Hospitality

Fünf Sterne? Fünf Herzen!

Hotels gibt es viele. Doch wie schafft man es, ein Haus erfolgreich zu machen? Darüber spricht DUP UNTERNEHMER mit Christian Bär, der mit einem Plan und viel Leidenschaft den „Alpenhof Murnau“ vitalisierte.

16.06.2025

Fährt man mit dem Auto übers Land, entdeckt man in fast jedem Ort ein altes Hotel – oder einen in die Jahre gekommenen Gasthof. Und da gibt es oft zwei Probleme: einen riesigen Investitionsstau und keinen Betreiber, der das machen will. Anders sieht die Welt in Murnau aus. Dort hat Christian Bär vor elf Jahren den „Alpenhof Murnau“ übernommen und in Deutschlands Hotelspitze geführt.

Relaxing: Direkt ans Murnauer Moos grenzt der Außenpool des „Alpenhof Murnau“ – gekürt als Deutschlands drittbestes „Luxury Hideaway“ | Credit: Alpenhof Murnau

Erreicht man dessen Auffahrt, erschließt sich die Architektur nicht auf den ersten Blick. Kein Wunder, wurde das Hotel doch ursprünglich in den 60er Jahren als Motel (!) konzipiert – direkt an einem Knotenpunkt zweier Autobahnen, der Mitten im Murnauer Moos liegen sollte. Gekommen ist es nie so. Der Autobahnbau wurde auf Eis gelegt und das Gebäude als Hotel fertiggestellt. Ein doppelter Glücksfall.

Naturverbunden in privilegierter Lage

Denn so präsentiert sich zum einen das Hochmoor Murnauer Moos heute als beeindruckendes Naturspektakel mit seiner Artenvielfalt in Flora und Fauna. Politiker besuchen es derzeit gern, um auf die CO2-regulierende Wirkung zu verweisen. Binden Moore doch rund 30 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffes weltweit – doppelt so viel wie alle Wälder zusammen.

Zum anderen konnte nur so aus dem direkt ans Moos angrenzenden „Alpenhof Murnau“ das werden, was er heute ist: Ein unaufdringliches Fünf-Sterne-Haus mit absolutem Wohlfühlfaktor, das Bärs Handschrift trägt. Gemeinsam mit seiner Frau gestaltete er das Haus neu, renovierte, baute um und an. Nach und nach mit dem Plan, ein alpenländisches Juwel zu schaffen.

Traditionell auf hohem Niveau

So öffnet sich heute eine große Panoramaterrasse zum weitläufigen Garten. Hier kann man selbst an einem recht frischen Maimorgen, wie erlebt, entspannt draußen Frühstücken, wenn man mag. Eingedeckt sind die Tische – selbstverständlich. Serviert wird auch hier – selbstverständlich. Mit einem Lächeln – selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit atmet das ganze Haus, gelassen und herzlich. 

Panoramablick: Murnau grenzt an den Staffelsee, lädt so zu ausgedehnten Spaziergängen, Bootsfahrten und zum Baden ein | Credit: Alpenhof Murnau

Im Garten finden sich Pflanzen, die typisch sind für die Region. Mehrere Mähroboter werkeln vor sich hin. Und der Pool dampft ein wenig in der Früh. Ist er doch angenehm beheizt, damit man selbst vor dem Frühstück ein Bad nehmen kann. Unweit vom Pool steht eine fast hundert Jahre alte Bockhütte. Diese hat der Hotelier mit seinem Bruder vor dem Abriss gerettet, sie am Berg Stück für Stück abgetragen, hier wieder aufgebaut – und mit viel Liebe zum Detail restauriert. Sie wird für Veranstaltungen genutzt. Hierhin zogen sich unter anderem Ursula von der Leyen und Friedrich Merz für Beratungen zurück während eines Treffens im „Alpenhof Murnau“.

Heimatverbunden

Um die Hütte herum ragen einige Monolithe aus dem Rasen, Originalfelsbrocken von der Zugspitze. Hergeschafft hat sie ein Murnauer Bauunternehmer, den Christian Bär natürlich kennt. Ist er doch hier aufgewachsen im benachbarten Seehausen, direkt am Staffelsee. Und das spürt man auf jedem Schritt. Wenn er das Münterhaus zeigt, in dem Gabriele Münter und Wassily Kandinsky lebten und malten. Wenn er auf den Staffelsee herunterblickt, dabei von der Sage vom Drachen und den sieben Inseln erzählt. Oder seinem Freund Michael, Geschäftsführer im Griesbräu, einen Blitzbesuch abstattet. Christian Bär, übrigens Neffe von Skilegende Christian Neureuther, ist hier zuhause. Und stolz darauf.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Herr Bär, Sie haben in München einen Top-Job aufgegeben für das Hotel. Warum?

Christian Bär: Weil sich die einmalige Chance bot, den „Alpenhof Murnau“ in meiner Heimat neu zu erfinden. Mich hat gereizt zu beweisen, dass man ein so tolles Haus zum Laufen bringen kann.

Wie sind Sie vorgegangen?

Bär: Wir haben einen Sechs-Jahres-Plan erstellt und finanzielle Unterstützung vom Eigentümer erhalten. Die Investitionen haben wir Schritt für Schritt umgesetzt, erst die Schrauben gedreht, die Geld bringen. Beginnend mit der Hotelhalle, der Visitenkarte eines jeden Hauses.

Und damit ging es bergauf?

Bär: Ja, 2017 erreichten wir die schwarze Null. Das war der Moment, die Betreibergesellschaft allein zu übernehmen. Heute sind alle Zimmer, die Bar und das Außenschwimmbad überarbeitet. 2018 kamen 25 neue Zimmer hinzu, ebenso das Panoramarestaurant, das Almsaunadorf sowie die Gartenlandschaft.

Wie präsentiert sich das Haus?

Bär: Bayerisch modern, leger, in erdigen Farben und mit ländlichem Holz. Das ist vor allem meiner Frau Elke zu verdanken und ihrem Talent für Design. Auch Kunst spielt bei uns eine Rolle, so wie in der gesamten Region. Hier wirkte die Malergruppe „Der Blaue Reiter“, angeführt von Wassily Kandinsky und Franz Marc.

Wofür steht der „Alpenhof Murnau“?

Bär: Unser Hotel ist das einzige am Murnauer Moos, dem größten Hochmoor Mitteleuropas, mit einem unglaublichen Farbspiel. Diese Erdverbundenheit spürt man bei uns in jedem Detail. Deswegen setzen wir schon lange auf Nachhaltigkeit. So beziehen wir alles, wenn möglich, regional, etwa bei den Fischern vom Walchensee.

Wie wichtig sind die Menschen?

Bär: Sie sind der größte Faktor. Wir haben rund 140 Mitarbeitende, davon sind 57 mehr als zehn Jahre dabei. Die meisten stammen aus Murnau. Das ist offenbar ein magischer Ort. Die Menschen wirken hier glücklicher als anderswo, was auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gilt. Das ist, was Gäste suchen. Echte Herzlichkeit. Eigentlich sollten wir Hotels nicht nach Sternen bewerten. Fünf Herzen als Auszeichnung sagen viel mehr.

Mehr unter alpenhof-murnau.com

Christian Bär

ist Geschäftsführer des „Alpenhof Murnau“ und lernte in der „Post“ in Lech. Weitere Stationen: das „Sacher“ in Wien und zuletzt das „Dallmayr“ in München