Das Footsteps-Nachfolgefestival hinterlässt Spuren – in den Köpfen und Netzwerken der Teilnehmenden. Am 22. und 23. Mai 2025 wird der KulturBahnhof Kassel zum Treffpunkt für Nachfolger und Nachfolgerinnen, die die Zukunft von Familienunternehmen aktiv gestalten wollen, und Übergebende, die den Generationswechsel bestmöglich gestalten wollen. Zwei Tage voller Inspiration, praxisnaher Einblicke und wertvoller Kontakte.
Starke Speaker und Speakerinnen

Im Programm finden sich Namen wie Christina Diem-Puello, Gründerin der Deutschen Dienstrad GmbH, und Caroline von Kretschmann, Nachfolgerin des „Hotels Europäischer Hof Heidelberg“. Im Geschwister-Panel teilen Bonita und Wolfgang Grupp jr. von Trigema ihre Erfahrungen, während Dina Reit und Christoph Kollbach von SK Laser die Nachfolge aus zwei Perspektiven beleuchten. Workshops zu Innovation, Nachhaltigkeit und Konfliktmanagement ergänzen das Programm. Außerdem wird der Footsteps-Award für besondere Nachfolgegeschichten verliehen.
Hinter dem Festival stehen Lena Schaumann, Dr. Natalie Kleine und Dr. Dinah Spitzley – drei erfolgreiche Nachfolgerinnen, die ihre vielfältigen Erfahrungen einbringen. Ihr Ziel: Tradition und Innovation verbinden, Mut machen und Nachfolge als Schlüssel zur Zukunft präsentieren.
"Ich wollte immer Unternehmerin sein"
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Was ist das Schönste am Unternehmerinsein?
Lena Schaumann: Dass ich wahnsinnig viel gestalten kann. Das ist zwar so ein Modewort, aber ich finde, Selbstwirksamkeit beschreibt es am allerbesten. Ich bin immer schuld – im Guten und im Schlechten.
Was ist gerade für Frauen derzeit das größte Hindernis beim Thema Nachfolge?
Schaumann: Immer wieder das Thema Vereinbarkeit. Die Verantwortung für ein Unternehmen und das Leben mit Kindern. Wie kann ich das irgendwie vereinen? Role-Models, also Vorbilder, sind da ein wichtiger Punkt. Weil es viel leichter wird, wenn es schon jemanden gibt, an dem man sich orientieren kann.
Macht es einen Unterschied aus, ob der Sohn die Nachfolge im Familienunternehmen antritt oder die Tochter?
Schaumann: Ich beschäftige mich gerade viel mit Unconscious Bias, also unbewusster Voreingenommenheit. Und ich finde es wichtig, diese zu verstehen. Denn nur dann lässt sie sich Schritt für Schritt auflösen. Praktisches Beispiel: Mein Vater hatte zwei Unternehmen, eines habe ich übernommen, eines mein jüngerer Bruder. Als ich neulich eine neue Idee hatte, riet mein Vater: „Lena, übernimm dich nicht. Du hast jetzt Familie, mach nicht zu viel.“
Ein paar Wochen später saßen wir zu dritt zusammen, und es gab eine ähnliche Situation mit Lars. Und da meinte er: „Oh ja, das ist cool. Mach das auf jeden Fall.“ Und ich dachte: Warte mal, Lars hat doch auch ein kleines Kind zu Hause. Warum wird das jetzt so anders gesehen? Und da merkt man, wie man über seine eigenen Bilder im Kopf stolpert. Ich hatte am Anfang sogar selbst darüber nachgedacht, ob mein Vater vielleicht recht hat und ich mich übernehme. Aber dann, in der Situation mit meinem Bruder, ist mir richtig bewusst geworden, dass es da Unterschiede im Umgang gibt. Ich nehme das meinem Vater gar nicht übel. Er hat es jahrelang anders erlebt, und jetzt müssen wir gemeinsam Schritt für Schritt umdenken.
Wie groß ist eigentlich die Angst, dass der Familienfrieden unter der Nachfolgeregelung leidet?
Schaumann: Für eine gute Unternehmensfolge muss man gut streiten können. Viele Familien haben aber keine gute Streitkultur. Die Generation unserer Eltern ist noch so aufgewachsen, dass Konflikte lieber totgeschwiegen werden. Und entweder platzt dann irgendwann die Bombe, oder alle verstellen sich, was aber die Potenziale hemmt.
Meine Mutter hat immer gesagt: „Macht, was ihr wollt, aber macht mir meine Familie nicht kaputt.“ Ich meine, das kommt bei einem Familienunternehmen in nun vierter Generation auch nicht von ungefähr. Ich bin aber jemand, der so etwas lösen möchte und es aktiv angeht. Auch wenn es unangenehm ist. Denn ich bin der Überzeugung, es könnte so viel frei werden, wenn wir offen miteinander sprechen. Es gibt zu wenig Menschen, die ihre Geschichte reflektiert und ungeschönt erzählen, aber auch zeigen, wie sie daran gewachsen sind. So würde Nachfolge nicht mehr nur als Riesengefahr für die Familie, sondern als Chance gesehen.

Gutes Stichwort. Wie hinterlässt man Spuren auf vielleicht nicht ausgetretenen, aber zumindest schon asphaltierten Wegen?
Schaumann: Wir gehen ja nicht im Kreis. Mein Vater ist seinen Weg gestartet und hat uns dorthin gebracht, wo wir heute sind. Und ab hier gehe ich los und bin dafür verantwortlich, dass wir in vielen Jahren wieder woanders stehen, wenn ich vielleicht das Unternehmen übergebe.
Jede dieser Teilstrecken ist von einer anderen Umgebung beeinflusst. Antworten, die mein Vater damals gefunden hat, waren für die damalige Zeit die richtigen. Ich muss nun meine eigenen finden. Und so hinterlasse ich meine eigenen Fußstapfen, indem ich neu interpretieren darf, was die Welt jetzt braucht. Und das immer in dem Bewusstsein, dass mir das so möglich ist durch das, was meine Vorfahren geschaffen haben. Das Wirken meines Uropas hat den Titel „Gründung“, das meines Opas „Transformation“ und das meines Vaters „Expansion“. Was wird meine Überschrift sein?
Vor zehn Jahren hatten Sie mit Lumizil, einem Online-Lampenhandel, schon mal ein eigenes Start-up. Ist die Möbelhaus-Nachfolge jetzt auch ein Stück weit Plan B?
Schaumann: So krass würde ich es nicht formulieren. Aber ja, vor zehn Jahren war es nicht mein Plan, ins Familienunternehmen zu gehen. Rückblickend hat mich Lumizil aber genau an diesen Punkt gebracht. Ich wollte immer Unternehmerin sein, und ich habe in der Zeit so viel gelernt. Und als ich dann zu Möbel Schaumann kam, war ich eben nicht nur „die Tochter vom Chef“, sondern hatte schon viel eigene Erfahrung.
Zum Abschluss eine Frage zum Footsteps-Festival: Was wird Ihr persönliches Highlight?
Schaumann: Beim letzten Mal fand ich die Award-Verleihung so außergewöhnlich. Einer Teilnehmerin
kamen die Tränen, und dann sind die Geschwister auf die Bühne, um sie zu unterstützen. Der halbe Saal hat geweint, weil das so ein intimer Moment war. Das könnte auch 2025 mein Highlight werden.