Mittelstand. Wer heute noch zögert, riskiert den Anschluss – denn die zweite Digitalwelle rollt exponentiell. Wie Unternehmen Künstliche Intelligenz (KI) gezielt in ihre Wertschöpfung integrieren, zeigt Franz Wenzel, Director bei Enomyc.

27.05.2025

Der Mittelstand kennt die Realität: Nach unseren Erfahrungen bei Enomyc sehen sich inzwischen bereits rund zwei Drittel der Zulieferer von Dax-Konzernen mit KI-basierten Einkaufsanforderungen konfrontiert. Kleinere und mittelgroße Unternehmen stehen damit unter Zugzwang – doch vielerorts bleiben konkrete Schritte zur Integration von KI aus. Diese wird noch häufig als IT-Spielwiese oder reines Effizienzprogramm behandelt. Doch das greift zu kurz.

Mittelstand im KI-Zeitalter: Jetzt zählt Strategie

Denn die Entwicklung ist längst weiter: KI verändert nicht nur Prozesse, sondern ganze Organisationsstrukturen. Wer strategisch handelt, kann Geschäftsmodelle neu denken, Premium-Positionierungen sichern und Innovationskraft freisetzen. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie.

Zwei Beispiele für strategische Wirkung

Ein Hersteller von Präzisionsteilen senkte durch KI-basierte Qualitätskontrolle in Echtzeit seine Mängelquote um 34 Prozent – mit dem Ergebnis, weiterhin Premiumpreise im Markt durchsetzen zu können. Ein mittelständischer Logistiker aus Bayern optimierte seine Routen KI-basiert, reduzierte so seine Treibstoffkosten um über 20 Prozent – und gewann gleichzeitig Spielraum für Investitionen und die Entlastung der Mitarbeitenden. Es geht also nicht nur um Einsparungen. Es geht um echte strategische Wirkung – und dafür braucht es einen strukturierten Fahrplan.

Der Weg zur KI-Verankerung im Unternehmen

  • Systeme und Daten befähigen – ohne Greenfield-Illusionen
    Viele Mittelständler arbeiten mit gewachsenen IT-Systemen. Doch auch diese lassen sich KI-fit machen: durch Schnittstellenanbindung, Edge-KI-Modelle für Bestandsmaschinen oder generative Datenveredelung aus Kleinserien. So entstehen robuste Grundlagen – ohne Komplettumbau.
  • Mitarbeitende aktiv einbinden – statt nur Experten zuzukaufen
    Der Schlüssel liegt in rollenbasierten Schulungen, Low-Code-Tools und KI-Copiloten, die Fachabteilungen direkt nutzen können. So werden Potenziale gehoben, ohne auf externe Data Scientists angewiesen zu sein.
  • Regulierung meistern – ohne Innovationsbremse
    Die Umsetzung von KI gemäß DSGVO und der neuen KI-Verordnung der EU bedeutet nicht Verzicht, sondern Vertrauen: Hosting auf europäischen Servern, Audit-Trails für kritische Entscheidungen und transparente Dokumentation von generativen Modellen sind zentrale Bausteine.

Der Vier-Stufen-Fahrplan zur Umsetzung

  • Diagnose: KI-Potenziale entlang der Geschäftsziele erkennen – nicht als Selbstzweck, sondern als Hebel.
  • Pilotdesign: Use Cases definieren, die binnen sechs Monaten Wirkung zeigen – vom Vertriebsprozess bis zur Instandhaltung.
  • Skalierung & Governance: Interne Gremien schaffen, Wissen bündeln, Standards setzen – nicht nur technisch, auch kulturell.
  • Ökosystem-Integration: Externe Partnerschaften mit Forschung und Technologieanbietern nutzen – für maßgeschneiderte Lösungen.

Der strategische Imperativ: Jetzt gestalten

Die erste Digitalisierungswelle wurde vielerorts verschlafen. Die zweite – KI – rollt schneller, globaler, kompromissloser. Der deutsche Mittelstand hat die Ressourcen und die Kompetenz, jetzt zum Vorreiter zu werden. Aber nur, wenn aus Pilotprojekten Orchestrierung wird – und aus technischer Neugier eine strategische Umsetzung.

Franz Wenzel

ist Director bei Enomyc. Er begleitet mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation und verfügt über langjährige Erfahrung in der Umsetzung technologiegestützter Geschäftsmodelle. Für vertiefende Einblicke und einen persönlichen Austausch kann hier ein unverbindlicher Gesprächstermin vereinbart werden.