PORR

Arbeiten auf der Baustelle möglich machen

Claude P. Jeutter ist Geschäftsführer des Bauunternehmens PORR. Er beschreibt, weshalb die Digitalisierung in der Bauindustrie schon vor der Pandemie fortgeschritten war.

17.06.2022

Claude P. Jeutter

ist seit 2019 Geschäftsführer von PORR. Zuvor hatte er Führungspositionen in verschiedenen Bauunternehmen wie Wolff & Müller oder Baresel inne

Wo sehen Sie die Zukunft der Arbeit? Gibt es eine bereits vollzogenen Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?

Claude P. Jeutter: Fakt ist: Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt verändert. Prozesse, die früher mit viel Aufwand verbunden waren, laufen teilweise bereits automatisch. Die Vernetzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist erheblich einfacher, standortübergreifende Zusammenarbeit deutlich besser möglich als noch vor einigen Jahren. Egal ob die Arbeit aus dem Homeoffice, dem Baucontainer oder aus dem Büro heraus erfolgt. Mit Stolz erfüllt mich die Vielzahl der oft auch kleinen Maßnahmen zu einem verbesserten Miteinander.

Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Corona-Krise?

Jeutter: Ohne den bereits etablierten Einsatz digitaler Kollaborations-Instrumente wären wir nicht so gut durch die Pandemie gekommen. Als Unternehmen der Bauindustrie sind viele unserer Prozesse dezentral. Wir hatten die IT-Tools bereits an Bord und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren geübt in diese Art der Zusammenarbeit. Da haben sich unsere frühzeitigen Investitionen sehr gelohnt.

Wie sieht Ihre Digitalisierungsstrategie aus?

Jeutter: Man muss sehr genau aufpassen, die richtigen Schritte zur richtigen Zeit vorzunehmen und vor allem keine Digitalisierung voranzutreiben, die an den Kunden vorbeigeht, ohne Sie mitzunehmen. Kundennutzen und Effizienzgewinne stehen im Fokus. Dabei müssen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit auf die Reise nehmen.

Was macht Ihr Unternehmen bei Ihrer Kundschaft besonders erfolgreich?

Jeutter: Als Technologieführer stehen wir für die Planung und den Bau anspruchsvoller, individueller Kundenwünsche. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau verfügt PORR über eigene Expertenteams und bietet umfangreiche Fachkenntnisse aus einer Hand. Dieses umfassende Leistungsspektrum ist in dieser Form einzigartig.

Wie hat sich Ihr Geschäftserfolg in den vergangenen beiden Jahren entwickelt?

Jeutter: Die Jahre 2019 bis 2021 waren für unser Unternehmen herausfordernd. Wir befanden uns in einer geplanten Phase der Konsolidierung nach einer starken, mehrjährigen Wachstumsphase. Dem Ergebnis hat diese Phase gutgetan. Im Jahr 2021 konnten unsere Umsätze steigern, trotz der Coronakrise.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Jeutter: Kern unseres Erfolges ist die konsequente Ausrichtung unseres Leistungsangebots in allen Stufen und Bereichen am Kundennutzen. Für unsere Kunden ist das erlebbar und bietet einen klaren Mehrwert. Wir sind davon überzeugt: Das ist der Motor.

Welche Rolle spielt Service in Ihrem Business?

Jeutter: Zuallererst möchte ich vorab die Dimension von „Service“ für einen Full-Service-Provider der Bauwirtschaft erläutern. „Service“ ist für PORR die Leistung, die für unsere Kunden unmittelbar in allen Phasen von der Planung bis zur Realisierung seines Bauwunsches erlebbar ist. Aus dieser Perspektive ist Service für ein Unternehmen der Bauindustrie ein Kernprozess.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Jeutter: Am Anfang steht die Erkenntnis, dass man Unternehmensleistungen nie perfekt entwickelt hat. Vielmehr ist ein kontinuierlichen Verbesserungsprozess notwendig, um stetig an die optimale Erfüllung der Kundenwünsche heranzukommen. Der Methodenbaukasten aus dem Lean-Management ist für uns das Fundament der stetigen Weiterentwicklung.

Nennen Sie bitte ein Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt ...

Jeutter: Ein Beispiel ist unsere Baulogistikplattform. Sie ist die Basis für die Digitalisierung und Optimierung von Logistikprozessen. Über diese Plattform arbeiten mehrere Hersteller und Herstellerinnen zusammen, etwa an der Versorgung der Baustelle mit Baustoffen. Alle Abwicklungsprozesse sind digital. Jeder Partner kann jederzeit den exakten Stand der Dinge einsehen, gewinnt somit die erwünschte Transparenz und Sicherheit und kann jederzeit steuernd eingreifen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Service?

Jeutter: Zentraler Nutzen ist, Transparenz in den komplexen Abläufen der Projekte für unsere Kunden und die an der Realisierung beteiligten Partner zu schaffen. Erreichen kann man dieses Ziel nur über integrierte digitale, webbasierte Systeme und Prozesse, die in Echtzeit arbeiten. Cloudlösungen sind hier perspektivisch der für die Kunden sinnvolle, weil anwenderfreundliche Weg.

Was tun Sie, um die Service-Kultur zu verbessern?

Jeutter: Die Service-Kultur im Unternehmen zu verankern und stetig zu verbessern, ist ein Langstreckenlauf. Basis des Handelns ist die strikte Ausrichtung am Kundennutzen, verbunden mit dem Grundwert „Pioniergeist“ unseres Unternehmens. Immer einen Schritt voraus. Im Herzen Unternehmer. Wir sehen Fehler als Chance zu lernen. Dies sind Leitsätze unserer Unternehmenskultur. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wir an diese Werte gezielt heranführen. Damit schaffen wir die Basis für ein Denken und Handeln im kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Konsequent angewendet verbessern wir so unsere Service-Kultur stetig.

Was zählt zu den Stärken, was zu den Schwächen Ihres Unternehmens?

Jeutter: Die größte Stärke unseres Unternehmens drückt sich in unserer strategischen Positionierung aus: Wir sehen uns als Technologieführer für die Planung und den Bau anspruchsvoller, individueller Kundenwünsche mit eigenen Expertenteams und bieten diese Fachexpertise aus einer Hand an. Natürlich haben wir auch Schwächen. So haben wir in der Verzahnung der Expertenteams zu einer Gesamtleistung noch Potenzial. Das ist erkannt und somit können wir daran arbeiten. Die Digitalisierung ist dabei eines der sogenannten Bindemittel.