Zukunftsperspektive

Wie Blended Travel die Geschäftsreise verändert

Geschäftsreisen sind heute oft eine Mischung aus Arbeit und Freizeit, was als Blended Travel bezeichnet wird. Hotels reagieren mit neuen Konzepten, um diese hybride Form des Reisens zu unterstützen, indem sie Räume für Arbeit, Entspannung und Kreativität bieten. Der Trend hat nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Vorteile, da er zu einer effizienteren und zugleich erfüllenderen Reiseerfahrung führt.

Das Bild zeigt das Hotel Crowne Plaza von oben, inklusive der Leuchtschrift, sowie die danebenliegende Häuserreihe, als Hinweis auf Blended Travel

15.10.2025

Freitagmorgen, ein Mann sitzt in der Lobby des „Crowne Plaza Hamburg“. In zwei Stunden beginnt ein Online-Meeting. Vorher will er noch joggen an der Außenalster. Ein Alltag, wie ihn die Hotellerie immer öfter beobachtet – irgendwo zwischen Effizienz und Entschleunigung, zwischen Zoom-Call und Zeit mit der Familie. Willkommen in der Ära des Blended Travels.

Was vor wenigen Jahren noch als pandemiebedingte Übergangserscheinung galt, ist inzwischen neue Normalität: Geschäftsreisen, die mit Freizeitanteilen kombiniert werden. Mario Maxeiner, Managing Director Northern Europe bei IHG Hotels & Resorts, spricht von einer „grundlegenden Verschiebung“ im Reiseverhalten. „Früher war ich geschäftlich in den USA unterwegs, habe aber nie etwas von der Umgebung gesehen“, sagt Maxeiner. „Heute plane ich bewusst einen privaten Tag mit ein – und bin produktiver als zuvor.“

Aktuelle Zahlen stützen seine Beobachtung: Laut einer von YouGov durchgeführten Studie bevorzugen 48 Prozent der befragten Deutschen bei der Jobsuche Arbeitgeber, die Blended Travel ermöglichen – damit liegt dieses Kriterium fast gleichauf mit der populären Vier-Tage-Woche. Vor allem jüngere Fachkräfte legen Wert auf Flexibilität, Erlebnisqualität – und darauf, „Arbeit und Leben nicht strikt voneinander zu trennen, sondern sinnvoll zu verzahnen“, wie es in einem Whitepaper von „Crowne Plaza“ heißt.

Flexible Arbeitsplätze in der Lobby: Wer unterwegs arbeitet, findet im „Crowne Plaza Hamburg“ eine konzentrierte Atmosphäre – und Anschlüsse im doppelten Sinne

Hotels reagieren mit neuen Konzepten

Doch was bedeutet das für die Hotellerie? Die Antworten darauf fallen differenziert aus – je nach Konzept, Lage und Anspruch. Bei den Hotels der IHG-Gruppe, zu denen auch das „Crowne Plaza Hamburg“ gehört, wird seit Jahren an einem Raumkonzept gearbeitet, das diese Form des hybriden Reisens unterstützt. „Unsere Zimmer sind in Zonen gegliedert“, erklärt Maxeiner. „Es gibt Bereiche zum Arbeiten, aber auch solche für Rückzug und Erholung. Auch in der Lobby sind Ruhe, Austausch und Konzentration gleichermaßen möglich.“

Die Gründe für den Aufstieg des Blended Travels sind strukturell. Zum einen erlauben viele Unternehmen – zumindest in Teilbereichen – weiterhin hybrides Arbeiten. Zum anderen habe sich laut Maxeiner das Verhalten der Geschäftsreisenden verändert: „Früher war ein Tag im Hotel die Regel, heute bleiben viele zwei bis drei Nächte. Damit steigt die Chance, private Aktivitäten anzuschließen.“

Blended Travel ist also mehr als ein zusätzlicher Urlaubstag – es ist ein kultureller Wandel. „Reisende verbinden ihre Trips mit persönlicher Weiterentwicklung“, heißt es im „Crowne Plaza“-Whitepaper. 19 Prozent der Befragten geben an, durch Blended Travel gesündere Routinen zu entwickeln, 20 Prozent steigern damit ihre Arbeitszufriedenheit. „Mind-Body-Equity“ nennt sich das Prinzip, das körperliches und seelisches Wohlbefinden als gleichwertig zur beruflichen Effizienz betrachtet. Für Hotels bedeutet das: gesundes Essen, Outdoor-Fitness, geführte Läufe – aber auch Räume, die Kreativität zulassen. „Wir bieten Running-Concierges, aber auch Abendformate mit regionalem Fokus – vom Wein-Tasting bis zum Kunstgespräch“, erklärt Maxeiner. Damit rückt das Hotel in eine neue Rolle: nicht mehr nur Unterkunft, sondern Möglichkeitsraum für Produktivität, Entspannung und sozialen Austausch.

Positive Auswirkungen auf die Reisekosten

Der Trend hat wirtschaftliche Dimensionen. Angesichts steigender Preise – auch für Geschäftsreisen – wird die Kombination mit Freizeit zu einem finanziellen Argument. Laut YouGov geben 18 Prozent der Deutschen an, dass sich Blended Travel positiv auf ihre Reisekosten auswirkt. Unternehmen erkennen das Potenzial: Einige integrieren die Option bereits in ihre Intranets, bieten gezielt Angebote für verlängerte Aufenthalte an – teils in Kooperation mit Hotelketten.

Auf hybride Arbeitsweise zugeschnitten: Die Zimmer im „Crowne Plaza“ bieten klare Zonen für Arbeit, Erholung und Rückzug

Die Umsetzung variiert. In Großstädten lassen sich Programme leicht etablieren. In kleineren Märkten, etwa im Umfeld des deutschen Mittelstands, sei das laut Maxeiner „komplexer“. Der deutsche Geschäftsreisende ticke anders – rationaler, effizienter. Aber auch dort funktioniere das Konzept, „wenn das Angebot stimmt und auf den lokalen Kontext angepasst ist“.

Interessant ist, wie Blended Travel auch die Vorstellung von Produktivität verändert. 93 Prozent der Briten etwa glauben laut einer Studie von Create Arts, dass Kreativität für das eigene Wohlbefinden entscheidend ist. Und fast drei Viertel der Unternehmen weltweit nennen kreatives Denken als Priorität für Nachwuchskräfte. Wenn also Reisende abends am Hoteltresen neue Ideen entwickeln, ist das Teil eines neuen Arbeitsverständnisses.

In Zukunft noch mehr Flexibilität

Die Zukunft? Wird noch flexibler. Noch individueller. Noch verbundener. „Crowne Plaza“ testet bereits Content-Partnerschaften, etwa mit BBC Maestro, die Hotelgästen ortsunabhängige Weiterbildung ermöglichen. Ein Hotelaufenthalt soll damit zum Ausgangspunkt für Entwicklung werden – nicht nur der nächsten Präsentation, sondern auch der eigenen Perspektive. Maxeiner bringt es auf den Punkt: „Wenn ich weiß, dass ich im Hotel nicht nur schlafen, sondern auch lernen, entspannen und Kontakte knüpfen kann, dann wird Reisen nicht nur effizienter, sondern auch erfüllender.“ Und der Mann in der Lobby? Der schnürt jetzt seine Schuhe – auf dem Weg zu einem Online-Meeting, das im Kopf vielleicht schon bei
Kilometer drei beginnt.

Mario Maxeiner

Managing Director Northern Europe bei IHG Hotels & Resorts, setzt auf Blender Travel