Logistik

Modulare Mobilität: Volle Kraft voraus mit einer vollen Ladung Strom

Kia und Renault zeigen wegweisende Antriebs- und neue Fahrzeugkonzepte, die maßgeschneiderte Lösungen für leichte Nutzfahrzeuge versprechen. Trends, die das Transportwesen revolutionieren sollen.

Ein Auto von Kia.

19.12.2024

Volle Kraft voraus mit einer vollen Ladung Strom

Logistik, Ride-Sharing, letzte Meile und mehr neue Konzepte für Logistik und urbane Mobilität prägen die Zukunft und definieren Transport völlig neu. Drei aktuelle Beispiele: Kia mit seinen Purpose Built Vehicles (PBVs) und Renault mit dem Wasserstofftransporter Master H2-Tech sowie dem Estafette Concept, einer Vision für die Zukunft des urbanen Transports. Drei Neuheiten, die zeigen, in welche Richtung sich der Markt für leichte Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicles, LCVs) entwickeln wird.

Der südkoreanische Mobilitätsdienstleister Kia will nun auch den Markt für leichte Nutzfahrzeuge angreifen und mit seinen PBVs maßgeschneiderte Elektromobilität für jede Anwendung bieten – autonom, flexibel und nachhaltig. Es soll der nächste Schritt in die Zukunft des Transports und der Transporter sein.

Vernetzung und Softwarelösungen

Die für Spezialfahrzeuge gebräuchliche Abkürzung PBVs definieren die Südkoreaner deshalb einfach mal neu und machen daraus: „Platform Beyond Vehicle“. Was der asiatische Mobilitätsanbieter darunter versteht: „Eine Palette zweckgebundener Elektrofahrzeuge, die eine über die Fahrzeuge hinausgehende Plattform bilden.“ Es geht also um modulare E-Fahrzeuge, um Digitalisierung, Vernetzung, Robotik, autonomes Fahren und die Integration des Ganzen. Vereinfacht gesagt: Es geht um das Baukastenprinzip, also eine Plattformarchitektur, auf der verschiedene Fahrzeugtypen ent- stehen; um skalierbare Batteriegrößen, die je nach Einsatzzweck angepasst werden können; um vielfältige Einsatzmöglichkeiten und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Märkte und Kundenwünsche sowie natürlich um Kosten- und Zeiteffizienz.

Dies ermöglicht eine breite Palette von Fahrzeuggrößen und Karosserievarianten, die sowohl für B2B- als auch für Privatkunden geeignet sind. Die Fahrzeuge sollen sich dabei durch gutes Handling, Leistungsstärke und einen besonders kleinen Wendekreis auszeichnen, was sie ideal für den Einsatz in städtischen Ge- bieten macht. Ein Schlüsselelement der PBVs ist ihre Ladetechnologie. Die Fahrzeuge sollen in der Lage sein, ihre Akkus in weniger als 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufzuladen. Dies ist vor allem wichtig für Nutzer, die auf kurze Ladezeiten angewiesen sind. Zusätzlich sind die PBVs mit bidirektionalem Laden ausgestattet, was die Nutzung der Fahrzeugbatterie für externe Geräte ermöglicht – ein E-Transporter also, der nicht nur Strom benötigt, sondern Energie auch abgeben kann.

Dabei sind fortschrittliche Softwarelösungen und Over-the-Air-Updates, die die PBVs zu echten mobilen Plattformen machen, für Kia Schlüsselkomponenten. Denn darüber lassen sich Fahrzeugfunktionen stetig verbessern, die PBVs sehr effektiv mittels Datenübertragung und ohne zeitraubenden Werkstatt- besuch an sich ändernde Anforderungen anpassen.

Wasserstoff als Zukunftstechnologie: Renault Master H2-Tech

Nutzfahrzeugriese Renault wiederum setzt mit dem Master H2-Tech auf Wasserstoffantrieb als zukunftsweisende Technologie. Der seriennahe Prototyp verspricht den Lieferverkehr nachhaltiger und effizienter zu machen. So bietet die zweite Generation dank verbesserter Brennstoffzellentechnik und größerer Tanks eine ermutigende Reichweite von bis zu 700 Kilometern (nach WLTP). Dies übertrifft den Aktionsradius der batterieelektrischen Variante um satte 240 Kilometer und macht den Master H2-Tech attraktiv speziell für Langstreckeneinsätze.

Der vielseitige Wasserstofftransporter kombiniert eine 47-kW-Brennstoffzelle mit einem 20-kWh-Lithium-Ionen-Akku in einem Hybridsystem. Die Brennstoffzelle ersetzt den Dieselmotor, während die Tanks mittig unter dem Fahrzeugboden platziert sind. Diese Konfiguration optimiert das Thermomanagement und ermöglicht die Rückgewinnung von Bremsenergie. Ein großer Vorteil des H2-Antriebs ist die kurze Tankzeit von nur fünf Minuten. Zudem wurde die Technik vollständig in die Fahrzeugsilhouette integriert, was ein dem Dieselmodell entsprechendes Nutzvolumen ermöglicht.

Mit dem Estafette Concept gehen die Franzosen noch einen Schritt weiter. Der Stromer knüpft ans Vermächtnis des legendären Renault-Transporters aus dem Jahr 1959 an, will gleichzeitig aber die Welt der Nutzfahrzeuge revolutionieren. Das Concept-Car basiert auf der neuen FlexEVan-Plattform, die Renault mit den Joint-Venture-Partnern bei Flexis entwickelt hat. Es ist das erste Fahrzeug der Renault Group, das auf einer elektronischen SDV-Architektur (Software- Defined Vehicle) aufbaut, was es intelligent, skalierbar und modular macht. Mit 4,87 Meter Länge und einer Breite von 1,92 Metern passt das Estafette Concept in eine Standardparklücke, bietet aber dank seiner Höhe von 2,59 Metern ein beeindruckendes Ladevolumen von etwa 7,1 Kubikmetern.

Fazit: Die Transporter-Trends beschreiben vielfältige Lösungen für die Mobilität von morgen, obwohl sie auf der Hand liegen und sich mit den Stichwörtern Elektrifizierung, Flexibilität, Vernetzung, Effizienz und Nachhaltigkeit am besten kennzeichnen lassen. Sie zeigen zudem, dass die Logistik- und Transportbranche vor grundlegenden Veränderungen steht.