Agentur für Arbeit Köln
Eigenes Forschungsinstitut inspiriert Innovationen
Die Agentur für Arbeit betreibt Berufsberatung und Arbeitsvermittlung. Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, beschreibt, wie die Behörde digital wird und neugierig bleibt.
Johannes Klapper
startete seine Karriere vor über 30 Jahren bei der Bundesagentur für Arbeit Köln. Er ist als Vorsitzender der Geschäftsführung tätig.
Wie fördern Sie Neugier und Innovation im Unternehmen?
Johannes Klapper: Unser behördeneigenes Forschungsinstitut, das IAB, versorgt uns mit Studien, wissenschaftlichen Analysen und Projektionen zur Arbeitsmarktbeobachtung um zukunftsorientiert und faktenbasiert zu planen.
Operativ erarbeiten wir immer wieder – gesteuert in der bundesweiten Organisationsstruktur – lokal innovative Projekte, deren Ergebnisse und Erfahrungen alle Arbeitsagenturen im Land weiterbringen und Prozesse verbessern. Ideen dazu kommen aus der Mitarbeiterschaft und der Führungsebene. Zusätzlich wurden schon vor Jahren verschiedene Ideen- und Kreativ -Tools und Gruppen initiiert, deren Vorschläge ernst genommen werden.
Auf Arbeits- und auf Managementebene leben wir dazu die intensive Pflege und Arbeit von Netzwerken auf dem Arbeitsmarkt, betreiben eine vorrausschauende Marktbeobachtung.
Wie bleiben Sie digital fit?
Klapper: Wir passen unsere digitalen Angebote kontinuierlich den Kundenbedürfnissen an, investieren in Technik, erweitern unsere digitalen Angebote und Kommunikationsmöglichkeiten. Seit Jahren haben wir die Elektronische-Akte. Videotelefonie und digitale Veranstaltungsformate sind jetzt schon bei uns alltäglich, Termine können online gebucht werden und wir planen immer mehr Prozesse im Sinne des Kunden bequem von zu Hause aus zu ermöglichen. Da sind wir am Ball. Gleichzeitig legen wir weiterhin großen Wert auf den persönlichen Kontakt Da funktioniert Beratung am besten.
Wie hat sich die Agentur in den letzten Monaten entwickelt?
Klapper: Durch das Kurzarbeitergeld während der Coronakrise hatten die Arbeitsagenturen einen enormen Auftragszugang, den wir so weder planen noch uns darauf vorbereiten konnten. Wir haben das als Organisation mit großem Kraftaufwand, zusätzlichem Personal und einer außergewöhnlich flexiblen Mitarbeiterschaft gemeistert. Es hat sich gezeigt: Wir können Krise. Die Investitionen vor der Krise in die Qualität von Führung haben sich ausgezahlt. Und wir haben gesehen, dass auch so eine große Behörde wie die Arbeitsagentur schnell handeln kann. Innerhalb kürzester Zeit haben wir mehr als der Hälfte unserer Arbeitskräfte die Arbeit im Homeoffice mit Anbindung an unsere sicherheitsrelevante IT ermöglicht, haben unseren Kunden alternative Kommunikationsformate angeboten und unsere geplanten Digitalisierungsprozesse beschleunigt.
Was treibt den Erfolg der Agentur voran?
Klapper: Wachstum ist für uns, wenn wir mehr Menschen in Arbeit bringen und bei der Weiterbildung und Qualifizierung unterstützen. Wir entwickeln uns ständig weiter, aktuell mit einem noch stärkeren, proaktiven Ansatz Arbeitslosigkeit zu verhindern. Weiterbildung ist in den Transformationsprozessen, in denen die deutsche Wirtschaft gerade steckt, ein Schlüsselelement und auch für unsere Organisation das Zukunftsthema. Dazu gehört auch eine ständige Investition in die Qualifikation unserer Mitarbeitenden und hin zu einer stärkeren Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen sowie die Verkürzung und Optimierung der Prozesse.
Was zählt zu den größten Stärken, was zu den Schwächen der Agentur?
