Gutes tun und gleichzeitig gutes Geld verdienen: das ist die Idee nachhaltiger Investments. Aber welche Folgen hat es zum Beispiel, wenn das Geld nur in saubere Unternehmen fließt – kann dann eine nachhaltige Wirtschaft überhaupt entstehen? Sonja Laud ist Chief Investment Officer der Fondsgesellschaft LGIM. Und sagt, genau das ist möglich.
Nachhaltige Investments
„Wir gehen Schwierigkeiten nicht aus dem Weg“
Geldanlage nach nachhaltigen Kriterien ist gefragt wie nie. Und trotzdem ist klimaschädliche Kohle so teuer wie seit Jahren nicht mehr. Wie passt das zusammen? Und sind Ausschlusskriterien tatsächlich der Schlüssel für grüne Investments? Ein kurzes Gespräch mit Sonja Laud, Chief Investment Officer der Fondsgesellschaft LGIM.

20.01.2022

Sonja Laud
ist Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management (LGIM). Zuvor war sie unter anderem bei Fidelity und Schroders beschäftigt
Welche Folge hat eigentlich die enorme Beliebtheit nachhaltiger Finanzprodukte?
Sonja Laud: Die Folgen der enormen Beliebtheit von ESG-Produkten sind vielfältig und komplex. Vielleicht ist Kohle ein gutes Beispiel: Trotz des Beschlusses der COP26-Konferenz, die Nutzung von Kohle auslaufen zu lassen, stiegen die Kohlepreise auf ein Zwölf-Jahres-Hoch. Sollten wir aus Unternehmen, die mit Kohle zu tun haben, aussteigen, obwohl sie – wenn auch nur kurzfristig – Renditen versprechen? Wir halten die Rolle von Kohle im Energiemix für unvereinbar mit der Verpflichtung, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zu begrenzen. Wir gehen daher davon aus, dass der Anteil der Kohle am weltweiten Energiemix abnehmen wird. Als langfristiger Investor und im Interesse unserer Kunden halten wir es daher für wichtig, diesen Übergang in den von uns verwalteten Portfolios zu berücksichtigen.
Was bedeutet es eigentlich für die Nachhaltigkeit der Gesamtwirtschaft, wenn ein Fondshaus nach dem Ausschlussprinzip arbeitet?
Laud: Wenn wir Kohle aus unseren Portfolios ausschließen, dann bedeutet das jedoch nicht, dass sie auch aus der Wirtschaft verschwindet. Seitdem sich Anleger aus Kohleunternehmen zurückziehen, werden Bergwerke nicht geschlossen, sondern von anderen Betreibern aufgekauft, deren Fokus auf kurzfristiger Gewinnmaximierung liegt.
Das heißt was für Anleger?
Laud: Wenn sich Anleger für ein Indexmandat entscheiden, das einige kohlebezogene Wertpapiere enthalten kann, schließen wir sie nicht automatisch aus, sondern bevorzugen ein aktives und zunehmend stärkeres Engagement, um den Kohleausstieg sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass keine zusätzlichen Kohleverstromungs-Kapazitäten eingerichtet werden. Ein Mandat für verantwortungsbewusstes Investieren ist kein Freibrief, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sondern sollte gerade in einer der schwierigsten Herausforderungen der Gegenwart ein Aufruf zum Handeln sein.
Sorgt das dafür, dass die Nachfrage der Investoren nach nachhaltig aufgestellten Firmen steigt und damit auch deren Aktienkurse?
Laud: ESG-Investitionen brauchen also das Preisgefüge nicht zu verzerren: Indem wir die Standards auf dem gesamten Markt anheben, machen wir die gesamte Wirtschaft nachhaltiger und sorgen so auch für nachhaltigere Renditen. Das ist die entscheidende Erkenntnis des integrativen Kapitalismus, unserer Vision, kreative Wege zu finden, damit mehr Menschen vom Wirtschaftswachstum profitieren können: Wir erkennen die Rückkopplungsschleifen in der Gesamtwirtschaft und handeln, um sicherzustellen, dass sie positiv ausfallen.

Redakteur
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