Das ist mal eine Kapitalspritze: 110 Millionen Euro hat das Berliner InsurTech wefox kürzlich von internationalen Kapitalgebern erhalten. Eine Rekordsumme. So viel hat bisher kein anderes deutsches Versicherungs-Start-up einsammeln können. Warum? CEO Julian Teicke sagt, das liege vor allem an dem digitalen Marktplatz. Denn dort kommen alle Versicherungsbeteiligten zusammen. Damit arbeitet der 32-Jährige nicht gegen die traditionellen Makler, sondern mit ihnen – und vereint zwei scheinbar gegensätzliche Welten. Wie genau das funktioniert und wie eine moderne Versicherung heute aussehen muss, erläutert Teicke im Interview.
InsurTechs
Wefox-CEO Julian Teicke im Interview
Viele InsurTechs suchen vor allem nach Nischen. Doch warum nicht einfach Altes und Neues kombinieren? Wie, erklärt wefox-CEO Julian Teicke.

02.01.2020

Julian Teicke
ist CEO von wefox, einem unter der Marke Financefox gegründeten Berliner Versicherungs-Start-Up
DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie unterscheidet sich wefox von anderen Wettbewerbern?
Julian Teicke: Wir machen die Versicherung für Kunden, Makler und Versicherer neu erlebbar. Konkret heißt das: 1.500 Versicherungsmakler und 400.000 Kunden versammeln sich auf dem wefox-Marktplatz. Somit können sich alle Marktteilnehmer auf einer Plattform beteiligen. Darin sehe ich die Zukunft. Auf unserer Plattform werden Menschen zusammengebracht, die das gemeinsame Interesse haben, sich im Schadenfall gegenseitig abzusichern. Dabei geht es um Werte wie Vertrauen, Komfort und Transparenz. Kunden wollen, dass ihre Anliegen unkompliziert bearbeitet werden. Sie können ihre Versorgungswünsche über einen Single Point of Contact zu jeder Zeit, an jedem Ort und schnell lösen – mit einem Ansprechpartner für all ihre Anliegen.
Mit One hat Ihre Gruppe seit rund einem Jahr zudem einen eigenen digitalen Versicherer an Bord. Warum brauchte es noch einen weiteren Anbieter von Versicherungsprodukten?
Teicke: One holt Versicherungen in die digitale Welt und hat damit die Möglichkeit, seine Versicherungspakete kundengerechter zu gestalten. Die Angebote basieren auf einem Datenaustausch in Echtzeit. Die Deckung kann ebenfalls in Echtzeit und sogar auf locationbasierten Daten angepasst werden. Wir positionieren One als Zukunftscoach, der den Versicherten einen proaktiven, situationsbedingten Schutz vor Risiken anbietet – auch für ein kurzes Zeitfenster. Briefverkehr und Hotline-Warteschleifen waren gestern: Nutzer können per Smartphone und innerhalb weniger Minuten monatlich kündbare Versicherungen abschließen. Schäden werden direkt über die App gemeldet und in über 60 Prozent der Fälle noch am selben Tag beglichen. Bei Schadenfreiheit gibt es Geld zurück – oder aber die Möglichkeit, die Summe für einen guten Zweck zu spenden.
Stichwort Daten: Versicherer entwickeln sich immer mehr zu Datenanalysten. Was können die Branchengrößen dabei von InsurTechs lernen?
Teicke: Der Lernprozess geht für mich in beide Richtungen. Wir können alle voneinander lernen. Wir brauchen Lösungen, die alle Marktteilnehmer vernetzen. Ein Ansatz ist etwa, Versichern als Lebensbegleitung zu verstehen und zu etablieren. So können wir im Bereich der Prävention und der Vermeidung von Schäden Innovationen schaffen. Mehr zum Thema
- Übersicht: Auf der Suche nach dem Einhorn
- Teil 1: Digitalisierung des Traditionsversicherers HanseMerkur
- Teil 2: HUK24, der erste deutsche Online-Versicherer
- Teil 3: WeFox will Altes und Neues kombinieren
- Teil 4: Coya versucht das Thema Versicherungen neu zu definieren
- Teil 5: Andsafe und die digitale Revolution
- Teil 6: Finanzchef24 richtet sich an Gewerbetreibende