Klapper: Eine unserer großen Stärken ist die lokale Anbindung und Erreichbarkeit vor Ort für jeden Bürger. Mit 155 Arbeitsagenturen und knapp 600 Niederlassungen in Deutschland sind wir Deutschlands größte Behörde mit einem weit gefächerten Beratungsangebot, das sich über das gesamte Arbeitsleben eines Jeden erstreckt. Von der Ausbildung, über die Versicherungsleistung des Arbeitslosengeldes oder aktuell dem Kurzarbeitergeld, bis zu Qualifizierung und Weiterbildung haben wir überall Experten, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Dazu gehört eine klare Organisationsstruktur, mit klarer Weisungsstruktur und klaren Prozessabläufen. Innerhalb dessen gibt es ohne weiteres lokale Spielräume, die man nutzen kann und manchmal in der Durchsetzung ein paar Runden mehr braucht.
Wie binden Sie die Kundschaft?
Klapper: Wer sich als Arbeitgeber einmal wirklich mit uns zusammengesetzt hat, um unsere Unterstützungsmöglichkeiten kennenzulernen, merkt schnell, dass da mehr drin ist als er vorher von uns als Behörde erwartet hat. Und wer einmal mit uns auf einem gemeinsamen Pfad war, nutzt unsere Leistung auch immer wieder. Immerhin hat er sie ja als Arbeitgeber durch seine Beiträge sowieso schon bezahlt. Wir wirken beispielsweise mit an der Integration von Schwerbehinderten oder qualitativ noch nicht ganz passenden Fachkräften bis zur gemeinsamen Analyse der Personalstruktur und Planung des Fachkräftebedarfs.
Wie gewinnen Sie Neukundschaft?
Klapper: Jeder kennt die Arbeitsagentur. Wir sind in der Öffentlichkeit ständig präsent. Das Bild von langen Schlangen wartender Arbeitsloser in unseren Räumen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Wir werden immer mehr als Dienstleisterin wahrgenommen, die bei allen Fragen rund um den Job verlässliche Ansprechpartnerin ist. Unsere Entwicklung zur „Agentur für Weiterbildung“ wird bei den anstehenden Transformationsprozessen in der Wirtschaft immer wichtiger. Entsprechend haben wir unser Angebot angepasst und beraten zunehmen nicht nur arbeitslose Bürger, sondern auch Menschen die mitten im Erwerbsleben stehen und gemeinsam mit uns Lösungen für ihre Zukunft suchen.
Wie verbessern Sie den Service?
Klapper: Unser Leitmotiv ist alle Prozesse vom Kunden her zu denken. Das fängt bei unseren Webseiten an, die wir ständig durch Feedbacks und Studien überprüfen lassen, geht über die Entwicklung von weiteren technischen Dienstleistungen bis hin zur Schulung und Qualifizierung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Wie leben Sie Service?
Klapper: Erfolgreich sind wir besonders dann, wenn wir möglichst dicht an und mit den Kunden arbeiten. Das heißt vor allem möglichst vor Ort präsent zu sein. Beispielhaft ist die frühzeitige und regelmäßige Präsenz an allen Schulen, um den Berufswahl-Prozess kontinuierlich zu begleiten. Jeder Schüler und jede Schülerin kann dort direkt vor Ort Kontakt mit unseren Berufsberatern aufnehmen, ohne erst zu uns kommen zu müssen.
Wie positionieren Sie sich als attraktiven Arbeitgeber?
Klapper: Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung sind für uns sehr wichtig: Bei der Bundesagentur unterscheiden wir nicht nach Herkunft, Alter oder Geschlecht. Wir ermöglichen die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit und unterstützen bei gesundheitlichen Einschränkungen. Dazu kommen Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, Homeoffice, eigenverantwortliche Arbeitsweise und die Möglichkeit der bundesweiten Beschäftigung als die großen Assets. Aber da fällt mir noch so viel ein, wie der Familienservice, der bei Kinderbetreuung und Pflege für Angehörige unterstützt, das Gesundheitsmanagement mit Kursen und Schulungen, Weiterbildungen und Aufstiegschancen und das bei flexiblen Arbeitszeiten, um nur ein paar Aspekte mehr zu nennen. Unsere Mitarbeitenden und Bewerberinnen und Bewerber haben uns auf der Plattform Kununu bewertet. Wir haben dabei die Auszeichnung als Top Company und Open Company erhalten. Das hat mich sehr gefreut.
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